Am 7. November wird bei Lempertz in Berlin der erste…
Am 7. November wird bei Lempertz in Berlin der erste…
Am 7. November wird bei Lempertz in Berlin der erste Teil – 155 Lots – der legendären Twinight Collection aufgerufen. Die Sammlung des New Yorker Geschäftsmanns Richard Baron Cohen ist unumstritten die weltweit größte und bedeutendste Porzellan-Privatsammlung der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Über viele Jahre hinweg hat der leidenschaftliche Sammler die Welt bereist, um bei internationalen Auktionshäusern und renommierten Händlern seine Sammlung zu vervollständigen. Spitzenstücke und königliche Aufträge aus den Manufakturen Berlin, Sèvres und Wien heben The Twinight Collection auf museales Weltklasseniveau, was auch Einzelausstellungen u.a. im Metropolitan Museum in New York, im Schloss Charlottenburg in Berlin sowie im Liechtenstein Museum in Wien veranschaulichen. Die sorgfältig zusammengetragenen Objekte stellen sehr deutlich den Wissensaustausch, sowie die technischen und künstlerischen Querverbindungen der führenden europäischen Porzellan-Manufakturen jener Zeit dar. Neben der Twinight Collection hat einzig die Eremitage in Sankt Petersburg einen ähnlichen Überblick über das €päische Porzellanschaffen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Teuerstes Objekt der Auktion ist eine auf 200.000–250.000 € geschätzte KPM Vase Münchner Sorte Nr. 2 mit acht Ansichten von Berlin. Ein Eintrag im königlichen "Conto-Buch" belegt, dass die 60 cm hohe Vase 1838 als Geburtstagsgeschenk für den Kronprinzen Maximilian (II.) bestimmt worden war. Seit der Vermählung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern im Jahre 1823, setzte ein kultureller Austausch durch gegenseitige königliche Geschenke ein, die teils mit preußischen Stadtansichten, teils mit bayrischen Alpenmotiven geziert waren.
Eine KPM Vase mit der Schlacht von Vitoria aus dem Jahr 1817 ist mit einem Schätzpreis von 150.000–200.000 € ein weiteres bedeutendes und hochpreisiges Objekt der Auktion. Friedrich Wilhelm III gab nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon Bonaparte zahlreiche Bestellungen für verdienstvolle Briten bei der KPM in Auftrag. Eine gleiche Vase mit der darauf abgebildeten Schlacht im baskischen Vitoria ist als Geschenk für den Herzog von Wellington bekannt und steht in Apsley House.
Ein weiteres Highlight sind drei Paar Flaschenkühler aus dem Hochzeitsservice der Prinzessin Luise von Preußen und Prinz Friedrich der Niederlande (pro Paar 30.000–40.000 €). Der Tradition des preußischen Hofes entsprechend, erhielten die Töchter Friedrich Wilhelm III bei ihrer Vermählung umfangreiche Tafel- und Dessertservice der KPM, die mit topographischen Ansichten des Preußischen Königreichs geschmückt waren. Für Prinzessin Luise waren die Porzellangefäße mit Motiven der Berliner Bauwerke und des Schlossparks von Charlottenburg auch kostbare Erinnerungen an die Orte ihrer Kindheit (Lots 112 - 114).
Die Offerte umfasst auch einen auf 15.000–20.000 € geschätzten seltenen Teller aus dem Service des Départements aus dem Jahre 1828. Der Direktor der Manufaktur von Sèvres, Alexandre Brongniart, hatte dieses Dessertservice ursprünglich für einen Souverän entworfen: zunächst war es für Karl X., später für Louis Philippe gedacht. Heute befinden sich die meisten Teller im französischen Außenministerium sowie in Museen in Paris und New York.
Der gegenseitige Einfluss der europäischen Porzellan-Manufakturen ab der Jahrhundertwende manifestiert sich in diversen Servicen unterschiedlicher Thematik. Zum Aufruf kommen die in Berlin um 1810 entstandenen prachtvollen Kannen mit Schlangenausgießer und Henkeln (6.000–8.000 €), die sich detailgetreu an dem Modell Oeuf et serpent der Manufaktur Sèvres orientieren. Und auch bei dem auf 4.000–6.000 € geschätzten Pendant, dem Wiener Déjeuner mit Schlangenhenkeln ist der französische Einfluss klar erkennbar. Napoleons Expeditionen an den Nil 1798–1801 regte nahezu alle Manufakturen zu neuen Formen und Dekoren im ägyptischen Stil an. Nachdem die Mode zunächst von Josiah Wegewood und Sèvres aufgenommen wurde, ließ sich Wien daraufhin zu einem Wiener Service im ägyptischen Stil (15.000–20.000 €) und Berlin im Jahre 1810 zu einem auf 40.000–60.000 € geschätzten Tête à tête im Ägyptischen Stil inspirieren.
Eine weitere Mode, die von allen drei Manufakturen gleichermaßen kultiviert wurde, ist die Kameen-Malerei, welche auch als "en camée, Onyx- oder Gemmen-Malerei" bezeichnet wird. Die Portraits antiker Heroen und zeitgenössischer Persönlichkeiten bauten auf die Illusion, dass es sich um einen Steinschnitt handelt, dessen Optik perfekt imitiert werden konnte. Aus Berlin wird eine auf 6.000–8.000 € geschätzte Tasse mit Steinschnitt-Imitation eines Portraits von Zar Alexander I. sowie ein von G.F.A. Taubert signierter Tondo mit der römischen Schutz- und Heilsgöttin Fortuna Conservatrix (6.000–8.000 €) offeriert. Die Manufaktur Sèvres glänzt mit einem Teller mit dem Kameenbildnis des Aeneas, dem Mythos nach Urahn von Romulus und Remus und damit Ahnherr der ewigen Stadt (6.000–8.000 €). Als Kopie eines 1814 nach Berlin gelangten Sèvres-Tellers aus dem Service Iconographique grec darf der von dem späteren Manufakturdirektor Gottfried Wilhelm Völcker selbst bemalte Teller mit Kameenbildnis des Achilles bezeichnet werden (10.000–15.000 €).
Eine weitere Rarität ist ein kleines Bild mit Ansicht des Rittersaals (30.000–50.000 €). Die 29 x 33 cm große Porzellanplatte wurde im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV von dem schwedischen Künstler Theophron Kjellberg angefertigt und zeugt von beispielsloser Präzision.
Kunsthaus Lempertz KG
AuktionsdatenTitel Lempertz Berlin: The Twinight Collection IOrt: Lempertz Berlin, Poststr. 22, 10178 BerlinDatum 07.11.2018, 18:00 Uhr
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