Corona: Auktionshaus für Publikum geschlossen, Auktion nur onlineDas Auktionshaus Yves Siebers in Stuttgart lädt vom 25. bis 27. März 2020 mit ca. 2800 Losen zu seiner Auktion 74/74M "Kunst, Antiquitäten, moderne Kunst und Design" ein. Ein breites Angebot in den Sparten Gemälde, Skulpturen, Grafik, Bücher, Porzellan, Keramik, Mobiliar und Einrichtungen, alte Pendulen sowie Wand- und Standuhren erwartet die Interessenten an den ersten beiden Auktionstagen. Am dritten Tag wird wieder wie gewohnt die Moderne mit Design versteigert.
Beginnen wird die Auktion mit einer äußerst seltenen Abhandlung von Maria Sibylla Merian (Limit 12.000 €) in der Sparte Bücher. Die erste lateinische Ausgabe des Werks "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung" zählt künstlerisch zu den wertigsten und ästhetischsten botanisch-zoologischen Werke mit stimmungsvollen Darstellungen der Raupen und Schmetterlinge in ihrer naturgetreuen Umgebung. Ebenfalls in einem äußerst guten Erhaltungszustand präsentiert sich das Buch von Jean Jacques Boissard "Habitus variarum Orbis gentium". Auf 65 von 67 erhaltenen Kupferstichtafeln sind in eindrucksvoller Art Kostüme des 16. Jh. dokumentiert und wiedergegeben (2.000 €).
Antiquitäten vom Barock bis zum Jugendstil findet man in der Sparte Möbel und Einrichtungen, so auch eine große Auswahl an Biedermeier-Kommoden, Schränken und Vitrinen. Das prächtige Barock-Buffet (3.500 €) aus den Niederlanden des 17. Jh. präsentiert sich mit einem säulengegliederten Korpus auf dem ein Zusammenspiel zwischen geometrischer, figuraler und floraler Ornamentik vereint ist. Mitte des 18. Jh. wurde die edle Barock-Kommode aus Nussbaum (1.000 €) mit zentraler Darstellung der Allegorie der Hoffnung gefertigt. Aus dem norddeutschen Raum bzw. Friesland des 18. Jh. stammt der imposante Dielenschrank (2.500 €) mit plastischen Puttenköpfen, Vogeldarstellung, Blüten- und Blätterwerk.
Sammler alter Waffen dürfen sich über zwei herausragende Exponate freuen. Unter Los 207 wird eine seltene Radschloss-Büchse (4.500 €) aus dem 18. Jh. offeriert. Eine sogenannte "Maucher-Pulverflasche" (1.500 €) mit einem Korpus aus Nussbaum zeigt in beeindruckender Schnitzarbeit die Darstellung eines kurz- und langhaarigen Jagdhundes beim Stellen eines Hirsches. Ein Wismut-Hochzeitskästchen (1.100 €) aus dem 17. Jh. wird allseitig von floraler Bemalung geschmückt und dürfte bei Liebhabern süddeutscher Handwerkskunst ebenso auf Interesse stoßen wie eine Sammlung von Holzmodeln des 18. und 19. Jh.
Im keramischen Bereich offeriert Yves Siebers Auktionen wieder eine Auswahl an figürlicher Plastik, entworfen durch Modelleure wie Kaendler, Acier, Jüchtzer, Hösel, Spieler oder Bustelli und ausgeführt von namhaften Manufakturen wie Meissen, Nymphenburg oder der KPM Berlin. Repräsentative Service und verschiedene Tafelzier mit hervorragenden Malereien ergänzen das Angebot. Herauszuheben wären dabei die beiden russischen Schachfigurensätze der Staatlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg-Leningrad "Die Roten und die Weissen" entworfen durch Natalija Jakowlewna Danko (3.000 €) und "Ruslan und Ludmila" nach Entwurf der Elwira Jeropkina (500 €).
Filigrane Handwerkskunst leisteten die Uhrmacher, Gold- und Silberschmiede, deren Wand- und Tischuhren, Taschen- und Armbanduhren sowie Schmuckstücke des 19. und 20. Jh. offeriert werden. Sowohl eine prächtige barocke Kaminuhr als auch eine Vorderzappler-Kaminuhr aus dem 18. Jh. können Bieter jeweils ab 2.800 € erwerben.
In der Silbersparte ist das Angebot dieses Mal sehr umfangreich. Sowohl historische Silberbestecke als auch Tabletts, Schalen, Becher, Humpen sowie Girandolen und Leuchter runden das Angebot der Auktion ab.
Im Bereich der Skulpturen freut sich das Auktionshaus den Kunden ein großes Angebot an herausragenden Holzskulpturen aus dem 15.–18. Jh. anbieten zu können. Besonders hervorzuheben sind hier mehrere Skulpturen (Los 1510–1514 sowie 1519 bis 1522) aus einem Nachlass mit dem Schwerpunkt auf süddeutscher Schnitzkunst. Die bekrönte Muttergottes mit Kind im Arm ist dabei mit 1.000 € sehr attraktiv geschätzt.
