An der Spitze der Ergebnisse standen Gemälde der Klassischen Moderne. Zu den Highlights der Auktion gehörten Max Liebermann mit einem seiner gesuchten Blumen- gärten von 1926 für 930.000, eine Büste von Wilhelm Lehmbruck für 632.400 und ein „Mystischer Kopf“ von Alexej von Jawlensky aus der Zeit um 1919 für 285.200. Eine Leinwand Ernst Wilhelm Nays von 1952 stieg steil nach oben auf 372.000, während ein Landschaftsaquarell Emil Noldes auf 148.800 kam. Insgesamt spielten die Auktionen vom vergangenen Wochenende das sehr erfreuliche Ergebnis von 12,8 Mio. Euro ein und erzielten einige internationale Rekordpreise.Einer Höhepunkte der Auktion kam mit 930.000 von Max Liebermann: Die 1926 gemalten Blumenstauden im Nutzgarten nach Südwesten. Nach dem Erwerb eines Grundstücks am Ufer des Großen Wannsees im Jahr 1909 lässt der Künstler ein Haus erbauen und beginnt mit der Gestaltung des Gartens – sie ist das Ergebnis einer intensiven Planung. Die nun in den kommenden zwei Jahrzehnten entstehenden, zahlreichen Gemälde Liebermanns mit dem Garten als Motiv lassen dessen unterschiedliche Garten-Anlagen nachvollziehen und zeigen die großartige farbliche Pracht (Lot 248, 400/500.000).
Zu den Spitzenstücken gehörte ebenfalls eine Terrakotta-Büste von Wilhelm Lehmbruck, die von 250/300.000 bis auf 632.400 emporgesteigert wurde. Bei der Büste der Knienden (Geneigter Frauenkopf) von 1912 – 1914 handelt es sich um ein Unikat, mit Flechtheim- und Hugo Simon-Provenienz. Als eine von nur sechs dokumentierten alten Terrakotta-Exemplaren belegt unsere Büste Lehmbrucks herausragende Fähigkeiten in der Variation seiner Schlüsselwerke. Wie kaum ein Zeitgenosse vermag er in der Fragmentierung die Anmutung klassischer Werkformen in der Bildhauerei des 19. Jahrhunderts in die Moderne zu überführen. Eindrucksvoll inszeniert Lehmbruck in der Terrakotta eine spezielle, beseelte Aura, die bei aller Formenreduktion einen expressiven Ausdruck, eine überzeugende Geste voll berührender Anmut beibehält (Lot 249, 250/300.000).
Mit Tropfenketten von Ernst Wilhelm Nay konnte seine Taxe von 150/180.000 mit 372.000 mehr als verdoppeln. Mit diesem Gemälde eröffnet der Künstler ein freies, ungezwungenes Zusammenspiel von Farben und Linien. Suggeriert der Titel noch Ordnung und verweist auf gegenständliche Welten, leitet er den Betrachter in einen Bereich des Unfassbaren: Was wir sehen, ist ein rhythmisch-expressives Gefüge aus Farben, Formen, Linien und schwarzen Punkten (Lot 282). Ein unbetiteltes Aquarell von 1955 stieg von 25/35.000 bis auf 59.500 (Lot 484).
Ein weiteres Spitzenstück wurde mit 285.200 ein stark expressiver Mystischer Kopf aus dem Jahr 1919. Ausgehend vom Natureindruck dekliniert Alexej von Jawlensky in seinen berühmten Serien wie etwa der „Mystischen Köpfe“, der „Heilandsgesichter“ und der „Abstrakten Köpfe“ eine in Ausschnitt, Komposition und Detail gewonnene Grundform, deren Darstellung in der Abstraktion fortschreitend reiner und verdichteter gerät. Das vorliegende Gemälde, das 12 Jahre als Dauerleihgabe in der Mannheimer Kunsthalle hing, verdeutlicht exemplarisch diese künstlerische Gestaltung (Lot 254, 200/250.000). Eine um 1935 entstandene kleine Leinwand mit Blumenstillleben in violetter Vase kam auf 62.000 (Lot 273).
