Deutsche Expressionisten aus dem Osthaus Museum Hagen zu Gast in WienWien (OTS) - Mehr als 700 KunstliebhaberInnen strömten am Donnerstagabend zur Eröffnung der Ausstellung "FARBENRAUSCH" in das Wiener Leopold Museum. Als Kontrastprogramm zum mild-regnerischen Herbstwetter bestaunten die BesucherInnen die spektakulären Farben des deutschen Expressionismus, dem die aktuelle Schau des Hauses gewidmet ist.
Zwtl.: Meisterwerke voller AusdruckAb morgen Freitag, 9. Oktober, bis 11. Jänner 2016 ist ein Querschnitt durch die bedeutende Expressionisten-Sammlung des deutschen Osthaus Museum Hagen im Leopold Museum zu sehen. Meisterwerke voller Ausdruck von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Alexej von Jawlensky, Lyonel Feininger, Gabriele Münter, Franz Marc, August Macke u.v.a. faszinieren durch ihre unbändige Farbigkeit. Die expressionistischen Kunstwerke treten in der Ausstellung in einen Wettstreit vor den zum Strahlen gebrachten farbigen Wänden. Der Hagener Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Elisabeth Leopold, Osthaus Museum Hagen-Direktor Tayfun Belgin und Ausstellungs-Ko-Kurator Franz Smola (Leopold Museum) führten anlässlich der Ausstellungseröffnung in die Welt des Expressionismus ein.
Zwtl.: Radikal neu, verfolgt vom NS-TerrorDie Expressionisten hatten die Großstadt aufgesucht, sich von den städtischen Vergnügungen inspirieren lassen, aber auch die Schattenseiten, die Armut und die prekären sozialen Verhältnisse in den Arbeitervierteln kritisch festgehalten und kommentiert. Daraus resultierend, so Smola, suchten sie ihre Paradiese, sei es an den Moritzburger Seen oder in den fernen deutschen Kolonien in Mikronesien. Smola erinnerte aber auch an die dunkle Zeit der 1930er- und 1940er-Jahre, als gerade die Werke der Expressionisten besonders der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt waren. Es war das radikal Neue, der starke Ausdruck individueller, innerer Gefühle, der nicht in die kollektive Massenhysterie des Terrorregimes passte.
Zwtl.: Apokalyptische ReiterOberbürgermeister Scholz zitierte aus einem 1910 entstandenen Text von Franz Marc, Mitglied des Blauen Reiters, der bedeutendsten Münchner Künstlervereinigung jener progressiven Zeit: "Die Kunst geht heute Wege, von denen unsere Väter sich nichts träumen ließen; man steht vor den neuen Werken wie im Traum und hört die apokalyptischen Reiter in den Lüften; man fühlt eine künstlerische Spannung über ganz Europa…" Scholz erinnerte an die Zeit des Umbruchs, an das individuelle Lebensgefühl jener Künstler, vor denen keine Form sicher war. Zwtl.: Leopold und Osthaus: Sammlerpersönlichkeiten Besonders hob Scholz die Gemeinsamkeit der Sammlerpersönlichkeiten in Hagen und Wien hervor. Das Hagener Museum wurde vom Sammler und Mäzen Karl Ernst Osthaus gegründet, während das Leopold Museum vom Sammler und Stifter Prof. Rudolf Leopold ins Leben gerufen wurde. Wie Osthaus war Leopold begeisterter Sammler expressiver Kunst. Scholz: "Leopolds Sammlung ist legendär. Ich bin sicher, dass die Ausstellung "Farbenrausch" mit den hier vertretenen renommierten Ausstellungsstücken gerade in diesem Haus ein voller Erfolg wird."
Zwtl.: Weitblick eines Sammlers: Unverfälschtes und UnmittelbaresTayfun Belgin, Direktor des Osthaus Museum Hagen, unterstrich, dass Karl Ernst Osthaus‘ Sammlung zwar bekannt für den bedeutenden Bestand an impressionistischen und expressionistischen Werken sei, seine Sammelleidenschaft aber zum größeren Teil der Kunst des Mittelmeers, den Werken Chinas und des Fernen Ostens gewidmet war. Dies ist auch der Beleg für den Weitblick des Sammlers und die Verbindung zu den Dresdner Expressionisten, den Künstlern der "Brücke". Deren Leitfigur Ernst Ludwig Kirchner schneidet 1906 die Maxime der Künstlervereinigung in Holz: "Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt."
Zwtl.: Haus der AusdruckskunstSammlerin und Leopold Museum-Vorstandsmitglied Elisabeth Leopold betonte, dass das Museum gemeinsam mit seiner Schiele-Sammlung und der nun eröffneten Sonderausstellung endgültig ein "Haus der Ausdruckskunst" geworden sei und wies darauf hin, dass jedes Bild nicht nur Farbe, Form und Konstruktion aufweist, sondern auch ein besonderes Geheimnis in sich trägt.
Musikalische Umrahmung und Gäste der Farbenrausch-EröffnungFür den passenden musikalischen Rahmen der Eröffnung sorgte das Celloquartett Rudolf Leopold. Vida Vujic, Konstantin Zelenin, Nikolaus Leopold und Rudolf Leopold spielten die dynamische Meditation aus dem Tanzspiel "Nobilissima Visione" von Paul Hindemith (1895-1963) in einer Fassung für Celloquartett von Rudolf Leopold und das bewegende Vivo aus der Suite Nr. 3 des Tschaikowsky Zeitgenossen Alexander Kouznetznoff. Aus der Stadt Hagen kamen zur Ausstellungseröffnung nicht nur Oberbürgermeister Schulz mit seiner charmanten Frau und Osthaus Museumsdirektor Tayfun Belgin, sondern auch Sven Söhnchen, der Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt Hagen, Christiane Bergfelder, Vorsitzende der Freunde des Osthaus Museums sowie Dr. Andreas Lohmeyer, Vorstand der Freunde des Osthaus Museums. Sie feierten gemeinsam mit dem neuen Direktorium des Leopold Museum, Gabriele Langer und Hans-Peter Wipplinger, dem Organisator der Ausstellung, Dr. Otto Letze, Direktor des Institut für Kulturaustausch in Tübingen, Ausstellungs-Kokurator Ivan Ristić, weiters Oleg Prodeus, der gemeinsam mit Virgil Widrich eigens für diese Ausstellung eine eindrucksvolle Medieninstallation kreiert hat. Gleichfalls mit dabei waren Leopold Museum-Vorstand Dir. Werner Muhm, die Sammler und Leihgeber Diethard und Waltraud Leopold, Barbara Grötschnig vom Wiener Städtische Versicherungsverein, Künstler Peter Sengl, Verleger Christian Brandstätter, Architekt Markus Spiegelfeld, die Sammlerin Prof. Toyoko Hattori u.v.m.