Das Besondere der 10 x 16,8 cm messenden, sehr seltenen frühen Meißener Teekanne mit Lackbemalung ist die äußerst gut erhaltene originale Lackierung, die dem Dresdener Hoflackierer Martin Schnell zugeschrieben ist. Schnell hatte schon 1703 überzeugende Proben seiner Fertigkeit dem sächsischen König August II. zukommen lassen, wurde aber erst am 22. Januar 1710 offiziell engagiert. Seine Arbeit bestand hauptsächlich darin, Lackarbeiten für die Raumgestaltungen der ehrgeizigen Bauprojekte des Königs zu realisieren. Von ca. 1711 bis 1715 war Martin Schnell auch bei der Porzellanmanufaktur beschäftigt und bezog dort das höchste aller bezahlten Gehälter, mehr als das Doppelte dessen, was der Erfinder der Masse und Arkanist, Johann Friedrich Böttger, erhielt (Lot 723).Das aufwendig gestaltete Kabinett mit Uhr löste die seit der Renaissance dominierenden Metallgehäuse ab. Der Uhrmacher lieferte das Werk, der Ebenist das Gehäuse. Diese arbeitsteiligen Prozesse hatten die Augsburger Kunstindustrie im 17. Jahrhundert stark befördert. Erst seit der grundlegenden Arbeit von Christine Kowalski 2011 wird genau dieser Kabinetttypus der Werkstatt Heinrich Eichler d. Ä. zugeschrieben. Der Tischler und Kabinettbauer wurde 1636 in Liebstadt bei Meißen geboren und war ab 1677 in Augsburg als Kistler erfasst. Ihm werden jetzt eine Reihe prominenter Kabinette zugeordnet wie z.B. das in Schloss Rosenburg, das in der Eremitage in St. Petersburg und das in der Sammlung des Victoria und Albert Museums London (Lot 707, 150/180.000).
Zu den weiteren Höhepunkten der Auktion gehört ein seltener Satz von fünf Kratervasen, die im 19. Jh. in Italien entstanden sind. Der italienische Porphyr wurde nicht nur aus Ägypten importiert sondern auch in den Etschtaler Alpen, nördlich von Bozen, gewonnen. Dennoch haben solch große Monolithe wie in den hier angebotenen Vasenschalen besonderen Seltenheitswert. In der Sammlung The Metropolitan Museum in New York befindet sich ein bedeutendes Kandelaberpaar mit ähnlich großen Porphyrstücken, das 1774 vom Bronzier Luigi Valadier in Bronze gefasst wurde (Lot 764, 60/80.000). Ein außergewöhnlicher Antwerpener Kabinettschrank vom Ende des 17. Jh., wobei die Marmors und Pietre Dure den Werkstätten in Florenz zugeschrieben werden. Das Vorbild für diesen Typus des Kabinettschranks mit Steineinlagen aus Italien war das berühmte Augsburger Kabinett von Gustav Adolph, heute im Museum Gustavianum, Universität Uppsala, das auf einen Entwurf des Augsburger Kunsthändlers Philipp Hainhofer zurückgeht, der auch den Pommerschen Kunstschrank in Auftrag gab. Diese Pietre Dure waren seit dem 16. Jahrhundert begehrte und hochwertigste Florentiner Exportartikel, und möglicherweise wurde auch dieses Kabinett speziell für die Präsentation des kostbaren Marmors angefertigt (Lot 708, 35/40.000). Nach der sehr erfolgreich abgesetzten Offerte der KPM-Porzellane aus der Sammlung Professor Dr. Gisela Zick in der Preußen-Auktion in Berlin kommen nun in den beiden Versteigerungen am 14. und 15. Mai zwei weitere ihres Sammlungsbestands zum Aufruf. In der Schmuckauktion sind es 29 Lots mit dem Trauerschmuck dieser Sammlerin. In der Auktion am 15. Mai werden in ca. 50 Lots die französischen Porzellane und einige Dekorationsteile aus ihrer Kölner Wohnung verkauft.