Für 136.400 geht Oskar Jespers aus weißem Marmor gearbeiteter Vrouwehoofd (Frauenkopf) aus dem Jahr 1930, der zu den zentralen Werken des Bildhauers gehört, in die Schweiz. Während seiner Studienzeit rückt Auguste Rodin in Jespers Blickfeld und er teilt den bildhauerischen Ansatz seiner Zeitgenossen mit Constantin Brancusi, Amadeo Modigliani, Alexander Archipenko, Jacques Lipchitz, Ossip Zadkine und Pablo Picasso (Lot 315, 60/80.000). Leo Putz war mit seiner großformatigen Leinwand Reigen 2.1. aus dem Jahr 1921 vertreten. Das bewegt-beschwingte Bild wurde bei 111.600 von einem deutschen Sammler übernommen (Lot 240, 80/100.000). Auf 102.900 kam Hermann Stenners doppelseitiges Gemälde Christuskopf, verso Damenbildnis, von 1913 (Lot 251A, 70/80.000).
1933 entstand Gabriele Münters kleines Gemälde mit Blumen in braunem Topf, das nun für 99.200 von einem deutschen Sammler übernommen wurde (Lot 264, 99.200). Mela Muters provenzalische Landschaft kam mit 93.000 weit über die Taxe von 25/35.000 (Lot 259). Peter August Böckstiegel taucht sein sommerliches westfälisches Dorf in satte Farben. Hier konnte sich ein deutscher Sammler erst mit der Bewilligung von 89.300 gegen die hartnäckige Konkurrenz durchsetzen (Lot 258, 30/40.000). Otto Dix kam mit einem Bild von 1948 mit Mädchen und Blumen auf 64.500 (Lot 275, 50/60.000). Die um 1915 entstandene impressionistische Leinwand mit Segelbooten auf dem sommerlichen Wannsee von Philipp Franck war heftig begehrt und wurde von 18/20.000 bis auf 79.400 hochgetrieben: internationaler Rekordpreis für den Künstler (Lot 411).
Unter den Papierarbeiten stand Emil Nolde mit dem Landschaftsaquarell Am Nachmittag aus der Zeit um 1930/1935, das für 148.800 von österreichischem Handel übernommen wurde, an der Spitze (Lot 267, 120/160.000). Eines der Blumenaquarelle des Künstlers erreichte 74.400 (Lot 277, 60/80.000). Eine Gouache von Fernand Léger aus dem Jahr 1940 kam auf 78.100 (Lot 280, 40/60.000). Max Beckmann kam mit seiner großartigen Tuschfederzeichnung Lesende Frau von 1946 auf 64.500 (Lot 268, 35/40.000). Otto Mueller spielte mit seiner Farblithographie Stehende Zigeunerin mit Kind auf dem Arm aus den Jahren 1926 – 1927 39.700 ein (Lot 256, 30/35.000). Auguste Renoirs Original-Farblithographie Le chapeau épinglé, 2e planche, um 1898, erreichte 43.400 (Lot 247, 30/40.000), während Matisses Zeichnung Jeune femme assise aus der Zeit um 1908 – 1910 31.000 erreichte (Lot 260, 25/30.000) und eine Radierung von 1948 auf 32.200 kam (Lot 457, 18/22.000).
Bemerkenswert war der Erfolg für eine rheinische Privatsammlung mit insgesamt 66 von Künstlern zwischen 1918 und 1933 geschaffenen Gemälden, Papierarbeiten und Plastiken. Die Sammlung vereinte eine Vielzahl der damaligen künstlerischen Positionen und konzentrierte sich neben Landschaften und Stillleben insbesondere auf Menschen- und Figurenbilder; erfolgreichstes Lot war mit 136.400 der bereits erwähnte Frauenkopf von Jespers (Lots 288 – 353).