Patrick Angus war der malende Chronist des schwulen Nachtlebens im New York der 1980er-Jahre. Der 1953 in Nord-Hollywood, Kalifornien, geborene Künstler dokumentiert in seinem Werk die Bars, Clubs, Kinos und Vergnügungsstätten der New Yorker Gay-Szene. Dabei ging es ihm jedoch weniger um ein politisches Statement, als vielmehr um die Darstellung menschlicher Grundbedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste. Seine Bilder sind Metaphern für die Suche nach der eigenen Identität und damit auch der geschlechtlichen Selbstfindung. Darin begründet sich die Aktualität seiner Bilder, denn sexuelle Diversität ist nach wie vor ein konfliktgeladenes Thema.In ihrem großen Überblick ist die Ausstellung des Kunstmuseum Stuttgart eine Premiere. Denn das Werk von Patrick Angus, der im Alter von 38 Jahren an einer HIV-Infektion starb, war bislang ein Geheimtipp und blieb in der Kunstlandschaft weitgehend unentdeckt. Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt mit über 160 Gemälden und Zeichnungen einen Querschnitt durch das gesamte Schaffen von Angus.
In ihren kraftvollen Farben und ihrem rauen Realismus greifen seine figurativen Gemälde sowie Bunt- und Bleistiftzeichnungen die in den 1980er-Jahren virulente neo-expressive Malerei auf. Schon früh legte sich Angus auf traditionelle Sujets der Malerei fest. Landschafts-, Genre-, Porträt- und Interieurmalerei bestimmen sein Œuvre. Das Porträt nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Auch hierin kommt er seinem großen Vorbild, dem britischen Künstler David Hockney nahe. Dieser wurde 1992 auf Patrick Angus aufmerksam und erwarb noch zu Lebzeiten des Künstlers sechs Werke, die auch in Stuttgart zu sehen sind.