- Mit freundlicher Genehmigung von: lempertz

Was: Auktion

Wann: 16.11.2019

Höhepunkt der Kunstgewerbe-Auktion sind neue hochbedeutende Scagliola-Paneele. Don Enrico Hugford (Livorno 1695 – 1771 Florenz) wurde als Sohn eines katholischen englischen Uhrmachers in Italien geboren. 1711 trat er in die Benediktinerabteil Vallombrosa ein, die ca. 30 km südöstlich von Florenz gelegen ist. Dort, umgeben von kenntnisreichen Werkstätten, die die…
Höhepunkt der Kunstgewerbe-Auktion sind neue hochbedeutende Scagliola-Paneele. Don Enrico Hugford (Livorno 1695 – 1771 Florenz) wurde als Sohn eines katholischen englischen Uhrmachers in Italien geboren. 1711 trat er in die Benediktinerabteil Vallombrosa ein, die ca. 30 km südöstlich von Florenz gelegen ist. Dort, umgeben von kenntnisreichen Werkstätten, die die Scagliolatechnik seit dem 16. Jahrhundert ausübten, widmete er sich seiner eigenen Spezialisierung und Perfektionierung. Er fand zu einem individuellen, unverkennbaren Stil, der speziell auf das architekturinteressierte, englische Käuferpublikum zugeschnitten war, das im Zuge der Grand Tour Florenz und Vallombrosa besuchte.

Das im Jahr 1038 gegründete Kloster wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts modernisiert. Um 1578 soll Galileo Galilei als Novize dort gewohnt haben. Von 1654 – 67 führte man hier im Auftrag der Medici-Familie Wetterbeobachtungen durch, vermutlich die erste Wetterstation Europas. Virgilio Falugi (1626 – 1707) und Bruno Tozzi (1656 – 1743) studierten und publizierten hier die regionale Botanik. Die Abtei war also über mehrere Jahrhunderte ein Brennpunkt wissenschaftlicher Forschung in der Toskana.

Drei große Sammlungen bestimmen das Angebot der Auktion Kunstgewerbe am 15. November in Köln. Zum einen ist das die Sammlung Monheim, Aachen, für die Lempertz im Jahr 2000 bereits einen Katalog erstellte. Nun liegt der Schwerpunkt auf frühen persischen Keramiken, Architekturspolien und Möbel (darunter ein Aachener Schrank, Lot 583, € 5/7.000). Aus der zweiten Sammlung, ausgewiesen als rheinischer Industriellenbesitz, stammen zwei Lots mit Skulpturen von Adam Ferdinand Tietz, ein höfisches Tanzpaar (Lot 579, € 15/20.000) und ein Satz von vier Putti als Jahreszeitenfiguren (Lot 580, € 15/20.000). Aus süddeutschem Privatbesitz kommt ein vielfach publiziertes spektakuläres bayerisches Régence-Möbel, eine mit feiner Marketerie im Stil von Charles André Boulle dekorierte Schreibkommode (Lot 538, € 20/30.000).

Eine dritte große, hessische Sammlung lieferte feinstes Meissen-Porzellan ein, darunter drei Augustus Rex-Vasen mit Schätzpreisen zwischen € 3.000 und 8.000, und ein Service mit Watteau-Szenen im Koffer (Lot 733, € 10/15.000). Zinn aus der Sammlung Dr. Hanns-Ulrich Haedecke, frühe Barockgläser und Kunstkammerobjekte (u.a. ein Schrein aus Trapani, Lot 531, € 8/10.000) vervollständigen das Angebot.

BERDEUTENDES PORZELLAN AUS ZWEI PRIVATSAMMLUNGEN

Im separaten Porzellankatalog werden bedeutende Porzellane aus zwei privaten Sammlungen präsentiert. Über den Charakter der Sammlung von Sabine und Dr. Dieter-Bernd Schulte gibt Sabine Schulte selber Auskunft in ihrem Vorwort "Wie und warum beginnt man Porzellan systematisch zu sammeln".

Der Schwerpunkt lag auf fein bemalten klassizistischen Stücken hoher Qualität aus den deutschen Manufakturen bzw. der Sorgenthal-Periode der Kaiserlichen Manufaktur in Wien. sowie einige sehr schöne Biscuitmedaillons und -büsten der KPM. Eine besondere Vorliebe hatte das Sammlerpaar für die Sujets nach Angelika Kauffmann. Ein Spitzenstück sind die zwölf Farbprobentafeln und sieben Dessinentwürfe im originalen Etui, signiert von Joseph Leithner und Leopold Parmann (Lot 846). Das Ehepaar Schulte bietet auch für Sammler von Thüringer Porzellan (Lot 818) und Sèvres (Lot 809) bemerkenswerte Objekte an.

