Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) beginnt mit den Planungen für die weitere Instandsetzung des Orangerieschlosses im Potsdamer Park Sanssouci. Ziel der bis 2030 andauernden Baumaßnahmen…
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) beginnt mit den Planungen für die weitere Instandsetzung des Orangerieschlosses im Potsdamer Park Sanssouci. Ziel der bis 2030 andauernden Baumaßnahmen…
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) beginnt mit den Planungen für die weitere Instandsetzung des Orangerieschlosses im Potsdamer Park Sanssouci. Ziel der bis 2030 andauernden Baumaßnahmen ist es, die Dach- und Fassadensanierung des gesamten Gebäudes fertigzustellen und den derzeit deponierten Skulpturenschmuck wieder auf den Dachbalustraden zu platzieren. Darüber hinaus sollen Reparatur- und Umbauarbeiten erfolgen, um die technische Infrastruktur in den beiden Pflanzenhallen für deren Doppelnutzung wesentlich zu verbessern. Diese dienen im Winter der Überwinterung der kälteempfindlichen Kübelpflanzen aus dem Park Sanssouci und während der Sommermonate als außergewöhnliche Veranstaltungsorte.
Finanziert wird das Projekt mit Mitteln aus dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben. Aus dem Budget von insgesamt 400 Millionen Euro stehen für die Sanierung und die technische Optimierung des Orangerieschlosses mehr als 22 Millionen Euro zur Verfügung.
Geplante BaumaßnahmenIn der nun anstehenden Bauphase werden die noch fehlenden Nordfassaden des Mittelbaus und der östlichen Pflanzenhalle sowie die Fassaden der beiden nördlichen Eckpavillons und der sich anschließenden Säulengänge saniert. Darüber hinaus bedürfen die Dächer der Nord-Pavillons und der östlichen Pflanzenhalle umfangreicher Reparaturmaßnahmen.
Im Fokus der Arbeiten steht darüber hinaus die Optimierung der technischen Infrastruktur in den beiden Pflanzenhallen – vor allem, um diese für die zukünftige Veranstaltungsnutzung im Sommer noch attraktiver zu gestalten. Dazu soll die bisher nur jeweils provisorisch installierte Veranstaltungstechnik (Elektrik, Beleuchtung) denkmalgerecht eingebaut und die erforderlichen Brandschutzvorrichtungen auf den neuesten Stand gebracht werden.
Für die Nutzung der Pflanzenhallen während der Wintermonate ist eine adäquate Luftzirkulation unerlässlich. Dies wird im Zuge der Dachsanierung zu einer besonderen Herausforderung, da die anspruchsvollen Kübelpflanzen einer ausreichenden Luftfeuchtigkeit bedürfen, die sich jedoch nicht negativ auf die hölzerne Dachkonstruktion auswirken darf. Zudem muss das erhaltenswerte historische Heizsystem repariert werden.
Im Nordost-Pavillon soll überdies ein neuer Entrée-Bereich entstehen. Neben einem bisher fehlenden Cateringbereich, der in der ehemaligen Schlossküche seinen Platz finden soll, wird hier auch ein neues Service-Areal für die Besucherinnen und Besucher mit Räumlichkeiten für eine Garderobe und Toiletten geschaffen. Gegenwärtig ist ein Planungsteam aus Architekten, Ingenieuren und Restauratoren damit befasst, den Bestand zu untersuchen und Raumkonzepte für diesen neuen Besucherbereich zu entwickeln.
Das Orangerieschloss als Masterplan-ProjektDas imposante Orangerieschloss mit den seitlichen Pflanzenhallen, Brunnen, Arkaden und Terrassen dokumentiert anschaulich die Italiensehnsucht König Friedrich Wilhelms IV (1795-1861). Das von Renaissance-Villen inspirierte Ensemble wurde zwischen 1851 und 1864 errichtet. Während der langen Bauphase waren Ludwig Persius (1804-1845), August Stüler (1800-1865) und Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) mit den Planungen beschäftigt, wobei die Entwürfe des Königs berücksichtigt wurden.
Der mehr als 300 Meter lange Bau umfasst neben den Pflanzenhallen auch ehemalige Herrschafts- und Bedienstetenwohnungen. Der Mittelbau mit den fürstlichen Wohnräumen und dem Raffaelsaal ist als Museumsschloss geöffnet, während die im Sommer frei verfügbaren Pflanzenhallen zu den größten innen liegenden Veranstaltungsflächen in der Region gehören. Vor dem ersten Sonderinvestitionsprogramm (SIP 1, Masterplan) mit einem Volumen von 155,03 Millionen Euro war das stark sanierungsbedürftige Gebäude in seinem Bestand hochgradig gefährdet. In dieser ersten Phase des Masterplans wurden zwischen 2008 und 2018 bereits 9 Millionen Euro für grundlegende Rettungsmaßnahmen am Orangerieschloss aufgewendet.
