Schloss Paretz Foto: SPSG / Alisha Sojka Schloss Paretz Foto: SPSG / Alisha Sojka - Mit freundlicher Genehmigung von: spsg.de

Was: Presse

Wann: 29.03.2019

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) saniert seit Sommer 2018 das Schloss Pfaueninsel in Berlin. Da das Schloss in den nächsten Jahren nicht zugänglich sein wird, werden ausgewählte Exponate der Originalausstattung die Dauerausstellung im Schloss Paretz bis auf weiteres ergänzen. Die Objekte, von denen viele erstmals seit 1794 ihren…
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) saniert seit Sommer 2018 das Schloss Pfaueninsel in Berlin. Da das Schloss in den nächsten Jahren nicht zugänglich sein wird, werden ausgewählte Exponate der Originalausstattung die Dauerausstellung im Schloss Paretz bis auf weiteres ergänzen. Die Objekte, von denen viele erstmals seit 1794 ihren angestammten Platz verlassen mussten, entsprechen dem Interieur und Charakter von Schloss Paretz und sind in besonderer Weise mit der Nutzungsgeschichte beider Orte verbunden.

Die Pfaueninsel und Schloss Paretz waren für König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und Königin Luise (1776–1810) Sehnsuchtsorte. Weitab der Residenzen Berlin und Potsdam verlebten sie hier, oft mit ihren Kindern und wenigen Bediensteten, unbeschwerte Sommertage. Der Aufenthalt auf der Pfaueninsel fand vorzugsweise in den Monaten Juni und Juli statt. Die Tage des Spätsommers, mit dem Höhepunkt des Erntedankfestes, waren Paretz vorbehalten.

Beide Landsitze wurden für die Familie nach Luises frühem Tod 1810 zu Erinnerungsstätten. Und in beiden Schlössern haben sich Kunstwerke erhalten, die in direktem Bezug zur Königin und dem Leben inmitten ländlicher Idylle stehen.So werden jetzt erstmals im 2001 wiedereröffneten Schloss Paretz das exklusive Pfaueninsel-Service der KPM als gedeckte Tafel, fünf Hüte, ein Paravent, ein Spieltisch und vieles mehr zu sehen sein.

Gedeckte TafelSo vermittelt die nach historischen Vorbildern gedeckte Tafel mit Teilen zweier KPM-Service einen Eindruck davon, wie Luise und Friedrich Wilhelm III. ihre Gäste in Paretz zu Tisch baten.

Im August des Jahres 1795 nahm man auf der Pfaueninsel ein Speise- und Dessertservice in Empfang, das bereits König Friedrich Wilhelm II., der Schwiegervater Luises, in der Königlichen Porzellanmanufaktur für sein eben fertiggestelltes dortiges Schloss bestellt hatte. Das Service war laut Akteneintrag „mit bunten natürl.[ichen] Vögeln auf Fruchtzweigen und kl[einen] Calitten [Schmetterlingen]“ bemalt und mit seinem dem Pflanzen- und Tierreich verbundenen und dennoch schlichten Dekor ganz auf den Ort abgestimmt. Es bestand aus 160 Teilen, war für 24 Personen gedacht und kostete den König 841 Taler.

Offenbar gefiel das Service auch Luise ausnehmend gut, denn zwei Jahre später wurde das Modell mit gleichem Dekor für die Kronprinzessin ein zweites Mal hergestellt. Vermutlich dachte Luise bereits daran, ihr eigenes Service mit Vogelmalerei in Schloss Paretz zu verwenden, mit dessen Bau ebenfalls im Jahr 1797 begonnen worden war. Ein Inventar des Paretzer Schlosses, das 1810, also im Todesjahr der Königin angefertigt wurde, verzeichnet in der dortigen Porzellankammer noch rund 200 Teile aus dem Service, das, der Anzahl der Teller nach zu schließen, ebenfalls für eine Gesellschaft von bis zu 24 Personen konzipiert worden war.

Wie jüngere Auswertungen der Küchenzettel belegen, die sich für die spätsommerlichen Aufenthalte des Königspaares in Paretz erhalten haben, versammelten sich an der königlichen Tafel in der Regel 12 bis 18 Personen, selbst wenn Gäste hinzugezogen wurden, dürfte es beim Servieren also kaum zu Engpässen gekommen sein.

Luises HüteSeit etwa 1840 werden fünf Hüte aus Span, Stroh, Kunstblumen und Seide im Schloss auf der Pfaueninsel in einem Wandschrank aufbewahrt. Getragen wurden sie vermutlich schon von Königin Luise oder von ihren Töchtern. Heute repräsentieren sie die Mode jener Zeit, denn im frühen 19. Jahrhundert spielten Hüte in der Damenmode eine immer wichtigere Rolle: Frauen begaben sich zunehmend in die Öffentlichkeit und für Spaziergänge im Freien waren Kopfbedeckungen notwendig. Verarbeitet wurden meist Pflanzenfasern und Blumen als Ausdruck der Sehnsucht nach der Natur und der ländlichen Idylle.

ParaventDer um 1805 entstandene Paravent hat eine Grundierung aus gelbem Papier. Aufgeklebt sind ausgemalte und ausgeschnittene Kupferstiche, Radierungen oder Bildvorlagen, deren Motive von Kostümfiguren, Soldaten, Szenen des Alltagslebens, Schmetterlingen und Blumen bis zu den Darstellungen der Schloss- und Gartenensembles in Potsdam und Berlin reichen.

TischspielDas Tischspiel, Colosseum- oder Tunnelspiel genannt, hatte Friedrich Wilhelm III. 1834 eigens für die – manchmal auch verregneten – Sommeraufenthalte im Schlösschen auf der Pfaueninsel erworben. Das Spiel war ein Gesellschaftsspiel für bis zu 15 TeilnehmerInnen. 

GemäldeReizvoll ist die Zusammenführung dreier Gemälde von Franz Hillner, die seit vielen Jahren getrennt präsentiert wurden. Die um 1800 entstandenen Ansichten des Schlosses und des Dorfes Paretz werden nun im selben Raum durch eine zeitgleich entstandene Ansicht der Pfaueninsel ergänzt. Das Ensemble schmückte spätestens seit 1836 das Schlafzimmer König Friedrich Wilhelms III. im Königlichen Palais Unter den Linden (Kronprinzenpalais). Alle drei Gemälde sind eine Dauerleihgabe des Hauses Hohenzollern, SKH Prinz Georg Friedrich von Preußen.

Tags: Malerei, Paravet, Tafelbesteck

Veranstaltungshinweis:Was bunte Röcke tragenVortrag zum Bilderreichtum in Schloss Königs WusterhausenSonntag, 28. Januar 2018, 11 UhrSchloss Königs Wusterhausen, Schlossplatz 1, 15711 Königs WusterhausenEintritt: 8 Euro / ermäßigt 6 EuroAnmeldung: 03375.2 11 70-0 oder schloss-koenigswusterhausen(at)spsg.de