Die Nachmittagssitzung hat einen spannenden Teil modernes Kunstgewerbe mit einem Nachlass aus Weimar, in dem sich einige frühe Thonet-Möbel befinden, u.a. der Schreibtisch B 287 nach einem Entwurf von Bruno Weil (BeWe) aus dem Jahr 1932 und Thonet 1934/35 ausgeführt (Lot 670, 3/4.000).
SILBERDie gewohnt qualitätsvolle und breit aufgestellte Silberofferte umfasst wie stets interessante Objekte aus vier Jahrhunderten. Unter den frühen Stücken ist der Akeleipokal des Markt- gerichts Pyrbaum erwähnenswert (Lot 703, Nürnberg, Reinhold Rühl, um 1661 – 1664, 14/18.000), in dessen Deckelinnerem sich die Namen der Richter, Kämmerer und Schöffen in Schwarzlot befinden). Aus altem rheinischen Adelsbesitz kommt ein großer Elfenbeindeckel- pokal mit einer plastisch geschnitzten Reiterschlacht, in einer vergoldeten Silbermontierung von Elias Adam, Augsburg 1707 – 1711 (Lot 721, 14/18.000).
Beim modernen Silberangebot glänzen eine Josef Hoffmann-Kaffeekanne aus der Sammlung Klaus J. Jacobs (Lot 774, Wiener Werkstätte, um 1923, 5/7.000) und eine Zuckerzange von Marianne Brandt mit dem äußerst seltenen Bauhaus-Stempel (Lot 496, Dessau, 1928, 3/4.000).
SCHMUCKDer Schmuckkatalog umfasst insgesamt 275 Lose, darunter 155 Positionen historischer Schmuck, traditionell in chronologischer Reihenfolge präsentiert. Zu Anfang eine kulturhistorisch interessante Kollektion von Freundschafts- und Memorialschmuck des 18./19. Jh. aus dem Besitz der Kölner Kunsthistorikerin Prof. Dr. Gisela Zick. Den Schwerpunkt bilden englische Kapselringe aus der Epoche George III. mit sentimentalen Gedenkminiaturen. Höhepunkte des historischen Schmucks sind ein Collier mit Anhänger aus der Mitte des 19. Jh., gefasst mit Diamanten im Rosenschliff sowie ein ebenso aus deutschem Adelsbesitz stammender passender Ring in Rosettenform (Lot 44, 15/20.000, Lot 45, 2/3000) und belgisches Korsagenornament in Form eines Heckenrosenzweigs mit kaskadenförmig herabhängenden Blütenrispen, gefasst mit Diamantrosen (Lot 46 15/20.000). Ein Art Déco- Anhängercollier mit natürlichem Ceylonsaphir, Diamanten und Orientperle kommt auf 5.5/6.500 (Lot 137). Stellvertretend für den Künstlerschmuck, dem ein extra Kapitel gewidmet ist, sei ein handgeschmiedetes Sautoir mit granulierter Schließe und einem Pektoralanhänger mit feinem Boulderopal, Ende der 1960er Jahre vom Münchener Goldschmied Max Pollinger gearbeitet, genannt (Lot 159, € 4/6.000).
Aus dem breiten Angebot an modernem Farbstein- und Diamantschmuck ragen mehrere Ringe mit Diamantsolitären heraus, darunter zwei Fünfkaräter (Lot 210, 7/9.000, Lot 209, 20/25.000). Den Abschluss bilden 26 Porträtminiaturen, größtenteils aus der Göttinger Sammlung von Dr. Günther Bartels. Darunter befindet sich ein zauberhaftes Kinderbildnis, das dem englischen Miniaturisten Andrew Plimer zugeschrieben wird und seine Tochter Selina im Alter von zwei Jahren als Cherub zeigt (Lot 271, 1.5/2.000).