Zu den zweifellos begehrtesten Losen der bereits 25. von Peter Coeln geleiteten Fotoauktion gehört ein Bild, das sich wie kaum ein anderes ins kollektive Bildgedächtnis der Menschheit eingebrannt hat. Für viele ist es René Burris bestes Bild überhaupt – auch wenn das 1963 entstandene Porträt des selbstbewussten, Zigarre rauchenden kubanischen Revolutionsführers Che Guevara in der ursprünglichen Reportage des Look-Magazins zunächst nur klein und stark beschnitten erschien. Es wäre wohl in den Magnum-Archiven verstaubt, wenn es die Proponenten der 1968er-Bewegung nicht wiederentdeckt und zur „Che-Ikone“ stilisiert hätten. In der Folge wurde das Bild millionenfach reproduziert. Als Burri 1968 nach Kuba zurückkehrte, fand er sein Meisterwerk überall auf T-Shirts gedruckt – von denen er einige schließlich für seine Kinder kaufte.
Heute sind vom Fotografen selbst signierte und datierte Abzüge nur noch extrem selten zu finden. Dieser perfekt erhaltene Silbergelatineabzug von „Che Guevara y su tabaco“ aus den 1990er-Jahren wird mit 6.000 Euro ausgerufen. (Schätzpreis: 10.000 – 12.000 €)
Eine nicht weniger bekannte Ikone hat Thomas Hoepker 1966 bei einer Stern-Reportage über den wohl legendärsten Boxer aller Zeiten geschaffen. „Muhammad Ali’s Punch“ entstand bei einem Besuch des ersten deutschen Magnum-Fotografen in Alis Trainingslager in Chicago. Als der Champion ihn entdeckte, kletterte er aus dem Ring und feuerte völlig unerwartet eine schnelle Rechts-links-rechts-Kombination direkt vor Hoepkers Linse ab. Dem gelang eine einzige scharfe und richtig belichtete Aufnahme – eine, die vielen bis heute als das beste Bild von Muhammad Ali überhaupt gilt.
Der vom Fotografen selbst geprintete und signierte Vintageabzug ist der einzige aus seinem Privatbesitz. Auf der Rückseite notierte er: „Muhammad Ali demonstrating his punch, which had the same power as a 3 ton blow.” Das außergewöhnliche Sammlerstück wird mit einem Startpreis von 8.000 Euro ausgerufen. (Schätzpreis: 16.000 – 18.000 €)
Neben diesen beiden Klassikern wird absehbar auch ein zeitgenössisches Werk des österreichischen Ausnahmekünstlers Arnulf Rainer für reges Interesse sorgen, der mit seinen ab den 1950er Jahren entwickelten Übermalungen eine kongeniale Verbindung von Fotografie und gestischer Malerei schuf. Heute erfreuen sich seine anfangs oft umstrittenen Werke zunehmender Beliebtheit am internationalen Kunstmarkt und sorgen immer wieder für Spitzenergebnisse bei Auktionen.
Die angebotene Fotografie der „Totenmaske der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach“ aus 1978 hat Rainer mehrfach bearbeitet und dabei jede Phase des Schaffensprozesses fotografisch dokumentiert. Das Bild wurde vom Künstler auffällig signiert. (Schätzpreis: 14.000 – 16.000 €)
Zu den weiteren Highlights der Auktion zählen:• Die 1926 entstandene, am Jugendstil orientierte „Aktstudie VI“ des österreichischen Fotografen Anton Josef Trčka, dessen Nachlass bei einem Bombentreffer 1944 großteils zerstört wurde. Die wenigen erhaltenen Abzüge gelten daher als besonders begehrte Sammlerstücke. (Schätzpreis: 14.000 – 18.000 €)
• „The Cellist“, mit dem Anton Giulio Bragaglia 1913 „den ästhetischen Wert von Bewegungsspuren“ sichtbar machen wollte. Das futuristische, vom Künstler selbst signierte Kunstwerk von musealem Rang ist ein rares Sammlerstück aus italienischem Privatbesitz. (Schätzpreis: 14.000 – 18.000 €)
• František Drtikols „Nude with ropes“, das als einziges Bild aus dieser Serie in seinem heute teuer gehandelten Fotobuch „Frauen im Licht“ abgedruckt war. Wie die eigenhändige Datierung, Stempel und Labels am Originalkarton belegen, zeigte Drtikol dieses 1929 aufgenommene Motiv auf internationalen Ausstellungen. (Schätzpreis: 15.000 – 18.000 €)
• Eine von Edward S. Curtis signierte Orotone, die einen „Wisham Indian spearing salmon in the Columbia River“ zeigt. Das golden hintermalte Positiv aus 1909 ist wie der Originalrahmen in perfektem Zustand erhalten geblieben. (Schätzpreis: 10.000 – 12.000 €)
• Das von Nobuyoshi Araki signierte „Melonenmädchen“ aus der legendären Serie „Colorscapes“, die ihn international bekannt und seine Werke zu begehrten Ausstellungsobjekten in Museen und Galerien rund um die Welt machte. (Schätzpreis: 12.000 – 14.000 €)
• August Sanders „Bauernmädchen“, die der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit und Wegbereiter der konzeptionellen Fotografie 1925 für seine bahnbrechenden Zyklus „Antlitz der Zeit“ aufgenommen hat. (Schätzpreis: 10.000 – 12.000 €)
• Ein seltener Vintageprint von Diane Arbus´ Doppelporträt „Kenneth Noland and Stephanie Gordon“, aufgenommen in New York 1966. (Schätzpreis: 16.000 – 18.000 €)
• Ein großformatiger und früher Unikatsprint aus der berühmten „3. Aktion“ von Rudolf Schwarzkogler aus 1965, der von Nitsch, Brus, Adam und dem Fotografen Hoffenreich signiert ist. (Schätzpreis: 24.000 – 28.000 €)
• Die farbenprächtige Aufnahme der „Route 66, Albuquerque, New Mexico“ von Ernst Haas, dem das New Yorker Museum of Modern Art 1962 die erste Einzelausstellung von Farbfotografie überhaupt widmete. (Schätzpreis: 3.600 – 4.000 €)
• Das unkonventionelle, vom Künstler signierte, Stillleben „Early Fall“ von David LaChapelle aus der Serie „Earth Laughs in Flowers“, in der er die Fragilität einer Gesellschaft zwischen Laster und Eitelkeit untersucht. (Schätzpreis: 22.000 – 26.000 €)
Die OstLicht Photo Auction 2022 findet in den Räumlichkeiten der Galerie OstLicht, 1100 Wien, Absberggasse 27 sowie auf den bekannten Auktionsplattformen liveauctioneers.com, invaluable.com und drouotonline.com statt.
Aus Gründen der Nachhaltigkeit wurde diesmal auf den Druck eines Katalogs verzichtet. Interessenten finden alle Lose mit detaillierten Beschreibungen und die Möglichkeit, Gebote vorab zu platzieren, auf ostlicht.org. Vor Ort sind die Lose ab 31.5. in der Zeit von 12 bis 18 Uhr – oder nach Vereinbarung – zu besichtigen.
VORBESICHTIGUNGab 31. Mai 2022Mi–Sa, 12–18 Uhroder nach Vereinbarungin der Galerie OstLichtAbsberggasse 27, A-1100 Wien
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