Auf dem Grabstein Otto Mauers am Friedhof in Brunn am Gebirge wird der Monsignore als Priester, Mahner und Tröster gewürdigt. Man könnte sich seiner aber durchaus auch als Gründer, Entdecker und Kunstförderer erinnern. Denn mit der Leitung der Galerie nächst St. Stephan ab 1954 wurde der Monsignore nicht einfach nur Galerist (was für einen katholischen Priester schon ungewöhnlich genug gewesen wäre), sondern der Begründer des künstlerischen Zentrums der heimischen Avantgarde.Arnulf Rainer, Josef Mikl, Markus Prachensky und Wolfgang Hollegha waren damals, 1954, blutjunge Künstler, die dank Otto Mauers Förderung zu zentralen Figuren der heimischen Kunstszene aufstiegen. Sie waren es, die die Fenster zur Welt aufrissen und den Mief der Nazi-Despotie hinausließen.
Otto Mauer war niemand, der die Kunst bloß „genießen“ wollte; ihm ging es darum, ihr aktiver Mitgestalter zu sein, ihr Motor, ihr Vorkämpfer. Neben den magisch-expressiven Künstlern Alfred Kubin und Hans Fronius und den „vier Großen“ Rainer, Mikl, Prachensky und Hollegha waren es vor allem Walter Pichler, Oswald Oberhuber, Roland Goeschl, Bruno Gironcoli und Peter Bischof, die eine entscheidende Rolle bei Otto Mauers Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem Wesen der Kunst spielten.
Alle diese Künstler sind in unserer 20. Auktion mit Beispielen vertreten. Einige Künstler der Galerie fehlen dennoch; leider!
Herbert Boeckl, für den Otto Mauer die erste Ausstellung in seiner neuen Galerie ausrichtete, ist mit zwei wunderbaren Aquarellen vertreten. Von Arnulf Rainer gibt es grandiose, frühe Übermalungen, von Josef Mikl ein herrliches Gemälde aus 1962, das schon auf seinen Großen Redoutensaal verweist. Von Markus Prachensky können wir gleich mehrere Bilder zeigen, darunter ein großformatiges Werk aus der „Farnesina Dixie“-Serie. Bei unseren Bemühungen um eine der typischen Abstraktionen der Natur von Wolfgang Hollegha sind wir gescheitert; aber wir können Ihnen einen ganz frühen Kopf anbieten, der seinerzeit im Zwanzigerhaus ausgestellt war und Sammler begeistern sollte.
Oswald Oberhuber, der Otto Mauer als Leiter der Galerie nachfolgte, ist mehrfach in der Auktion vertreten. Martha Jungwirth, Valie Export und Franziska Wibmer, drei der wenigen Künstlerinnen, die es damals schafften, ausgestellt zu werden, aber auch die Hauptvertreter der Schule des phantastischen Realismus, die, in leidenschaftliche Auseinandersetzungen mit den Informellen verstrickt, von Otto Mauer durchaus geschätzt wurden.
Ich hoffe, die Werke, die wir für Sie in unserer 20. Auktion gesammelt haben, begeistern Sie ebenso wie uns, als wir sie entdeckt haben und anvertraut erhielten. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei Ihrem Besuch bei uns – und viel Erfolg bei der Auktion.
Ihr Otto Hans ResslerAuktion
Montag, 16. Mai 2022, 17.00 UhrVorbesichtigung
Freitag, 13. Mai bis Montag, 16. Mai 2022jeweils 12.00 – 18.00 Uhr (auch am Samstag und Sonntag)