Das Schlüsselgerät 41 - die bessere, die unknackbare ENIGMA und "Wunderwaffe" ohne Wirkung - in der Auktion 79 der Hermann Historica GmbHMünchen, Mai 2019 – So selten, dass sich selbst das größte Wissenschafts- und Technikmuseum der Welt, das Deutsche Museum in München, erst vor kurzem höchst erfreut darüber zeigte, ein Bodenfund-Exemplar, stark korridiert und nicht funktionsfähig, in seine Bestände aufnehmen zu können, ist der Aufruf des Schlüsselgeräts 41 einer der Höhepunkte der vom 20. bis 24. Mai stattfindenden Frühjahrsauktion des Hauses. Weltweit existiert nur mehr eine Handvoll funktionsfähiger Maschinen, die wegen ihres Kurbelantriebs auch ‚Hitler-Mühle‘ genannte wurden. Mit der Losnummer 4401 kommt ein bestens erhaltenes Exemplar am 24. Mai zum Startpreis von 75.000 Euro unter den Hammer.
Wer weiß, führt, und wer früh mehr weiß, gewinnt. Dieser Prämisse folgend, hatte der englische Geheimdienst die herausragendsten Analytiker seines Landes, Menschen unterschiedlichster Profession, in Bletchley Park konzentriert, um die Entschlüsselung der feindlichen Chiffriergeräte voranzutreiben. Während sich die Wehrmachtsführung, mit Ausnahme weniger Mahner, noch in der Sicherheit wog, die legendäre Schlüsselmaschine „Enigma“ sei unknackbar, hatten die englischen Krypto-Experten um den Mathematiker Alan Turing deren Funktionsweise schon im Frühjahr 1940 grundsätzlich entschlüsselt und konnten chiffrierte Meldungen ab 1941 im Handumdrehen in Klartext verwandeln.
Erst um diese Zeit erhielten die Wanderer Werke in Chemnitz den Auftrag zur Entwicklung einer neuen, verbesserten Maschine. Unter maßgeblicher Mitarbeit des Kryptologen Fritz Menzer (1908 – 2005) wurde nun das rein mechanische Schlüsselgerät 41 in Orientierung an dem vom schwedischen Kryptologen Boris Hagelin (1882 – 1983) entwickelten Grundprinzip mit starken Modifikationen konstruiert. Der Name des Gerätes resultierte aus dem Jahr des Entwicklungsbeginns. Anders als die „Enigma“ ohne Buchstabenlampen, aber dafür mit zwei Papierstreifen arbeitend, musste für einen Chiffriervorgang die Trommel mit der beiliegenden Kurbel um 360 Grad gedreht werden. Damit wurden sechs statt bisher drei Schlüsselräder unterschiedlicher Größe höchst unregelmäßig weiter-, manchmal sogar rückwärts bewegt. Darüber hinaus beeinflusste die jeweilige Position eines Rades die Bewegung der anderen. Der Empfänger musste die Ausgangsposition der Räder identisch einstellen und den chiffrierten Text eingeben. Die Ausgabe erfolgte parallel auf zwei Papierstreifen, Klartext und verschlüsselter Text. Von den 11.000 bestellten Geräten wurden ab Oktober 1944 lediglich rund 500 an die Abwehr, den militärischen Nachrichtendienst, und etwa 1.000 an den Wetterdienst ausgeliefert. Letzterer erhielt allerdings die Version SG-41Z, die anstatt der Buchstabentasten lediglich über Zifferntasten verfügte. Mit über 13 Kilogramm wurde das SG-41 als zu schwer für den Fronteinsatz klassifiziert.
Selbst die Experten in England scheiterten bis zum Kriegsende an der Rekonstruktion und somit der Entschlüsselung des SG-41. Respektvoll wurde das Schlüsselgerät daher von den Alliierten als „remarkable machine“ bezeichnet. Und noch heute wird vielfach diskutiert, um wieviele Jahre der frühzeitige Einsatz der neuen Chiffriertechnik den 2. Weltkrieg wohl verlängert, dessen Ausgang aber wohl kaum verändert hätte.
BeschreibungSeriennummer 000352, Herstellerkennung "cxo" (Wandererwerke), Baujahr 1944. Typenschild mit Bezeichnung "Schl. Ger. 41 / 000352 cxo 44". Blaugrünes Stahlgehäuse, 26 Tasten, aufklappbarer Dokumentenhalter mit gefederter Halterung für die zu übermittelnde Nachricht. Seitlich einklappbare Kurbel (daher die Bezeichnung "Hitlermühle") mit der zweimal eingeschlagenen Nummer 21. Ausziehbarer Tragegriff mit Klemmhalterung. Vorne federverriegelte Klappe zum Einlegen der Papierrollen in eine ausziehbare Halterung. Zwei Papierrollen (Originalität nicht gesichert) für die Ausgabe von Klartext und verschlüsseltem Text noch vorhanden. An Handgriff herausnehmbare Tintenrolleneinheit zum Einfärben der Papierstreifen, beschriftet "1" und "2". Rändelrad links mit zwei Stellungen, beschriftet mit gelb eingelegten Buchstaben "V" und "E". Rändelrad rechts mit zwei Stellungen, beschriftet mit gelb eingelegtem "F" und rot eingelegtem "L". Der linke Hebel mit der Beschriftung "Papier" lose. Die Bodenplatte bestoßen, auf der Unterseite mit kleineren Beschädigungen und Farbabplatzungen, geringe Ansätze von Flugrost. Montiert zwei hölzerne Stellleisten, die rechte gestempelt mit Adler/HK über WaA69 (= C. Verberne Berlin/Neukölln 1936, Hersteller von u.a. Vermittlungskästen). Die beiden rückseitigen Schräubchen zum Befestigen des Gehäusedeckels fehlen, ebenso der Transportschutzdeckel. Abmessungen 27 x 31 x 17 cm (BxTxH), Gewicht 10,8 kg. Das Gerät scheint völlig intakt und funktionsfähig zu sein und ist insgesamt hervorragend erhalten.
In den letzten Jahren ist kein auch nur annähernd gut erhaltenes Schlüsselgerät 41 auf den Markt gekommen. Zustand: II +