Das letzte Los der Sommerauktion im Kinsky endete mit einem Paukenschlag: Um den herrlichen Blick vom Canale Grande auf Sta. Maria della Salute stritten mehrere nationale und internationale Sammler per Telefon und der Zuschlag erfolgte erst bei € 420.000, was einen Kaufpreis von € 530.000 bedeutet. Das lange verschollene Gemälde aus dem nahen Umkreis des bedeutenden Venedig Malers Bernardo Bellotto wurde von den Experten des Hauses entdeckt und seine vielfache Erwähnung in namhaften Publikationen und Ausstellungen aufgearbeitet.Auch sonst überzeugten die Alten Meister mit einem hervorragenden Ergebnis und vielen Zuschlägen über dem angegebenen Limit. Unbedingt zu erwähnen ist das porzellanhaft gemalte Madonnenbildnis des italienischen Meisters Giovanni Battista Salvi, genannt Sassoferrato, dessen Limitpreis von € 50.000 schnell überboten wurde und erst bei € 95.000 endete (Kaufpreis € 120.000).
Großes Interesse fanden die Gemeinschaftsarbeiten der flämischen Meister im Goldenen Zeitalter: die beiden Hände von Frans Francken II und Abraham Govaerts waren den Sammlern bei der Allegorie der Abundantia € 57.000 (KP € 72.000) und bei Apollos Konzert am Parnass € 18.000 (Kaufpreis € 23.000) wert. Ein unbestrittenes Meisterwerk der Malerei des 16. Jahrhunderts präsentierte das Haus mit Pieter Coecke van Aelsts Altartafel der Anbetung der Hirten, das auf € 45.000 stieg (KP € 57.000). Der bemerkenswerte Realismus der Kreuzigung eines oberschwäbischen Meisters um 1530, der auch gleich die Voralpenlandschaft mit einbezog ging zum Limitpreis von € 50.000 (KP € 63.000) an den neuen Besitzer.Eine Entdeckung des Hauses war das bislang größte Gemälde des Klosterneuburger Orientmalers Alphons Leopold Mielichs in der Sparte 19. Jahrhunderts, dessen Marktwert sich mit dem hochgesteigerten Ergebnis von € 40.000 (KP € 50.400) für seinen fantastischen Orientmarkt entscheidend erhöht hat.
Die Klassische Moderne lockte einmal mehr mit besonderen Stücken der auch international stark gesuchten Künstler, Egon Schiele, Gustav Klimt, Alfons Walde und Franz Sedlacek. Die zarte wie ungemein expressive Landschaftsskizze Egon Schieles von 1915 war unter € 110.000 (KP € 139.000) nicht zu haben und auch für Gustav Klimts Zeichnungen stritten mehrere Sammler um den Erwerb.
Das Porträt Margaret Stonborough-Wittgenstein erzielte € 45.000 (KP € 57.000), das entzückende Baby war verständlicherweise nicht unter € 38.000 (KP € 48.900) zu haben. Das Toplos dieser Sparte aber war Franz Sedlaceks aufgeregte Szene in stürmischer Nacht, um das mehrere private Sammler bis € 140.000 (KP € 176.400) ritterten. Der 2. Auktionstag begann mit der Sparte der Antiquitäten und gleich mit dem Toplos, das die Erwartungen mehr als erfüllte: Die schöne Ägypterin aus dem Wüstensand wurde heftig umworben, bis das seltene Mumienporträt aus dem 2. Jh. n. Chr. ein englischer Sammler um € 170.000 (KP € 214.000) erringen konnte.
Diesem beeindruckenden Start folgte ein wie immer qualitativ hochwertiges Angebot von Glas, eine bernsteinfarbene Rippenflasche setzte mit € 23.000 (KP € 29.000) ein bemerkenswerten Beweis für die Bedeutung dieser Kunst. Nicht verwundern konnte das Sammlerinteresse für die drei hervorragenden Objekte Tiroler und süddeutscher Silberkunst der Renaissance und des Barock, die auf € 22.000 (KP € 27.700) für den Tiroler Deckelhumpen bzw. zweimal 45.000 (KP € 56.700) für die Hochzeitskredenzen bzw. dem Passauer Deckelhumpen gesteigert wurden. Das ungewöhnliche Beispiel für eine komplette Toilettegarnitur in Silber und noch dazu aus dem Besitz der russischen Adelsfamilie Uschakow wechselte nach mehrfachen Bieten für € 30.000 (KP € 37.800) den Besitzer.Die Sparte Jugendstil & Design warb mit einem wie immer vielfältigen Angebot, das von den Sammlern durchwegs honoriert wurde. Der wunderbar fein karierte Tafelaufsatz aus der Hand des Wiener Werkstätten Gründers Hoffmann z. B. war am Ende € 15.000 ( KP € 19.000) wert, Otto Prutschers Anhänger erzielte mit € 20.000 (KP € 19.000) einen beachtlichen Preis. Bruno Zach, einer der wichtigsten österreichischen Künstler des Art Déco, punktete mit seiner erotischen Frau mit Reitgerte in dunkler Bronze, für die der letzte Bieter € 32.000 (KP € 40.300) zu bieten hatte.
Highlight war zweifellos das von feinen roten Linien durchzogene Glas aus der Werkstatt Johann Lötz Witwe nach dem Entwurf von Josef Hoffmann, das eines der wenigen erhaltenen Exemplare jener Gläser darstellt, die auf der legendären Werkbund-Messe in Köln 1914 im Österreich-Pavillon präsentiert wurden. Der untere Schätzpreis wurde mehr als verdoppelt, der Zuschlag erfolgte erst bei € 40.000 (KP € 50.400)!
Für alle anderen Interessenten kann das Auktionshaus den letzten Band seiner editionen Reihe anbieten: die genaue Geschichte und Auflistung aller für Köln entworfenen Gläser sind nun erstmals genau recherchiert und festgehalten. Die Publikation ist im Auktionshaus oder per online Bestellung zu erwerben (www.imkinsky.com).
Kaufpreis beinhaltet 26% Provision, gerundet.