München, 21. Oktober 2019, (kk) – Meisterhaft und stimmungsvoll ist das kleine Panorama, das Carl Spitzweg ganz groß herausbringt. Das Ölgemälde „Blick ins Tal (Zwei Mädchen auf einer Alpe)“ zählt zu den Glanzlichtern der Auktion Kunst des 19. Jahrhunderts, die im zweiten Halbjahr am 22. November den Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 65. Geburtstags von Ketterer Kunst in München macht.Carl Spitzwegs außergewöhnliche Charaktere sind weltberühmt. Sie illustrieren die Erzählungen fataler Situationen von allzu Menschlichem aus dem Alltag, die Schilderungen von Gefühlszuständen in skurrilen wie tragischen Lebenssituationen oder fangen wie hier einen zeitlosen Blick auf eine romantische Landschaft ein. Die beiden Mädchen mit der Katze im Gefolge werden auf dem Berggipfel zu bewundernden Zeugen eines magischen Moments, dessen Schätzpreis bei € 50.000- 70.000 liegt.
Intensive Landschaftsstudien betrieb auch Wilhelm Kuhnert, der besonders für seine Tiermotive berühmt ist. Als erster Tiermaler wendet er sich entschieden von der Ateliermalerei ab und sammelt seine Eindrücke in freier Natur, unter anderem in Ägypten, Ostafrika und Indien. Die Löwen der afrikanischen Steppe werden nicht nur zu seinem Lieblingsmotiv, sondern auch zu seinem Markenzeichen. Ein überzeugendes Beispiel seiner Meisterschaft ist das Ölgemälde „Löwen am Urwaldbach“. Dieser majestätische Anblick steht mit einer Taxe von € 80.000-120.000 an der Spitze der Offerte.
Mit € 60.000-80.000 bewertet ist eine von Max Liebermanns 1887 in impressionistischem Duktus gemalte Ölstudie, die eine wichtige Vorarbeit zu seinem monumentalen Werk „Die Netzflickerinnen“, darstellt, welches sich heute in der Hamburger Kunsthalle befindet. Daneben beeindruckt auch Liebermanns Gemälde „Schreitender Bauer“, eine Wiederentdeckung eines seit Jahrzehnten verschollen geglaubten Werkes des Künstlers. Die 1894 entstandene Arbeit aus der bedeutenden Berliner Sammlung Max Böhm ist eine weit ausgearbeitete Ölstudie zu dem gleichnamigen zerstörten Monumentalgemälde, das sich im Museum Königsberg befunden hatte, und geht mit einer Schätzung von € 50.000-70.000 an den Start.
In der renommierten Jahresausstellung im königlichen Glaspalast in München war dagegen 1914 Edward Theodore Comptons „Über dem Nebelmeer (Monte Rosa vom Rimpfischhorn)“ zu sehen. Es gelingt dem Künstler ganz meisterhaft sowohl die ersten Sonnenstrahlen der frühen Morgenstunden einzufangen und das majestätische Bergmassiv der Walliser Alpen in ein besonderes Licht zu tauchen als auch den eiskalten Gipfelwind fast spürbar zu machen. Glücklich derjenige, der das mit € 30.000- 50.000 angesetzte Winterstück ganz gemütlich vom Sofa aus betrachten kann. Gleiches gilt auch für Comptons Ölgemälde „Morgen auf Bergeshöhe“ (Taxe: € 15.000-20.000) und sein Aquarell „Pragser Wildsee“ (Taxe: 4.000-6.000).
Neben zwei Bronzen und einem Gipsrelief besticht Franz von Stuck mit dem Gemälde „Meine Tochter Mary im Velázquez-Kostüm“. Es entsteht im Zenit seines Ruhmes, einer Zeit in der er mit Ehren überhäuft wird. Stolz präsentiert er hier seine fast erwachsene und einzige leibliche Tochter. Die Schätzung für das prächtige Werk im achteckigen Rahmen liegt bei € 30.000-40.000.
Ludwig von Hofmanns mit € 25.000-35.000 bewertetes Ölgemälde „Die Zauberinsel“ entstand zwar schon um 1915/1920, doch inhaltlich könnte es kaum aktueller sein: Es bringt das große Thema des Künstlers, das Miteinander von Mensch und Natur, ganz hervorragend zum Ausdruck und macht von Hofmanns Streben nach Harmonie und dem Ideal der Einheit geradezu greifbar.
Abgerundet wird die Offerte neben drei Arbeiten von Alexander Koester (Taxen bis € 35.000) sowie ebensovielen Werken von Eduard von Grützner, an deren Spitze die um 1898 entstandene „Vorstadtkneipe“ mit einer Schätzung von € 20.000-30.000 steht, unter anderem auch von Werken von Josef von Brandt, Otto Dill, Eduard Grützner, Karl Hagemeister, Carl Ludwig Jessen, Wilhelm von Kobell, Franz von Lenbach, Otto Modersohn, Edvard Munch, Otto Pippel, und Alfred von Wierusz-Kowalski.