Alexej von Jawlensky Recto: Garten am Bauernhaus. Um 1907 Verso: Mädchenbildnis. Um 1910 Öl auf Karton, 53,5 x 64,5 cm Unten rechts signiert. WVZ 163 A Schätzpreis: € 400.000 – 500.000,- Ergebnis: € 546.000,- Alexej von Jawlensky Recto: Garten am Bauernhaus. Um 1907 Verso: Mädchenbildnis. Um 1910 Öl auf Karton, 53,5 x 64,5 cm Unten rechts signiert. WVZ 163 A Schätzpreis: € 400.000 – 500.000,- Ergebnis: € 546.000,- - Mit freundlicher Genehmigung von: lempertz

Was: Presse

Wann: 01.06.2015

Lempertz hat am vergangenen Wochenende mit seinen Auktionen Moderne Kunst, Zeitgenössische Kunst und Photographie das sehr erfolgreiche Gesamtergebnis von knapp 10 Mio. Euro erzielt. Alexej von Jawlensky und Hermann Max Pechstein waren mit gewichtigen Werken vertreten und bildeten die Höhepunkte der Auktion. Jawlenskys Gemälde verdiente dabei besonderes Interesse, da es…
Lempertz hat am vergangenen Wochenende mit seinen Auktionen Moderne Kunst, Zeitgenössische Kunst und Photographie das sehr erfolgreiche Gesamtergebnis von knapp 10 Mio. Euro erzielt. Alexej von Jawlensky und Hermann Max Pechstein waren mit gewichtigen Werken vertreten und bildeten die Höhepunkte der Auktion. Jawlenskys Gemälde verdiente dabei besonderes Interesse, da es beidseitig bemalt ist: Auf der Rückseite einer frühen bäuerlichen Gartenlandschaft findet sich ein ausdrucksvolles, um 1910 entstandenes Mädchenbildnis (Ergebnis: € 546.000). Pechstein beeindruckte mit einer Ansicht der Ostseeküste aus den 1920er Jahren: Das expressive Gemälde von 1927 spielte 434.000 ein. Über 100.000 kamen ebenfalls Max Liebermann (mit 173.600 und 118.000), Lesser Ury (155.000), Karl Hofer mit 124.000. Zu den Höhepunkten gehörte auch ein Skizzenbuchblatt von Franz Marc, das bis auf 93.000 gesteigert wurde.

Jawlenskys beidseitig bemaltes Werk repräsentierte in großer Qualität zwei verschiedene Phasen im Werk des Malers. Das Interesse an den zusehends seltener werdenden expressionistischen Spitzenwerken führte zu einem Ergebnis von 546.000 Euro, die ein Sammler aus Monaco bewilligen musste. Garten am Bauernhaus stammte aus der Zeit der frühen, farbintensiven, um 1906/1907 datierenden Landschaften aus Wasserburg am Inn, die im Œuvre Jawlenskys eine kleine Werkgruppe bilden. Zu diesem Zeitpunkt setzte sich der Künstler intensiv mit der jüngsten Malerei Frankreichs auseinander, wie dem Postimpressionismus und Fauvismus und mit Künstlern wie van Gogh und zu Cézanne. Die um 1910 entstandene freigelegte Rückseite mit dem grandiosen Mädchenbildnis ist ein Ereignis und ein Zeugnis der gereiften künstlerischen Entwicklung, die in den Jahren 1911/1912 zu ihrem qualitativen Höhepunkt gelangen sollte (Lot 204, 450/500.000). Eine weitere Arbeit Jawlenskys, die Meditation. December 1935 N. 21 ging für 59.500 in eine amerikanische Privatsammlung (Lot 205, 50/60.000).

Mit Herbstwolken aus dem Jahr 1927 war Pechstein repräsentativ vertreten. Die 80 x 100 cm große, signierte und datierte Leinwand zeigte die Lupow bei dem pommerschen Rowe, kurz vor ihrer Mündung in die Ostsee. Viele von Pechsteins Landschaftsbildern der zwanziger Jahre haben ein besonderes Naturschauspiel zum Thema. Die im Wasser liegenden Ruderboote im Vordergrund zeugen davon, dass Pechstein auch ein souveräner Meister der Formgestaltung war. Deutscher Handel musste 434.000 einsetzen, um den Sieg davonzutragen (Lot 206, 350/450.000). Pechsteins im selben Jahr entstandenes Aquarell war umworben und stieg von 12/15.000 bis auf 33.500 (Lot 364).

Von Max Liebermann stammten gleich zwei Versionen der Badenden Knaben, beides sehr reizvolle, frische Ölstudien. Die im Jahr 1899 in schnellem Pinselduktus gemalten, nahansichtig gezeigten Badenden konnte ein Schweizer Sammler erst bei 173.600 übernehmen (Lot 201, 110/120.000). Die ebenfalls in Öl auf Malkarton ausgeführten Badenden von 1899 gingen für 118.000 in deutschen Handel (Lot 202, 90/110.000).

