Die Werke stammen aus einer bemerkenswerten Provenienz: Daniel Blau, renommierter Münchner Galerist und Sohn des Malers Georg Baselitz, entdeckte die Zeichnungen 2011 im Archiv der Warhol Foundation. Seit ihrer Registrierung 1990 waren sie unbeachtet geblieben. Blau konnte sie erwerben, kunsthistorisch aufarbeiten und über drei Jahrzehnte hinweg als einer der führenden Galeristen für Papierarbeiten präsentieren. Nun, mit der Schließung seiner Münchner Galerie, hat er dem Dorotheum über 400 Werke zur Versteigerung anvertraut.
Die Zeichnungen aus den 1950er Jahren sind originale Arbeiten auf Papier, die Warhol selbst sorgfältig aufbewahrte. Sie erlauben einen seltenen Einblick in seine frühen Schaffensphasen. Mit Bleistift oder Tusche ausgeführt, teilweise mit Gouache akzentuiert oder mit Klebeband collagiert, zeigen sie bereits stilistische Elemente, die später zu Warhols unverkennbarem Markenzeichen wurden. Die bevorzugten Motive umfassen Akte, Blumenarrangements und Stillleben. Viele der Blätter lassen sich auf Fotografien oder Magazin-Illustrationen zurückführen, darunter das legendäre LIFE-Magazine. Blau betont, dass diese Werke Warhol in einen kunsthistorischen Kontext mit europäischen Meistern des 20. Jahrhunderts setzen und Parallelen zu Schiele, Cocteau, Matisse und Klimt erkennen lassen.
Ein besonderes Merkmal vieler Zeichnungen ist die Technik der spiegelbildlichen Darstellung: eine originale Tintenzeichnung kombiniert mit einer Monotypie – eine Methode, die als „blotted line“ bekannt ist. Warhol nutzte sie auch für seine frühen Werbegrafiken. Laut Warhol-Biograf David Bourdon schienen „seine Linien in unregelmäßigen Punkten und Flecken über das Blatt zu hüpfen und vermittelten eine lebendige, pulsierende Energie“.
Bereits 2013 wurden die Warhol-Zeichnungen in der Ausstellung „From Silverpoint to Silver Screen – Andy Warhol 1950s Drawings“ präsentiert. Die Schau tourte durch das Louisiana Museum in Humlebæk (Dänemark), das Teylers Museum in Haarlem (Niederlande) und die Staatliche Graphische Sammlung der Pinakothek der Moderne in München. Spätere Ausstellungen führten Werke dieser Serie unter anderem ins Musée des Beaux-Arts in Le Locle (Schweiz), in die New York Academy of Art und 2020 ins mumok in Wien. Auch die Kunstsammlung Jena zeigte einige dieser Arbeiten in der Ausstellung „Follow George Grosz“, die Warhols Werke mit der Neuen Sachlichkeit in Dialog setzte.
Zusätzlich zur Warhol-Auktion findet am 28. März 2025 eine zweite Versteigerung statt, die ebenfalls Werke aus dem Bestand von Daniel Blau umfasst. Angeboten werden Papierarbeiten unter anderem von George Grosz, Markus Lüpertz, Per Kirkeby und Neal Fox.
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