Gemalt oder gedruckt – farbig mit Gold oder Schwarz-weiß: Mit mehr als 60 Arbeiten auf Papier führt die Staatsgalerie die vielfältigen Erscheinungsformen von Bildern auf Pergament und Papier im Spätmittelalter vor Augen. Sie dienten zur Illustration und als Schmuck von Büchern wie auch für die emotionale Steigerung der Andacht der Betrachter und der sinnlichen Freude. Die Ausstellung im Graphik-Kabinett präsentiert nun sieben, jüngst erworbene, kolorierte kleine Kupferstiche aus dem Gebetbuch einer Nonne in Utrecht sowie auch die glückliche Rückkehr eines Kriegsverlustes: Das 1506 gedruckte Stundenbuch mit Metallschnitten war für den Gebrauch in der Diözese Autun bestimmt, ist 1945 bei Kriegsende am Auslagerungsort gestohlen worden und tauchte 2014 in einem New Yorker Auktionshaus wieder auf.Die Präsentation zeichnet die Entwicklung von Bild und Buch im Spätmittelalter nach, angefangen von der Buchmalerei, über gedruckte Bilder für handgeschriebene Bücher bis hin zum Buchdruck. Die Holzschnitte in Inkunabeln des Buchdrucks wie dem »Ulmer Aesop« waren vielfach noch handkoloriert.
Vertiefend zu dieser Entwicklung sind spezifische Themen und Motive ausgewählt, wie großformatige Kanonbilder aus Messbüchern, Einblattdrucke für Neujahrsgrüße, kolorierte Holzschnitte mit Bildern beliebter Heiliger und besondere Drucktechniken wie Schrotblatt und Weißlinienschnitt. Die Künstler dieser Werke sind alle nicht namentlich bekannt. Am profanen Ende der Präsentation steht die älteste gedruckte Spielkarte, die tatsächlich gebraucht wurde.