Die zweite, anonyme, österreichische Sammlung besteht aus Wiener Figuren der kaiserlichen Manufaktur zwischen 1750 und 1770 und bietet ein wohl einmaliges Porzellan, nämlich die hochbedeutende und aus vier Formstücken bestehende Porzellankrippe mit einem Schätzpreis von € 60/100.000 (Lot 869).

SCHMUCK & MINIATUREN

Das wie stets in einem Sonderkatalog präsentierte Angebot an Schmuck und einigen Golddosen umfasst 262 Positionen und ist traditionell chronologisch aufgebaut. Zu Beginn Arbeiten mit antiken Steinschnitten, gefolgt vom Kapitel historischer Schmuck. Stellvertretend für den Belle-Epoque- und Art Déco-Schmuck seien genannt: Ein Entouragering, der durch das strahlende Blau seines feinen unbehandelten Ceylonsaphirs besticht (Lot 50, € 12/15.000) sowie ein Paar sehr schöne Ohrclips mit kalibrierten Rubinen und Diamanten im „invisible setting“, präsentiert im lederbezogenen Formetui von Hancocks (Lot 75, € 15/20.000).

Ein besonderer Fokus gilt dieses Mal dem Kapitel Künstlerschmuck. Individuelle Arbeiten und Unikate namhafter deutscher Goldschmiede wie Friedrich Becker, Jörn Haut, Reiner Hoerkens, Falko Marx, E.R. Nele, Max Pollinger und Johann Michael Wilm. Besonders interessant die Schmuckstücke Jörn Hauts, in der von ihm mitentwickelten Technik des „Elektroforming“, beispielsweise ein massives gefaltet gestaltetes Armband mit Smaragden, das die Innenklappe des Katalogs ziert (Lot 115, € 3.5/4.500). „Kunst zum Tragen“ von internationalen zeitgenössischen Künstlern wie Giampaolo Babetto, César, Claude Lalanne und Arnaldo Pomodoro offeriert eine feine Collection aus ehemals Schweizer Privatbesitz. Darunter ein goldener Hals- und Armreif mit plastischem Lupinenmotiv, in den 1970er von der kürzlich verstorbenen Claude Lalanne entworfen und von Zolotas ausgeführt (Lots 139/140, € 10/12 000/ € 5/7000).

Das Kapitel Moderner Schmuck bietet zahlreiche Hochkaräter. Darunter ein Girlandencollier, voll ausgefasst mit 54 ct Diamanten im Baguette- und Brillantschliff (Lot 199, € 40/60.000), eine Diamantbrosche mit einem lupenreinen kolumbianischen Smaragd von 8 ct (Lot 174, € 40/60.000) sowie das Highlight, ein Solitärring mit einem Brillant von 10,24 ct (Lot 198, € 30/40.000).

SILBER

Von durchgängiger Qualität ist wieder die Silberofferte mit teils musealen Objekten des 16. bis 20. Jahrhunderts. Sie wird nicht nur in der Länge überragt von einem großen Traubenpokal mit Büttenmann, Nürnberg, Hans Weber, 1609 – 29, Schätzpreis 40.000 – 60.000 €. Besonders rar ist der Bremer Renaissance-Deckelhumpen des Meisters Tönnies Snacke, um 1620 (€ 20/25.000). Ebenfalls ein Nordlicht ist der Hamburger Humpen des Meisters Peter Ohr I, gefertigt 1654 – 62 (€ 18/20.000). Auf die Liebhaber modernen Silbers wartet ein selten umfangreiches Magnolia-Service von Georg Jensen mit frühen Marken von 1919 – 32. Zehn Teile mit großem Tablett (€ 20/25.000). 

Tags: Don Enrico Hugford, Malerei, Uhr

Lempertz Auktion 1141   16. Nov. 2019, ab 11.00 Uhr, Lempertz KölnVorbesichtigung    München 5./6. Nov.; Köln 9. – 15. Nov.Kataloge online / Live-Auktion  http://www.lempertz.com/kataloge.html
 

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