(22.08.2018) Es ist eine Sensation: Eines der extrem seltenen und begehrten Gemälde der italienischen Barockmalerin Artemisia Gentileschi, „Lucretia“, offeriert das Dorotheum in seiner Auktionswoche im Oktober (23. bis 25. 10. 2018). Das zwischen 500.000 und 700.000 Euro taxierte Bild befand sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in ein und derselben Privatsammlung und gelangt nun zum ersten Mal in seiner Geschichte in eine Auktion.„Lucretia“ zeigt den Moment, bevor sich die römische Aristokratin nach der Vergewaltigung durch Tarquinius erdolcht. Diese Geschichte aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. gehört zum Gründungsmythos Roms. Lucretia gilt als Beispiel für Tugendhaftigkeit.
Alte MeisterinArtemisia Gentileschi, eine der – im 20. Jahrhundert wiederentdeckten – wenigen bekannten alten Meisterinnen und eine der ersten in die Kunstgeschichtsschreibung eingegangenen Malerinnen (1593 – 1653) war Schöpferin kraftvoller heroischer Frauen der antiken und christlichen Mythologie. Ihr außergewöhnliches, bewegtes Leben als Frau wie als Malerin machte sie zu einer Berühmtheit jener Zeit und ist besonders heute Thema von Filmen und Büchern. Gewaltdarstellungen reflektieren auch Gentileschis eigene Gewalterfahrung. Als Opfer sexuellen Missbrauchs im Alter von 16 Jahren brachten sie und ihr Vater, ganz unüblich damals, ihren Peiniger vor Gericht. Wiederentdeckte Protokolle dokumentieren, dass sie einen für die damalige Zeit bespiellosen, für sie grauenvollen und demütigenden Prozess durchstehen musste.
Stilistisch entwickelte Artemisia Gentileschi innovative Bildfindungen: In der Nachfolge des Malers Caravaggio zählten Realismus, Dramatik bei Thema und Darstellung sowie das Chiaroscuro, der starke Kontrast von Hell und Dunkel, Licht und Schatten.