Frühwerk von Karl Schmidt-Rottluff erzielt 931.000 Euro Die Ergebnisse der 704. Spezialauktion Moderner und Zeitgenössischer Kunst bei Nagel Auktionen in StuttgartEinen neuen Rekordzuschlag im Bereich Moderner Kunst konnte Nagel Auktionen in der 704. Spezialauktion Moderner und Zeitgenössischer Kunst am 4. Dezember verzeichnen. 931.000 Euro bewilligte ein amerikanischer Privatsammler für ein Ölgemälde des Brücke-Mitbegründers Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), mit dem Titel Kantine. Die 1906 unter dem Eindruck Vincent van Goghs dynamisch bewegter Farbzonenmalerei entstandene Arbeit war zuvor seit Mitte der 1970er Jahren in süddeutschem Privatbesitz gewesen.
Das farbintensive Werk war dabei nicht der einzige nennenswerte Beitrag des gebürtigen Leipziger Künstlers in der Stuttgarter Dezemberofferte. Sein Holzschnitt, Frau mit aufgelöstem Haar, von 1913, der 1937 in einer von den Nationalsozialisten organisierten
Propagandaausstellung Entartete Kunst in München gezeigt worden war, fand für 20.000 Euro einen neuen Besitzer.
Auch Emil Nolde (1867-1959) war einst 1937 vom Nazi-Regime zum entarteten Künstler erklärt worden. Sein bemerkenswert farbenschönes Aquarell mit Darstellung zweier Dampfer auf bewegter See von 1945 konnte seinen Schätzpreis von 90.000 Euro bestätigen und ging für 120.000 Euro an einen deutschen Interessenten.
Neben Camille Pissarros (1830-1903) Pastell einer Winterlandschaft mit Restschnee für 24.000 Euro und einem für Gabriele Münter (1877-1962) höchst untypischen neusachlichen Stillleben mit Büchern, das für 19.000 Euro zugeschlagen werden konnte, gehört erneut auch eine Arbeit des ZERO-Künstlers Otto Piene (*1928) zu den Topzuschlägen der Auktion. Die titellose Anordnung vier nebeneinander liegender Feuergouachen auf rotem Karton kletterte von 7.000 Euro auf stolze 25.000 Euro, während ein, sich in einigen Details von der späteren Serie unterscheidender, 1. Probedruck von Otto Dix (1891-1969), mit dem Titel Dame, seinen Preis von 8.000 Euro auf 21.000 Euro steigern konnte.
Bemerkenswerten Anklang fanden überdies die Arbeiten des österreichischen Künstlers und Vertreters des Wiener Aktionismus, Günter Brus (*1938) aus dem Nachlass des Grafikdesigners, Typographen und Autoren Kurt Weidemann (1922-2011). So kam eine Zusammenstellung von 14 eigenhändig von Brus gestalteten und geschriebenen Postkarten aus den 1970er Jahren von einem Ansatzpreis von 3.000 Euro auf letztlich 13.000 Euro. Sein Morgenrotfänger brachte es gar von geschätzten 1.800 Euro auf 20.000 Euro. Laut Brus-Archiv der weltweit höchste Zuschlag für eine Arbeit des Künstlers in diesem Format (36 x 25 cm).
Schließlich soll auch Jeff Koons (*1955), erst jüngst zum teuersten lebenden Künstler avanciert, an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Sein Balloon dog, 1995 als rote Porzellanfigur auf einem Teller angebracht, kletterte von 6.000 Euro auf immerhin 12.000 Euro.
Insgesamt wurden, bei gut 800 angebotenen Objekten, gut 1,75 Millionen Euro Umsatz erzielt. Mit zusammen rund 3,5 Millionen Euro aus beiden Spezialauktionen Moderner und Zeitgenössischer Kunst, kann Nagel damit 2013 auf das in diesem Bereich erfolgreichste Jahr seiner Geschichte zurückblicken.