Das Highlight der Gemäldesparte ist ein Werk von Giuseppe Zais. Der Blick des Betrachters fokussiert sich auf den Innenraum einer italienischen Apotheke der Rokokozeit und wird mit 25.000 € aufgerufen. Dr. Carlo Peddrazini erwähnte das Gemälde in seiner Abhandlung über die Geschichte der italienischen Apotheke ("La farmacia italiana nella storia e nell’arte") und stellt es beispielhaft als Meisterwerk in der Malerei in diesem Zusammenhang heraus. Viel zu entdecken gibt es auf zwei Stadtansichten mit Jahrmarktgeschehen eines niederrheinischen Meisters des 16./17. Jh. (je 2.000 €). Otto Pippel verlagert das lebendige gesellschaftliche Treiben des 19./20. Jh. in seiner Café-Szene in den Münchner Hofgarten (7.000 €). In gewohnt impressionistischer Manier veranschaulicht er das sommerliche Großstadtleben der feinen Gesellschaft. Weiter erwähnenswert ist ein altmeisterliches Stillleben in der Nachfolge von Melchior de Hondecoeter, das den Betrachter auf eine großzügige Parkanlage mit Federvieh und exotischen Papageien blicken lässt (4.000 €) sowie eine Lagerszene mit Händler des polnischen Künstlers Michael Gorstkin Wywiórski (4.000 €).
Am dritten Tag auktioniert Yves Siebers wieder ein breites Angebot an moderner Kunst und Design. Neben einer großen Auswahl an Einrichtungsobjekten bekannter Entwerfer wie Ludwig Mies van der Rohe, Eero Saarinen, Achille Castiglioni, Albert Orlandi, Jørgen Kastholm, Ingo Maurer uvm. ragen in der Sparte der modernen Gemälde zwei Werke von Reinhold Nägele heraus: Die Stuttgart Ansicht bei Nacht, mit Blick vom Kriegsbergturm auf das Bahnhofsgebäude und die Königsstraße wird mit 65.000 € aufgerufen, die stimmungsvolle Abenddarstellung vom 100. Cannstatter Volksfest mit beleuchteten Festzelten und imposanter Wasserfontäne auf dem Neckar mit 16.000 € (Los 2406). Beide Arbeiten stammen aus Stuttgarter Privatsammlungen und wurden bereits mehrfach in den letzten Jahren bei Nägele Ausstellungen dem breiten Publikum präsentiert. Ein weiteres Highlight ist die Portraitdarstellung eines Bauernpaares mit Ochse (15.000 €) von Jakob Bräckle. Ganz eindeutig ist in dem Werk aus den 1950er Jahren der Einfluss von Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch zu erkennen. Äußerst selten gelangen Werke aus dieser Schaffensperiode und Bildgröße aus Privatsammlungen auf den Auktionsmarkt. Die unter Los 2231 offerierte Bleistiftzeichnung stammt unverkennbar vom Stuttgarter Künstler, Meisterschüler Adolf Hölzels und Bauhaus-Ikone Oskar Schlemmer und wird mit 10.000 € aufgerufen. Eine kleinere Sammlung von Max Ackermann Arbeiten – darunter einige Graphitzeichnungen aus den frühen Jahren – können von Sammlern zwischen 400 € und 2.000 € ersteigert werden, ebenso eine Vielzahl an Günther Uecker-Grafiken. Kunstliebhaber der amerikanischen Pop-Art dürfen sich auf den Aufruf von Los 2206 freuen. Roy Lichtenstein schuf "Industry and the Arts II" im industriellen Stil des gedruckten Comics und startet mit 4.000 €. Herbert Zangs’ "Expansion" in Braun- und Grautönen aus dem Jahr 1960 gelangt mit 6.000 € zum Aufruf. Ganz gegensätzlich dazu stehen die Arbeiten von Peter Zimmermann (8.000 €). 1956 in Freiburg i. B. geboren setzt er sich mit farbintensiven Abstraktionen in Szene und zählt in Deutschland zu den bedeutendsten Konzeptkünstlern der Medienkunst. Das großformatige Gemälde aus dem Jahr 2003 gehört in die Reihe seiner Epoxidharz-Werke. Bei dieser Werkreihe überträgt er graphische Algorithmen in mehreren transparenten Epoxidharzschichten auf eine Leinwand.
Im Bereich der modernen Skulptur liegt der Schwerpunkt des Auktionsangebots auf international bekannten Künstlern Süddeutschlands. Unter anderem sind drei Werke von Horst Kuhnert im Angebot: ein Wandrelief aus seiner Serie "Raumflächen" (7.500 €), eine Kleinplastik in Schwarz (1.500 €) und eine über 2 m hohe Schwarz/Weiß-Skulptur aus der Werkreihe der "Raumkörper" von 1975 (14.000 €). Aus Privatsammlungen Süddeutschlands wurden gleich mehrere Bronzeskulpturen von Fritz und Karl Ulrich Nuss eingeliefert. Dabei sticht das Bronzepaar von Fritz Nuss mit einer Limitierung von 16.000 € hervor. Aus dem Münchner Raum stammen zwei Figuren von Heinrich Kirchner. Die Darstellung einer sitzenden Katze und das Modell zur Skulptur "Wanderer Mensch, er sieht das helle Licht" von 1983 werden jeweils mit einem Startpreis von 3.000 € aufgerufen. Darüber hinaus erwartet die Kunden in der Frühjahrsauktion im Bereich der modernen Kunst und des Designs ein breites Angebot an Exponaten von renommierten und auf dem Kunstmarkt bekannten Künstlern bzw. Entwerfern Stuttgarts und Süddeutschlands, wie Werner Pokorny, Thomas Lenk, HAP Grieshaber, Alfred Wais, Heinrich Wildemann, Ben Willikens, Ida Kerkovius, Wilhelm Imkamp und Wilhelm Wagenfeld.
Yves Siebers Auktionen GmbH