Rachel Whiteread ist international eine der führenden Künstler_innen ihrer Generation. In Wien ist sie vor allem für ihr Holocaust-Mahnmal auf dem Judenplatz bekannt. Die britische Künstlerin hat die Stadt damit nachhaltig geprägt und den Erinnerungsdiskurs verändert. Das Belvedere 21 zeigt von 7. März bis 29. Juli 2018 einen umfassenden Querschnitt durch das drei Jahrzehnte umspannende Œuvre der renommierten Turner-Preisträgerin.„Es bedeutet für uns einen Meilenstein, die Ausstellung der Starkünstlerin Rachel Whiteread im Belvedere 21 zu zeigen. Es ist der Idealfall einer der weltweit einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit, die gleichzeitig eng mit dem Standort Wien verbunden ist.“
Stella Rollig, Generaldirektorin Belvedere und Belvedere 21 Rachel Whiteread ist für ihre intimen bis monumentalen Abgüsse von Leerräumen renommiert. Für ihre Negativformen von Alltagsgegenständen, Möbel und Architekturelementen verwendet die britische Künstlerin industrielle Materialien wie Gips, Beton, Harz, Gummi, Metall und Papier. Mit ihrer stillen, eindringlichen Präsenz rufen Whitereads Plastiken persönliche sowie allgemeingültige menschliche Erfahrungen und Erinnerungen wach.
Die umfassende Retrospektive von Rachel Whiteread im Hauptraum des Belvedere 21 bringt dem Wiener Publikum erstmals Hauptwerke aus den verschiedenen Schaffensperioden der Künstlerin näher. Mit rund siebzig Werken spannt die Schau einen Bogen von frühen Abgüssen von Wärmflaschen bis zu neuen Reliefs aus Papiermaschee. Abgüsse ganzer Räume, Fußböden, Türen und Fenster sind ebenso zu sehen wie Negativformen von Alltagsgegenständen wie Tischen, Schachteln oder Papierrollen. Auch Meilensteine in Whitereads Karriere wie Closet und Mantle (beide 1988) sowie Untitled (Twenty-five spaces) aus dem Jahr 1995 werden gezeigt.
Als besonderen Schwerpunkt behandelt die Ausstellung das Mahnmal für die jüdischen Opfer der Shoah in Österreich, das im Jahr 2000 auf dem Wiener Judenplatz enthüllt wurde. Für Whiteread war das Holocaust-Mahnmal in Wien wegweisend für ihre weitere künstlerische Entwicklung.
Untitled (Room 101) bildet ein weiteres Herzstück der Präsentation. Es handelt sich um den Abguss des Raums 101 im ehemaligen Gebäude des britischen Senders BBC, vermutlich die Vorlage George Orwells für „Room 101“, die Folterkammer in seinem dystopischen Roman 1984, der als Warnung vor Totalitarismus und dem Verlust der Menschlichkeit höchst aktuell ist. „Sieht man Whitereads Untitled (Room 101) im Zusammenhang ihrer anderen monumentalen Werke, wie Ghost, House oder dem Wiener Holocaust-Mahnmal, so eröffnen sich in ganzer Schärfe die politischen, sozialen, biografischen und ethischen Dimensionen ihrer Kunst,“ so Harald Krejci, Kurator der Ausstellung im Belvedere 21
Die Ausstellung wurde von der Tate Britain, London, gemeinsam mit der National Gallery of Art, Washington, D.C., organisiert, in Zusammenarbeit mit dem Belvedere 21, Wien, und dem Saint Louis Art Museum.
Mit Unterstützung von British Council in Österreich.
KURZBIOGRAFIE DER KÜNSTLERINRachel Whiteread ist eine der führenden Künstler_innen ihrer Generation. Sie wurde 1963 in London geboren, gewann 1993 als erste Frau den prestigeträchtigen Turner-Preis und vertrat 1997 Großbritannien bei der Biennale in Venedig. Ihre Arbeiten sind weltweit in großen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten und wurden in zahlreichen internationalen Einzelausstellungen gezeigt, u.a. im MADRE in Neapel, im Kunsthaus Bregenz, in den Museen für Moderne Kunst in Rio de Janeiro und Sao Paulo, im Solomon R Guggenheim Museum in New York, in der Serpentine Gallery in London und im Museum of Contemporary Art in Chicago. Weltweit gestaltete die Künstlerin zahlreiche prestigeträchtige Projekte für den öffentlichen Raum. Rachel Whiteread lebt und arbeitet in London.