Lesser Ury beeindruckte mit seiner Farbimpression Abendstimmung am Grunewaldsee. Das Interesse für das Gemälde aus den 1910er Jahren führte zu einer Steigerung von 80/100.000 bis auf 155.000, die ein deutscher Sammler einsetzen musste (Lot 200). Ein weiterer deutscher Sammler übernahm bei 124.000 das 1912 datierte große Format Indisches Paar unter Bäumen von Karl Hofer. Das u.a. 1919 bei Paul Cassirer in Berlin ausgestellte exotische Motiv geht auf die Reisen des Künstlers nach Indien in den Jahren 1909 und 1911 zurück (Lot 214, 80/100.000). Sehr umworben waren zwei der begehrten Skizzenbuchblätter von Franz Marc aus den Jahren 1911 und 1912. Die in roter Tusche und Gouache gemalten Zwei rote Jünglingsakte auf Schwarz stiegen von 50/60.000 bis auf 93.000 (Lot 209) - derselbe Schweizer Handel übernahm auch eine Kreidezeichnung mit zwei liegenden weiblichen Akten für 46.000 (Lot 210, 35/40.000).

Mela Muters melancholische und doch auch kraftvoll-intensive Zigeunerfamilie von 1930 ging für 87.000 in litauischen Handel (Lot 213, 70/90.000). Ein frühes wie seltenes und marktfrisches Stillleben von Georg Schrimpf aus dem Jahr 1925 war eine Entdeckung. Deutscher Handel konnte sich gegen die hart kämpfende Konkurrenz erst bei 82.000 durchsetzen (Lot 223, 30/40.000). Ein kleineres Blumenstillleben von Franz Radziwill aus dem Jahr 1932 ging für 37.000 in eine deutsche Sammlung (Lot 223a, 35/45.000). Bemerkenswert war eine der höchst seltenen Landschaftsmalereien des rheinischen Expressionisten Paul Adolf Seehaus. Das 1913 datierte Segelboot vor Brücke aus dem Nachlass des Künstlers stieß entsprechend auf rege Nachfrage. Das Bietgefecht endete erst bei 59.500, die ein deutscher Sammler bewilligte (Lot 400, 15/20.000). Für Fritz Klimschs lebensgroße Figur In Wind und Sonne, von 1936 setzte ein weiterer deutscher Sammler 62.000 ein (Lot 222, 40/50.000). Letzten Herbst hatte Lempertz noch für Ernst Barlachs Lebzeitenguss Der singende Mann einen Rekordpreis von 694.000 erzielt. Der diesmal angebotene postume Guss des singenden Mannes fand wohl deshalb keinen Abnehmer (Lot 218).

Otto Muellers Tempera Waldlandschaft aus der Zeit um 1926 kam auf 37.200 (Lot 219, 25/30.000), während Fünf gelbe Akte am Wasser, eine Original Farblithographie, von 1921 bis auf 44.600 kletterten (Lot 220, 28/32.000). Ecce Homo, eines der wichtigsten und berühmtesten Mappenwerke von George Grosz in einer fast kompletten, voll signierten Vorzugsausgabe von 1922/1923 ging für 24.800 in neue Hände (Lot 294, 22/25.000). 27.300 erreichte Seascape, ein Aquarell Lyonel Feiningers von 1954 (Lot 279, 20/25.000). Von Joan Miró wurde eine der reizvollen poetischen Kompositionen aus den 1950er Jahren angeboten. Sie weckte großes Interesse und führte allein zu zwölf Telefonbietern. Das heftige Bietgefecht konnte eine südfranzösische Galerie erst mit dem Einsatz von 77.000 für sich entscheiden (Lot 237, 30/35.000). Pablo Picasso war mit hochwertiger Graphik vertreten, darunter die berühmte Lithographie der Francoise von 1946. Eine Galerie aus Honkong konnte sich erst bei 49.600 gegen die Konkurrenz durchsetzen (Lot 232 30/35 000). Sehr gesucht war auch Picassos Keramik. 30.000 lautete das Ergebnis für Picassos Original-Lithographie Buste de Corsage à carreaux (Lot 233, 22/25.000). Für Salvador Dalis kleine Leinwand Étude pour „le pagne‘ ou « linge de pudeur du Christ“ du tableau „corpus hypercubus“ mussten 37.200 aufgewendet werden (Lot 239, 30/35.000). Maurice de Vlamincks Nature morte au pain aus der Zeit um 1941/1942 spielte 41.000 ein (Lot 212, 35/45.000). Amedeo Modigliani vermutlich vor 1917 entstandene Bleistiftzeichnung mit typischem, markantem Portrait von Conrad Moricand von beeindruckender Qualität erforderte 22.300 (Lot 236, 20/25.000). Bis auf 39.700 wurden Fernand du Puigaudeaus um 1895-1900 gemalte Bretonnes aux Lampions gesteigert (Lot 384, 20/30.000).

Tags: Alexej von Jawlensky, Moderne Kunst, Photographie, Zeitgenössische Kunst

Lempertz Auktion 1051 29. Mai 2015 Lempertz, Köln Katalog online http://www.lempertz.com/kataloge.html