Nach Abschluss der Restaurierung steht die Großplastik wieder im Atrium der Potsdamer FriedenskircheDie Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) kann die 3,49 Meter hohe Statue des „Segnenden Christus“ wiederaufstellen. Nach Abschluss der im Oktober 2020 begonnenen, fachlich von den Restauratorinnen und Restauratoren der SPSG betreuten und durch die Berliner Firma Haber & Brandner GmbH ausgeführten Restaurierung kehrt sie am 30. August 2021 an ihren Platz im Atrium der Friedenskirche im Potsdamer Park Sanssouci zurück. Die Herstellung dieser Galvanogroßplastik im Jahr 1851 war eine außergewöhnliche technische Leistung. Allerdings haben die daraus resultierenden Eigenschaften des Werkes – wie unterschiedliche, teils papierdünne Wandstärken oder die Sprödigkeit des Materials – im Lauf der Zeit zu Rissen, Brüchen und Deformationen geführt. Aus diesem Grund wurden bereits im Zuge der letzten Restaurierung 1998/1999 stabilisierende Edelstahlstützen ins Innere der Statue eingefügt.
Nach 20 Jahren zeigten sich erneut witterungsbedingte Risse in der Kupferhaut sowie Schmutzablagerungen in den Vertiefungen. Auch die ehemals aufgebrachte Wachsschicht war abgewittert, weshalb eine erneute Restaurierung erforderlich wurde. Im Zuge der statischen Ertüchtigung wurde nun die Innenkonstruktion erweitert und verstärkt, um einer erneuten Rissbildung durch Bewegungen der Plastik entgegenzuwirken. Die sichtbar gewordenen Beschädigungen im Kupfer konnten wieder gefügt und stabilisiert werden, so dass eine geschlossene Oberfläche entstand, die abschließend mit einer schützenden Wachskonservierung versehen wurde.
Unterstützt wurden diese jüngsten Restaurierungsmaßnahmen durch eine großzügige Spende der Irene und Karl Blumenberg Stiftung. Als kleine Stiftung vor 10 Jahren gegründet, fördert die Irene und Karl Blumenberg Stiftung nach der Wiederherstellung einer Exedra an den Terrassen des Orangerieschlosses 2018 nun zum zweiten Mal ein Restaurierungsprojekt in den preußischen Schlössern und Gärten.
Vorbild in KopenhagenDer im – von Julius Winkelmann geleiteten – Königlichen Galvanoplastischen Institut Berlin angefertigte „Segnende Christus“ war eine der ersten Großplastiken, die nach diesem elektrochemischen Verfahren in Preußen entstanden ist. Ein Jahr zuvor, 1850, war die allgemein bewunderte Kolossalbüste der Juno Ludovisi in derselben Technik für den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) hergestellt worden.
Das mit 3,20 Meter nur etwas kleinere Original des „Segnenden Christus“ aus Carrara-Marmor hatte der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844) 1821 für die Nische des Hauptaltars in der Frauenkirche in Kopenhagen geschaffen. Gemeinsam mit den Statuen der Apostel Petrus und Paulus waren es die ersten religiösen Werke des Künstlers. Noch vor der Aufstellung in der Kopenhagener Domkirche 1838 entstand im Jahr 1835 ein Gipsabguss für Berlin. Nach dem Bau der Friedenskirche in Potsdam (1844) und der Gestaltung des Atriums und Brunnens (1846/47) nach Entwürfen des Architekten Ludwig Persius (1803-1845) bestimmte Friedrich Wilhelm IV. selbst die Säulenvorhalle als Standort des Nachgusses. Die einladende Haltung mit den weit geöffneten Armen erinnert nicht nur an Darstellungen der Schutzmantelmadonna, sondern erscheint auch als passende Geste für den Eingang in die Kirche.
Die auch als „Christus Consolator“ (Christus der Tröster) bekannte Statue erfreute sich im 19. Jahrhundert als Grabdenkmal großer Beliebtheit und zierte als verkleinerte Replik viele Arbeitszimmer in Pfarrhäusern.