Alexej von Jawlensky ist mit drei Gemälden vertreten (bis € 160.000), Raoul Dufy mit einer Landschaft für € 100/130.000 und Max Ernst mit einem seiner geheimnisvollen Flussgemälden (€ 110/120.000). Zwischen € 80/100.000 liegen Werke von Mela Muter, eine der seltenen Leinwände von Albert Birkle und eine Bronzeplastik von Ernst Barlach.
Das aus langjährigem Privatbesitz stammende Gemälde „Stilleben auf blauem Tisch“ gehört zu den bedeutenden frühen Stillleben von Lyonel Feininger. Verschiedene Aufenthalte in Paris brachten dem Maler die Werke der französischen Avantgarde näher. 1911, im Entstehungsjahr unseres Stilllebens, stellte Feininger mehrere Arbeiten in der Pariser Großveranstaltung der „Société des Indépendants“ aus, die mit 6.800 Werken von Kandinsky, Lehmbruck, Léger, Delaunay u.a. aufwartete. Große Aufmerksamkeit erlangten dort die Gemälde der Kubisten Metzinger und Gleizes. Durch die Begegnung mit dem Kubismus änderte sich auch Feiningers Naturauffassung; kubistische und prismatische Strukturen fanden Eingang in seine Malerei (Lot 11, € 400/600.000). Weiterhin wird auch die schöne frühe Papierarbeit „Geranium (Harlequin and Clown)“ Feiningers aus dem Jahr 1908 offeriert (Lot 80, € 70/80.000).
Zweites bemerkenswertes Highlight ist Pablo Picassos teils gewischte, große Graphit- zeichnung "Deux femmes nues se tenant“ aus dem Jahr 1906. “Two nudes”, wie diese herausragende Zeichnung des 23-jährigen Picasso in früheren Ausstellungskatalogen auch bezeichnet ist, entstand in einer seiner fruchtbarsten Schaffensperioden zwischen Gósol in Spanien und Paris. Am Ende seiner „Rosa Periode“ begannen seine Studien zu einem seiner Hauptwerke „Les Desmoiselles d'Avignon“ (1907), das einen Wendepunkt im Schaffen Picassos darstellt. Unsere Zeichnung kann man als eine der ersten Vorarbeiten dazu lesen. Das 63,5 x 46,3 cm messende Blatt ist bei Zervos unter der Nummer 875 gelistet (Lot 13, € 400/500.000). In der kurzen intensiven Schaffenszeit, die ihm vergönnt war, konzentrierte sich Juan Gris motivisch hauptsächlich auf das Stillleben. Der Kubismus war dabei für ihn der einzige Weg, die von ihm und seinen Weggefährten angestrebte visuelle Essenz der gegenständlichen Welt bildlich umzusetzen. In unserem Stillleben "Raisins, carafe et livre“ aus dem Jahr 1922 fügte Gris das motivische Vokabular aus Karaffe, Buch, Fruchtschale, Zeitung und Pfeife zu einem in sich geschlossenen kristallinen Gebilde zusammen (Lot 61, € 300/350.000).
August Macke ist mit einer Leinwand und zwei Papierarbeiten vertreten. Das Jahr 1912, in dem das vorliegende Gemälde „Blumenkasten mit Kaktus“ entstanden ist, war für Macke von entscheidender Bedeutung: Der Maler engagierte sich in der Künstlergruppe ‚Blauer Reiter' und mit Franz Marc war er mittlerweile eng befreundet. Der Bildraum unseres Werks ist nach neuen künstlerischen Prinzipien strukturiert und dynamisiert (Lot 46, € 220/250.000). Mackes Gouache „Orientalisches Liebespaar“ aus demselben Jahr ist mit € 80/100.000 bewertet (Lot 48).
Bei € 180/220.000 liegt Paula Modersohn-Beckers Bild „Kinder zwischen Birkenstämmen aus dem Jahr 1904 (Lot 22). Es fasst in der Anlage der Komposition, in den gewählten Farben und in den Vereinfachungen der Angaben beispielhaft die Elemente ihres sich ausbildenden persönlichen Stils zusammen; das Gemälde gehörte einst der Mutter der Künstlerin (Lot 22).
