Vandalismus beschädigte wertvolle OriginalfigurAm Donnerstag, den 3. September 2020 um 9.30 Uhr wird der Brückenheilige Nepomuk, der im vergangenen Oktober auf seinem Brückenplatz in Königstein bei einer Vandalismus-Attacke den Kopf verlor, in das Alte Höchster Schloss verbracht, um dort denkmalgerecht restauriert zu werden. Damit kehrt die Nepomuk-Statue dorthin zurück, wo sie über 200 Jahre lang gestanden hatte. Dass der heilige Nepomuk nach dem Krieg seinen Weg zur Rombach einem siegreichen Pokerspiel des ehemaligen Reichspräsidenten Heinrich Brüning mit einem amerikanischen Besatzer verdankt, der die Figur in die Vereinigten Staaten mitnehmen wollte, gehört zu den schönen Geschichten, die, wenn sie denn nicht wahr, so doch gut erfunden sind.
Die wirkliche Geschichte freilich ist nicht weniger spannend. Nepomuk, Brückenheiliger und Patron des Beichtgeheimnisses, wurde bei einem Streit seines Erzbischofs mit dem böhmischen König im 14. Jahrhundert in die Moldau geworfen, wo er das Martyrium erlitt. 1729 heiliggesprochen avancierte der Böhme rasch zu einem der beliebtesten Volksheiligen Mitteleuropas. Auch in Höchst stellte man bald nach der Heiligsprechung eine lebensgroße Statue auf die Stadtgrabenbrücke vor dem Frankfurter Tor. Doch beim Abbruch der alten Stadttore und der Zuschüttung der Stadtgräben 1816 verpflanzte man die sandsteinerne Statue an die nordöstliche Ecke der äußeren Burggrabenmauer auf den Schlossplatz. Erst knapp einhundert Jahre später gelangte der Nepomuk wieder an einen Flussübergang, auf der Höchster Schlossbrücke legte er eine Verschnaufpause ein.
Ab 1907 ließ die Witwe von Adolf von Brüning, dem die spätere Höchst AG ihren Aufstieg im 19. Jahrhundert verdankt, das Alte Höchster Schloss mit Gärten, Befestigungsanlagen und Schlossbrücke wiederherstellen und für die Bevölkerung öffnen. Ihre Nachkommen nahmen nach dem Zweiten Weltkrieg die Nepomukfigur mit nach Königstein, um sie vor einem Abtransport der amerikanischen Besatzer zu sichern. Dort schenkte ein Sohn die Statue der Stadt Königstein mit der Auflage, das Original zu Ehren seines Vaters auf der Brücke über den Rombach aufzustellen. 1982 fertigte die Stadt einen Abguss der Skulptur für Höchst an, die dort zum Schlossfest 1999 an alter Stelle auf der Schlossbrücke wiederaufgestellt wurde.
Das Alte Schloss in Höchst ist eines der bedeutendsten Baudenkmale in Höchst. Die ursprüngliche Burg wurde in der Renaissance zu einem der prächtigsten Schlösser des Mainzer Kurfürsten ausgebaut. Nach Brandschatzung im Dreißigjährigen Krieg und Abrissen in späterer Zeit blieben nur das Torhaus, der Schlossturm und der Renaissancetrakt erhalten. 2002 übernahm die DSD die Anlage, um ihren dauerhaften Erhalt zu gewährleisten. Die Innenräume des Alten Schlosses wurden umfangreich renoviert, um sie für Tagungen und Veranstaltungen zu Denkmalpflege-Themen sowie für Ausstellungen zur Verfügung stellen zu können.