Die schwarz patinierte Bronzeplastik in Form einer Flagge auf Halbmast ist das Ergebnis Kang Sunkoos künstlerischer Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und dem Humboldt Forum. Ihr Titel spielt auf den juristischen Terminus der Verjährung von Straftaten ("Statute of Limitations") an. In der Mitte geteilt, verbindet die Arbeit zwei symbolisch aufgeladene Orte in Berlin und ihre Historie: das Humboldt Forum im Berliner Schloss und den Nachtigalplatz im sogenannten Afrikanischen Viertel.
Der bauliche Kontext an beiden Orten ist geprägt durch einen symmetrischen Grundriss. Die untere Hälfte der Arbeit steht auf der Symmetrieachse des Humboldt Forums, in der Mitte zwischen den beiden Treppenläufen, die das zweite Obergeschoss mit dem dritten verbinden. Auf dem Nachtigalplatz markiert die obere Hälfte des Fahnenmastes die Spiegelachse des städtischen Raums. Durch die Teilung ist immer nur eine Hälfte für den Betrachter sichtbar. Das Bild des Fahnenmastes in der Gesamtheit kann nur in der Vorstellung vervollständigt werden.
Das Humboldt Forum in der Kubatur des teilrekonstruierten Berliner Schlosses ist zentraler Ausgangspunkt der Arbeit. Kang Sunkoo in seinem Videostatement (Link): „Das Humboldt Forum ist das kulturelle Erzeugnis einer heutigen Gesellschaft im Umgang mit der eigenen Vergangenheit und zeugt vom Selbstbild und Weltbild dieser Gesellschaft.“
Generalintendant Hartmut Dorgerloh: „Die Statue of Limitations verdeutlicht auf emblematische Weise die unterschiedlichen Positionen und Perspektiven bei der Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte. Wir haben hier keine Deutungshoheit über die Sammlungen. Unser Anspruch ist vielmehr, sie aus verschiedenen Perspektiven, in verschiedenen Kooperationsformen vielstimmig zu präsentieren. Deshalb ist auch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern im In- und Ausland, insbesondere mit den Source Communities in den USA, in Brasilien, Tansania oder Australien, für das Humboldt Forum essentiell.“
Mit seiner Arbeit erhielt Kang Sunkoo im März 2018 den ersten Preis im Rahmen des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs. Die Gestaltungsaufgabe für diesen zweiten von insgesamt fünf Wettbewerben für das Humboldt Forum im Berliner Schloss betraf die Treppenhalle, die die Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin im 2. und 3. Obergeschoss erschließt. Bauvorstand Hans-Dieter Hegner: „Kunst am Bau ist ein wichtiger Teil der Baukultur, den die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss hochschätzt. Sie ist ein wichtiger Beitrag für die ästhetische Qualität von gebauten Räumen und fügt der Architektur eine eigene Interpretationsebene hinzu. Die Arbeit von Kang Sunkoo ist eine äußerst gelungene Idee, die die Geschichte der Kolonialisierungen wie auch deren Folgen bis in die Gegenwart problematisiert und hinterfragt. Ihre Wirkung und der Impuls für eine kritische Befassung gehen weit über den Ort des Humboldt Forums hinaus. Obwohl das Kunstobjekt geteilt ist, verkörpert die im Humboldt Forum aufgestellte Skulptur in sich ein fragmentarisches Ganzes, das sich in ihrer Eleganz und Materialität mühelos in die Architektur und den Ort einfügt.“
Im Auftrag der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss wurden vier Kunst-am-Bau-Wettbewerbe ausgelobt, aus denen insgesamt fünf Kunstwerke für das neue Humboldt Forum hervorgingen. Alle ausgezeichneten Entwürfe reflektieren die Geschichte des Ortes auf individuelle Weise oder stellen künstlerische Bezüge zu den Inhalten des Humboldt Forums und den Gebrüdern von Humboldt als Namensgeber her. Die Jurysitzung des fünften und letzten Kunst-am-Bau-Wettbewerbs für die Dachterrasse findet am 19. Mai statt.“
Kang Sunkoo studierte Architektur an der RWTH Aachen. Nach seiner Tätigkeit in den Büros Herzog & de Meuron, Schmachtenberg Kang Architekten und Silvia Gmür Reto Gmür Architekten war seine letzte Arbeit als Architekt der Umbau des Studios von Ai Weiwei in Berlin. Im Anschluss arbeitete Kang Sunkoo für den Künstler Ai Weiwei an mehreren Kunstprojekten und unter-richtete im Rahmen der Einstein-Gastprofessur Ais dessen Fachklasse an der UdK Berlin als künstlerischer Mitarbeiter. Im Jahr 2018 wurde Kangs Beitrag Statue of Limitations mit dem ersten Preis des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs für die Treppenhalle des Humboldt Forums im Berliner Schloss ausgezeichnet. Im Jahr 2019 gewann sein Beitrag Heimat Heimat den ersten Preis des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs für den Erweiterungsbau des Bundesministeriums des Innern, Bau und Heimat in Berlin.
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