Die Leerstelle: Das Nachleben der Sklaverei und die Lücken der ArchiveDas Humboldt Forum und die Mobile Akademie Berlin setzen ihre Veranstaltungsreihe Das Milieu der Toten mit einer Inszenierung unter dem Titel Die Leerstelle: Das Nachleben der Sklaverei und die Lücken der Archive am 4. und 5. Dezember 2017 jeweils um 19:30 Uhr in der St. Elisabeth-Kirche, Invalidenstraße 3, 10115 Berlin fort. Eine Filmreihe begleitet die Serie vom 30. November bis 2. Dezember 2017 an unterschiedlichen Orten Berlins. Alle Veranstaltungen haben freien Eintritt.„We live in the wake of Slavery.“Christina Sharpe
Eine Geschichte der Sklaverei kann nicht erzählt werden, denn ihre Lebenszeichen wurden getilgt und die Erinnerung an die Gewalttätigkeiten gelöscht. Auch kann sie nicht erzählt werden, weil Sklaverei nicht Geschichte ist. Noch immer bestimmt sie die Gegenwart schwarzer Leben. Wie aber könnten die Leere und die Grenzen des Archivs der Sklaverei erzählend und imaginierend überschrieben werden? Welche Hinweise können Theorie und Literatur für das Kuratieren musealer Ausstellungen geben? Was wäre ein „post-ethnografisches“ Museum?
In den Inszenierungen nehmen die renommierten amerikanischen Autorinnen und Theoretikerinnen Saidiya Hartman und Christina Sharpe die Unmöglichkeit der Beschreibung, Darstellung oder Historisierung von Sklaverei in den Blick. Theoretikerinnen und Theoretiker wie Ulrike Bergermann, Karin Harrasser, Elahe Haschemi Yekani und Gudrun Rath kommentieren in überquellenden Fußnoten ausgewählte Text- und Bildmotive aus den Büchern. Spoken Word Artist Goitsy Freeverse Montsho und die DJane İpek Ipekcioglu rezitieren Textpassagen. Expertinnen und Experten aus der Ausstellungspraxis und -theorie wie Cléméntine Deliss, Wayne Modest, Etienne Turpin und Friedrich von Bose geben Responses. Kuratiert werden die Aufführungen von Hannah Hurtzig und Marian Kaiser.
Korrespondierend mit den Aufführungen präsentieren das Humboldt Forum und die Mobile Akademie Berlin an unterschiedlichen Orten Berlins eine Reihe von Filmen. Fiktiv und dokumentarisch erzählen She’s Gotta Have It von Spike Lee, Killer of Sheep von Charles Burnett sowie For Ahkeem von Jeremy S. Levine und Landon Van Soest über die Auswirkungen des Sklavenhandels in Einzelschicksalen – in der Gegenwart bzw. Zeitgeschichte. Kurze, persönliche gehaltene Videoeinführungen von Menschen mit einem besonderen Bezug zu den einzelnen Filmen lenken den Blick auf offensichtliche und verborgene Spuren und lassen in den Filmen einen größeren Kontext entdecken. Die Filme wurden von der Kuratorin und Filmemacherin Dorothee Wenner zusammengestellt.
Besucherinnen und Besucher werden um eine Online-Anmeldung für jede einzelne Veranstaltung gebeten. Die Links dazu wie auch Informationen über die jeweilige Zusammensetzung der Protagonistinnen und Protagonisten der beiden Inszenierungen finden sich bei den unten aufgeführten Daten und Fakten. Die Anzahl Sitzplätze in der mechanischen Arena ist begrenzt. In der Villa Elisabeth bieten wir zusätzlich einen Video-Live-Stream an. Medienschaffende bitten wir um verbindliche Presseakkreditierung bei Michael Mathis, m.mathis@humboldtforum.com.
Seit 2010 erforscht die Mobile Akademie Berlin die prekären Zonen zwischen Leben und Tod. In der Serie Das Milieu der Toten sind performative Installationen, inszenierte Kongresse und Filme entstanden. Die Ausstellungen des Humboldt Forums erzählen die Geschichte der Welt anhand von Objekten und Artefakten. Die Aufführungen der Mobile Akademie Berlin inszenieren in den kommenden zwei Jahren die Geschichten der abwesenden Dinge und Wesen, die nicht in Ausstellungen gezeigt werden können oder sollten, deren Präsentation und Repräsentation scheitern muss. Sie finden in einem wandernden Wissenschaftstheater an wechselnden Orten in Berlin statt. Eigens für diese Berliner Serie wurde eine animierte, mechanische Arena, entworfen, die die Zuschauerinnen und Zuschauer abwechselnd ein- und ausschließt. Im ersten Teil der Serie, Der Antrag, im Mai 2017 im silent green Berlin verteidigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Forschungsantrag zum Milieu der Toten.
Mit dem Humboldt Forum entsteht Ende 2019 ein neues kulturelles Stadtquartier in der Mitte Berlins. Akteure sind die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, die Kulturprojekte Berlin mit dem Stadtmuseum Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Anhand einer einzigartigen Konzentration an Alltagsgegenständen, spirituellen Objekten und Kunstwerken und in Verknüpfung von Wissenschaft und Kunst eröffnen diese im rekonstruierten Berliner Schloss neue Sichtweisen auf aktuelle Themen wie Kultur und Natur, Politik und Religion, Forschung und Geschichte. Bereits jetzt ist das Humboldt Forum mit einem vielfältigen Programm aus Ausstellungen, Diskussionen, Performances, Workshops, Filmen und künstlerischen Interventionen in der ganzen Stadt präsent.
Weitere Information unter humboldtforum.com und mobileacademy-berlin.com.