Denkmäler als Orte der öffentlichen Erinnerung und des Gedenkens bedienen sich seit der Antike des Mediums Skulptur. Im 19. Jahrhundert entstand mit dem patriotischen Nationalgedanken ein Denkmalkult, der in Wien seinen Höhepunkt an der Ringstraße erreichte. Deren plastische Monumente untermauerten sowohl imperiale Machtansprüche und den Mythos des habsburgischen Herrscherhauses als auch verewigten sie die Werte des liberalen Bürgertums in den Standbildern von Schriftstellern und Musikern. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurde die Skulptur zur massentauglichen Repräsentation gesellschaftlicher und politischer Ideen herangezogen. In der Zwischenkriegszeit übernahmen Denkmäler die Funktion politischer Repräsentanz. Der Kampf zwischen divergierenden politischen Idealen wurde auch über die ideologisch aufgeladenen Monumente ausgetragen. Bei Veränderungen der Machtverhältnisse teilten diese dann auch in vielen Fällen das Schicksal ihrer Auftraggeber und wurden „abgesetzt“ und „ausgeschaltet“. Nach 1945 blieb in Österreich diese politische Fragmentiertheit bestehen, wich aber in der unmittelbaren Nachkriegszeit einem politisch notwendig scheinenden oberflächlichen Konsens, der sich auch in den Denkmälern und in der Erinnerungskultur dieser Zeit ausdrückt.Fritz Wotruba (1907–1975), der zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts zählt und als Klassiker der modernen Skulptur gilt, setzte sich intensiv mit gesellschaftlichen und politischen Fragen der Zeit auseinander und ließ diese in sein künstlerisches Werk einfließen. Wotruba wies der Kunst eine aufklärerische Mission zur Erneuerung von Kultur und Gesellschaft zu. Diese Auffassung veranlasste ihn, an prominenten Denkmalprojekten teilzunehmen, wobei er sich ganz gezielt auf die Themenbereiche Arbeit, Opfer von politischer Gewalt sowie Künstlergedenken konzentrierte.
Im Kontext all dieser politischen Brüche und erinnerungspolitischen Verwerfungen in der Ersten und Zweiten Republik sind auch die Denkmalprojekte Wotrubas zu betrachten. Im heurigen Jahr, in dem wir uns an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 sowie an den Abschluss des österreichischen Staatsvertrages vor 60 Jahren erinnern, stellt die Fritz Wotruba Privatstiftung erstmals explizit den Aspekt der Denkmäler in Wotrubas Werk anhand von 20 Zeichnungen, 18 plastischen Entwürfen und einer umfangreichen Fotodokumentation vor. Im Fokus stehen dabei dreizehn Denkmalprojekte in Österreich und Deutschland von den frühen 1930er-Jahren bis in die 1970er-Jahre, an denen Wotruba beteiligt war. Die präsentierten Arbeiten stammen überwiegend aus dem Nachlass des Bildhauers – Belvedere, Wien, Dauerleihgaben der Fritz Wotruba Privatstiftung. Viele von ihnen werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt.
Zahlreiche Denkmäler Wotrubas stehen bis heute im öffentlichen Raum, wie das kontrovers diskutierte Mahnmal „Mensch verdamme den Krieg“ von 1932 in Leoben in der Steiermark, das 1938 aus politischen Gründen entfernt und 1988 wiedererrichtet wurde, oder das Denkmal für Richard Wagner von 1969 in Mainz sowie zahlreiche von diesem Bildhauer geschaffene Grabdenkmäler auf dem Wiener Zentralfriedhof.Einige der Wotruba-Entwürfe wurden aufgrund seiner sich in ihnen manifestierenden kompromisslosen Haltung gegen die Brutalität des Krieges und die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht verwirklicht, wie z. B. die nackte Figur eines Gefallenen für das Heldendenkmal im Burgtor in Wien 1934, anstatt derer Wilhelm Frass einen heroischen Toten Krieger in der Krypta realisierte. Wotrubas Entwurf für das Denkmal Den Opfern für ein freies Österreich 1934–1945 auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde als zu aggressiv und anklagend erachtet. Ein von der Stadt Stuttgart 1965 mit Wotruba geplantes Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus wurde aufgrund von Protesten der Bürger und der Presse, bei denen sich Kritik an der Modernität des abstrakten Entwurf mit einer vielfach dahinter versteckten prinzipiellen inhaltlichen Ablehnung eines NS-Opferdenkmals verband, zu Fall gebracht. Meist waren es die zentralen Denkmalvorhaben seiner Zeit, an denen sich Wotruba beteiligte und über die noch heute ein öffentlicher Diskurs geführt wird. Die Ausstellung beleuchtet die Entstehungshintergründe und die Rezeption dieser Projekte und analysiert die von Fritz Wotruba verwendete Symbolik. Überdies bieten Wotrubas Entwürfe zu Denkmalwettbewerben und -aufträgen einen Überblick über seine künstlerische Entwicklung und charakteristische Formensprache.
Nach 14 Jahren kehrt Wotrubas Großes Figurenrelief von 1957/58 wieder an den Ort seiner jahrzehntelangen Aufstellung zurück. Der Bildhauer hatte das siebenteilige monumentale Relief für den österreichischen Pavillon von Karl Schwanzer für die Weltausstellung in Brüssel 1958 geschaffen. Das Gebäude wurde von 1962 bis 2001 als Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizergarten in Wien genutzt und Wotrubas Relief im angeschlossenen Skulpturengarten präsentiert. Nach Sanierung, Erweiterung und Neueröffnung des vormaligen 20er Hauses als nunmehr 21er Haus und Museum für zeitgenössische Kunst des Belvedere ist nun auf Initiative der Fritz Wotruba Privatstiftung das monumentale siebenteilige Relief als Leihgabe des museums moderner kunst stiftung ludwig wien wieder im 21er Haus ausgestellt.