Von Edgar Degas kommt die um 1900 entstandene „Danseuse rajustant sa coiffure“. Das vorliegende, gut dokumentierte Pastell aus dem 1918/1919 in Paris versteigerten Nachlass- Konvolut des Künstlers, ist eine der größer-formatigen späten Papierarbeiten (Lot 14, € 180/200.000). Alexej von Jawlensky ist mit drei Ölbildern präsent: „Dahlien“ von 1932 sind mit € 140/160.000 bewertet (Lot 54), seine „Variation 1916 N. 4“ aus dem Jahr 1916 mit € 90/120.000 (Lot 53) und „Großes Stilleben: Blumen in bauchiger Vase“ von 1936 mit € 40/50.000 (Lot 55).
Unter dem Einfluss der Werke Cézannes und durch das gemeinsame Arbeiten mit Georges Braque wandte sich Raoul Dufy um 1908 dem Kubismus zu. Die zuvor leuchtende Farbigkeit seiner fauvistischen Werke wich einem eher verhaltenen Kolorit. Formale, konstruktive Fragen standen nun im Vordergrund. Mit seinem Studienfreund Émile-Othon Friesz reiste Dufy 1909 nach München, der Aufenthalt schlug sich im Oeuvre beider Maler mit mehreren Bildern nieder. Der hier offerierte "Le Jardin à Munich“ von 1909/1910 ist mit € 100/130.000 bewertet (Lot 63). Von Max Ernst liegt das um 1954 entstandene Gemälde „Le Gulf Stream“ (Lot 71a, € 110/120.000). Mela Muter ist mit ihrer großformatigen Leinwand „Kellerkinder“ von 1916 vertreten (Lot 92, € 80/100.000).
Albert Birkle zählt zu den Malern der Neuen Sachlichkeit, sein Werk hebt sich hier jedoch durch eine einzigartige Bildauffassung hervor. Sie ist geprägt von einer gewissen Ambivalenz, seine Bilder zeigen Charakterköpfe und hintergründige Geschichten, die bildlich angestoßen, aber nicht aufgeklärt werden. Mysteriös und doppelbödig ziehen sie den Betrachter in ihren Bann – ebenso wie offenbar auch die realen Modelle, die eine große Faszination auf den Maler ausübten. „Der Bahnwärter“ aus dem Jahr 1927 liegt bei € 80/100.000 (Lot 3).
Ein besonderes Werk wird mit Piet Mondrians Leinwand “Farm building near irrigation ditch with farmer at work and woman doing the laundry” offeriert. Das naturalistisch- impressionistische Frühwerk stellt eine Entdeckung auf dem Markt dar und wurde erst kürzlich unter der Nummer A43a in das digitale Werkverzeichnis von Piet Mondrian des RKD – Netherlands Institute for Art History aufgenommen. Das Ölgemälde datiert um 1898 – 1902, eine Epoche, in welcher Mondrians Werk von der intensiven Beobachtung der niederländischen Landschaft geprägt ist (Lot 18, € 60/80.000).
Abgerundet wird das Angebot mit Leinwänden von Alexander Kanoldt (ein Stillleben von 1919, Lot 1, € 60/80.000), Jean Michel Atlan (Lot 39, € 40/60.000) und von Victor Servranckx‘ „Opus 1“ aus dem Jahr 1928 (Lot 71, € 40/50.000). Paul Klee ist mit einer Papierarbeit von 1918 vertreten (Lot 81, € 40/45.000) und Emil Nolde mit zwei Aquarellen (Lots 82/83, € 40/90.000). Von Ernst Barlach kommen zwei und von Fritz Klimsch eine Bronzeplastik (Lots 93 und 96, bis € 100.000) sowie von Ewald Mataré ein „Tänzelndes Pferd (Chinesisches Pferd)“ für € 35/45.000 (Lot 24).
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