© Mariana Castillo Deball © Mariana Castillo Deball - Mit freundlicher Genehmigung von: humboldtforum

Was: Presse

Wann: 04.03.2019

Die mexikanische Künstlerin Mariana Castillo Deball gestaltet im Ausstellungssaal Mesoamerika des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum eine Wand mit einer großflächigen Kunstinstallation.

Inspiriert von indigenen bilderschriftlichen Dokumenten hat Mariana Castillo Deball ein Werk aus zahlreichen aus Ton gebrannten Platten geschaffen, die Inhalte zweier…

Die mexikanische Künstlerin Mariana Castillo Deball gestaltet im Ausstellungssaal Mesoamerika des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum eine Wand mit einer großflächigen Kunstinstallation.

Inspiriert von indigenen bilderschriftlichen Dokumenten hat Mariana Castillo Deball ein Werk aus zahlreichen aus Ton gebrannten Platten geschaffen, die Inhalte zweier mittelamerikanischer Bilderhandschriften aus dem 16. Jahrhundert reliefartig aufgreifen. Im Humboldt Forum wird die Installation Codex Humboldt Fragment 1 / Codex Azoyú Reverso einen der markantesten Räume des Ostflügels, den sogenannten Schweizer-Saal, schmücken, der unter anderem die mächtigen Cotzumalhuapa-Stelen aus dem heutigen Guatemala zeigt. Die 320 Keramikplatten des Kunstwerks werden die zwei Stockwerke hohe südliche Stirnseite des Saals fast vollständig bedecken.

Zu der raumgreifenden Kunstinstallation gehören auch Möbel, die zum Sitzen und Verweilen einladen. Auch sie wurden von den bilderschriftlichen Vorlagen inspiriert: „Die Oberfläche ist von gewobenen Matten – petates – abgegossen, die in verschiedenen Codices als Sitzgelegenheiten abgebildet sind und bis heute verwendet werden. Die aus weißem Beton gegossenen Bänke wirken wie versteinerte Versionen von Stoffen und gewobenen Strukturen,“ beschreibt Mariana Castillo Deball einen Teil ihrer Installation. Im Rahmen dieses Kunstprojektes wird auch die Zusammenarbeit mit mexikanischen Communities vor Ort gestärkt, da das Projekt auch in Mexiko selbst eine Entsprechung durch die Künstlerin findet.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, betont: „Mit dem Kunstwerk verfolgen wir weiter den Ansatz, zeitgenössische Kunst aus den Herkunftsländern in Dialog mit unseren Sammlungen zu bringen. Zusammen mit Sammlungsdirektor Lars-Christian Koch und der Kustodin Maria Gaida danke ich Mariana Castillo Deball dafür, dass sie ihre Perspektive und Schaffenskraft im Humboldt Forum einbringt. Unser außerordentlicher Dank gilt dem Freundeskreis des Ethnologischen Museums für die beträchtliche finanzielle Unterstützung, die Beleg für ein außerordentliches gesellschaftliches Engagement ist.“

Ermöglicht wurde die Realisierung durch die langjährige Unterstützung und eine großzügige Spende des Vereins der Freunde des Ethnologischen Museums e.V.: „Es ist ein Projekt, das die Verbindung zwischen uns und unserem Museum und der Weltsicht von Alexander von Humboldt im Humboldt Forum sinnfällig macht,“ betonte der Vorstandsvorsitzende des Freundeskreises Jochen Brüning.

Auch die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss unterstützt das Vorhaben aktiv mit der Planung und Realisierung einer baugebundenen Unterkonstruktion für das Kunstwerk.

Die Codices Codex Humboldt Fragment 1 und Codex Azoyú 2 Reverso sind Aufzeichnungen von Steuerzahlungen an die aztekischen Eroberer und Machthaber. Heute ermöglichen sie die Erforschung des Abgabensystems in einer Provinz, die sich dem Aztekenreich ergeben hatte und sind wichtige Dokumente für die Untersuchung der indigenen politischen Ökonomie am Vorabend der Eroberung durch die Spanier. Das Original des Fragments Codex Humboldt Fragment 1 erwarb Alexander von Humboldt während seines Besuchs in Neuspanien (1803-1804) und brachte es nach Berlin. Heute befindet es sich in der Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin. Das Gegenstück, der Codex Azoyú 2 Reverso, wurde 1940 im mexikanischen Guerrero wiederentdeckt. Die beiden Schriftstücke wurden 2009 von der SPK und dem mexikanischen Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropología Social (CIESAS) in einer zweisprachigen Faksimile-Ausgabe als zusammengehöriges Manuskript mit Interpretation des Inhaltes veröffentlicht (http://www.academia.edu). Pressebilder: http://www.preussischer-kulturbesitz.de

Mariana Castillo Deball wurde 1975 in Mexico City geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Castillo Deball verschränkt Kunst und Forschung eng miteinander. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeiten stehen oft archäologische Fundstücke, die die Künstlerin in ihrer kulturellen Verwertung analysiert und vorstellt. Gebrauchsspuren der Dinge rücken dabei ebenso ins Zentrum wie eigene, freie Assoziationen zur Geschichte der aufgefundenen oder bereits archivierten Gegenstände. Aus diesem Prozess der Dekonstruktion entstehen Arbeiten in ganz unterschiedlichen Medien, wie Zeichnung, Film, Skulptur, Installation und Performance, mit denen Castillo Deball die Möglichkeiten der künstlerischen Darstellung beträchtlich erweitert.

Castillo Deball hatte Einzelausstellungen im New Museum, New York, USA (2019), Reva and David Logan Center for the Arts, University of Chicago, USA (2018), Museo Amparo, Puebla, Mexiko (2018), SCAD Museum of Art, Savannah Georgia, USA (2018), Galerie Wedding, Berlin, Deutschland (2017), San Francisco Art Institute, San Francisco, USA (2016), Museo de Arte Contemporáneo de Oaxaca, Mexiko (2015), Hamburger Bahnhof, Berlin, Deutschland (2014), Musée Régional D'art Contemporain, Sérignan, Frankreich (2015); CCA, Glasgow, Großbritannien (2013); Chisenhale Gallery, London, Großbritannien (2013); Museo Experimentelles El Eco, Mexiko-Stadt, Mexiko (2011), und Museum der lateinamerikanischen Kunst, Long Beach, USA (2010). Zu den Gruppenausstellungen gehören die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin, Italien (2018), LACMA, Los Angeles, USA (2017), 32nd São Paolo Biennial, BRA (2016), Liverpool Biennale, Großbritannien (2016), 8. Berliner Biennale, Berlin, Deutschland (2014), Documenta 13, Kassel, Deutschland (2013), und 54. Venedig Biennale, Venedig, Italien (2011).

Tags: Keramikkunst, Kunst, Neuerwerbung

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