Sanierung im Rahmen des Masterplans kommt weiter voran / Ergänzung und Klärung des originalen SkulpturenprogrammsDie Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) saniert bis 2017 im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan) Dach und Fassade des Orangerieschlosses bei laufendem Besucherbetrieb. Gleichzeitig erhalten die Schlossräume, die wie in kaum einem anderen Schloss ihre originale Ausstattung bewahren konnten, weitere bedeutende Teile ihres ursprünglichen Inventars zurück.
Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) ließ das Orangerieschloss mit seiner ca. 300 Meter langen symmetrischen Gesamtanlage nach seinen Vorstellungen und Plänen ab 1850 im Park Sanssouci errichten. Vollendet wurde es 1863, zwei Jahre nach seinem Tod. Die Baumeister waren Ludwig Persius (1803-1845), Friedrich August Stüler (1800-1865) und Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876). Das Orangerieschloss zählt heute zu den bedeutendsten höfischen Bauten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa.
Die Masterplanarbeiten am Orangerieschloss begannen im Mai 2014 mit der Dachsanierung und der Fassadenrestaurierung am Südost-Pavillon. Inzwischen sind die Dekontaminierungsarbeiten, Zimmerer- und Dachdeckungsarbeiten abgeschlossen. Es folgen in diesem Jahr die Durchführung von Natursteinrestaurierungsarbeiten, die Restaurierung der Putz,- Stuck- und Sichtmauerwerksfassaden und die Ausführung von Tischlerarbeiten an Fenstern und Außentüren.
Am Mittelbau wurden die Baumaßnahmen im Oktober 2014 begonnen. Der Gerüstbau mit Wetterschutzdach ist bereits abgeschlossen und über die Nord-Süd-Sicht weit in den Park erkennbar. Bis 2017 werden die Dächer, Türme und Türmgalerien saniert. Zimmerleute nehmen derzeit die Dachflächen auf und entsorgen Schadstoffe, die hier vor einigen Jahrzehnten zum Schutz der Bausubstanz - nach damaligem Kenntnisstand - eingebracht worden sind.
Sobald diese Arbeiten abgeschlossen sind, werden Holzreparaturen ausgeführt und die Decke zum Obergeschoss energetisch ertüchtigt. Außerdem werden, ähnlich wie am Südost-Pavillon, Putz- und Stuckarbeiten, Klempnerarbeiten, Naturstein- und Metallrestaurierungsarbeiten, Tischlerarbeiten, Malerarbeiten und Elektroarbeiten ausgeführt. Neu hinzu kommt eine automatisch gesteuerte Luftableitung, die über vorhandene Kaminzüge die Regulierung der Luftfeuchte in den Schlossräumen unterstützt.
Ergänzung der Skulpturen im OrangerieschlossMit einer ganzen Reihe von Bildwerken der mit Rom eng verbundenen, romantisch geprägten zweiten Bildhauergeneration der Berliner Bildhauerschule, aber auch mit weiteren seltenen Werken weist das Orangerieschloss einen sehr wertvollen, besonders ausgewählten Skulpturenbestand auf. Friedrich Wilhelm IV. tätigte noch während seiner Italienreise 1858/1859 Ankäufe und Aufträge. Vollendet wurde die Inneneinrichtung erst nach seinem Tod 1861 und zog sich bis 1864 hin, folgte aber ganz wesentlich seinen Ideen.
Da die beiden königlichen Appartements und der zentrale Raffael-Saal in der Folge keine starken Umnutzungen erfuhren, zeigen sie bis heute eine besonders authentische Ausstattung. Es ist daher ein besonderes Anliegen der SPSG, den historischen Inventaren von 1860 bzw. 1865 genau zu folgen. Zu sehen sind in fünf Schlossräumen 27 Marmorskulpturen und zwei Bronzeplastiken.
Während im 20. Jahrhundert einzelne Werke zusätzlich in die Räume gelangten, traten im Zweiten Weltkrieg Verluste ein. Heute zählt dennoch nur noch eine Skulptur zu den Verlusten: die Statue einer "Iphigenie" von Hermann Rudolf Heidel (1811-1865), entstanden 1852. Sie wird im Raffael-Saal durch die Skulptur einer "Sitzenden Hirtin" ersetzt, die wie die meisten anderen aus dem Umkreis der Berliner Bildhauerschule stammt.
Im Boulle-Zimmer (ehemaliges Arbeitszimmer des Königs) wird die Statuette des "Abel", 1860, von dem niederländischen Bildhauer Johann Heinrich Stöwer (19. Jh.) nach Lieferung des Marmorsockels aufgestellt werden. Damit sind im Boulle-Zimmer wie ursprünglich wieder drei Skulpturen zu sehen: außerdem das "Mädchen mit Tauben" (Allegorie der Unschuld), 1859 (?) von József Engel (1815-1901), einem ungarischen Bildhauer, der in Wien, London, Paris und längere Zeit in Rom arbeitete, sowie eine "Andromeda", 1858, von dem Bildhauer Carl Hassenpflug (1824-1890), aus dessen spätem Romaufenthalt die Skulptur stammt.
In das Lapislazuli-Zimmer (ehemaliges Wohn- und Empfangszimmer der Königin) im östlichen Appartement kehrt die Statuette einer "Dame mit Hund" von 1846 zurück, die das Selbstbildnis der Bildhauerin Félicie de Fauveau (1802-1886) darstellt. Félicie de Fauveau setzte, obwohl eine Akademische Ausbildung Frauen noch verwehrt war, ihre Berufswahl durch, und arbeitete in Frankreich und Italien. 2013 wurde ihr Selbstbildnis aus dem Orangerieschloss auf zwei Ausstellungen in Les Lucs-sur-bologne und in Paris erstmals in den Kontext größerer Werkzusammenhänge gestellt.
Aus dem Malachit-Zimmer (Schlaf- und Toilettezimmer und Schreibkabinett der Königin) wurden nicht zugehörige Skulpturen entfernt. So ist die Gruppe "Hero und Leander" von Karl Steinhäuser (1813-1879), die 1938 hierher gelangt war, jetzt wieder in Schloss Charlottenburg zu sehen. Dadurch wurde die Wiederaufstellung der 1860 entstandenen und erworbenen Denkmalstatuette Friedrich Wilhelms IV. von Carl Cauer (1828-1885) im Malachit-Zimmer möglich.