Bisherige SanierungsmaßnahmenDie erste Sorge galt der Erhaltung der intensiv genutzten Pflanzenhallen, die insbesondere im Dach- und Fassadenbereich erhebliche Schäden aufwiesen. Bis 2010 erhielten beide Pflanzenhallen auf der Südseite zunächst neue Eisenkunstgussfenster. Gleichzeitig wurden die Südfassaden inklusive der Konchennischen, in denen heute wieder Marmorskulpturen aufgestellt sind, umfänglich saniert. Die Arbeiten erfolgten von West nach Ost, so dass auch die Nordfassade der westlichen Pflanzenhalle samt den Blechabdeckungen im Dachbereich wiederhergestellt werden konnte.
Von 2014 bis 2018 erfolgte die Sanierung des Mittelbaus mit den beiden Türmen und den Turmgalerien sowie die Instandsetzung des Südost-Pavillons. Insbesondere galt es, witterungsbedingte Schäden an den Außenfassaden, an den Türen und Fenstern sowie undichte Dächer und Regenentwäs¬serungen zu beseitigen, um Verluste der Originalsubstanz zu verhindern und Schäden in den historischen Innenräumen zu vermeiden. Die Dachstuhl-Konstruktionen des großen Hauptdaches und beide Zeltdach-Konstruktionen der Türme wurden statisch ertüchtigt und schadhafte Bereiche zimmermannsmäßig repariert. Der Mittelbau hat eine neue Eindeckung aus Kupferblech erhalten und die auf der Nordseite liegende Dachbalustrade aus Sandsteinbalustern wurde restauriert. Die Türme sind wieder mit Zinkblech eingedeckt, nachdem zu Beginn der Bauarbeiten festgestellt wurde, dass die vorhandene Eindeckung nicht mehr reparaturfähig war. Sämtliche Traufbereiche haben eine doppelt abgedichtete innenliegende Regenrinne erhalten, deren Querschnitt entsprechend der zunehmenden Starkregenfälle neu dimensioniert wurde. Darüber hinaus wurde eine – den heutigen technischen Standards entsprechende – Blitzschutzanlage angebracht.
Im Zuge der Instandsetzung der aufwendig gestalteten Schornsteinköpfe erfolgte die Umwandlung der vorhandenen Kaminschächte in Lüftungsschächte. In Kombination mit neu installierten Ventilatoren in den Schornsteinköpfen ist nun für ein stabiles Klima (Luftfeuchtigkeit) in den historischen Schlossräumen gesorgt.
Neben den Dacharbeiten wurden die Turmfassaden und Galerien saniert. Fehlende Putzflächen und Profilierungen sind ergänzt, Sichtmauerwerksbereiche aus gelben Backstein neu verfugt und mit einem mittigen Fugenstrich verziert worden. Ebenso wurde die ursprüngliche hellgelbe Farbfassung als Kalkanstrich ausgeführt. Die durch Umwelteinflüsse geschwärzten Sandsteinsäulen konnten gereinigt und mittels Lasuranstrich aufgehellt werden. Sie sind nun wieder als gliederndes Element der Architektur erlebbar. Die Holzfenster und Türen ergänzen das Erscheinungsbild durch eine für das 19. Jahrhundert typische Holzimitationsfassung.
Als besondere Herausforderung erwies sich die Rekonstruktion des originalen Gussasphaltbelags der beiden Turmgalerien, der auf allen begehbaren Flächen die darunterliegenden Konstruktionen vor Regenwasser schützen muss. Bereits kurz nach der Erbauungszeit erwies sich dieser Asphaltbelag als Schwachstelle und zog erste Reparaturmaßnahmen nach sich. Durch die Anwendung moderner Abdichtungstechnologien konnte dieses Problem behoben werden.
Damit die Besucherinnen und Besucher die Turmgalerien sorglos betreten können, wurden die Balustraden durch eine zeitgenössische Geländerkonstruktion aus Flachstahl und einem feinen Edelstahlnetz erhöht.
Das Sonderinvestitionsprogramm 2 (Masterplan, SIP 2)Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan, SIP 2) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent). In den kommenden fünf Jahren sollen ca. 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.
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