blickfang-Messen haben zwei Seiten: Zum einen geht es ums unbeschwerte, lustvolle Shoppingerlebnis, ums Designer kennenlernen, ums Lieblingsstücke finden. Zum anderen geht es um Dinge, die bleiben: Wer auf der blickfang einkauft, erwirbt keine Stücke, die in einer Saison „out“ sind, sondern nimmt potentielle Lebensbegleiter heim. Das zeigte auch die diesjährige blickfang Wien, die trotz Herbststürmen 13.200 designbegeisterte Wiener ins MAK lockte. Zu den Designern, die persönlich die Besucher empfingen, gehörte das Wiener Möbellabel mo-ni-ka. Charakteristisch ist für die drei Designer nicht nur die Arbeit mit Holz und eine elegante, leichtfüßige Formsprache, sondern auch ein nachhaltiger Anspruch: „Mit unserer Arbeit wollen wir vermitteln, dass Möbel keine Verbrauchsstücke sind. Sie werden mit der Zeit nicht schlechter, sondern sind potentielle Erbstücke.“ Darum kann man ihre Entwürfe auch nur an Orten wie der blickfang finden – Auge in Auge mit dem Designer, der den wohldurchdachten Entwurf erläutern kann.
Das galt auch für die Sieger des blickfang Designpreises. Die Juroren Yasmin El Mohandes, Modeexpertin Ulrike Tschabitzer-Handler, Linzer Designprofessor Ton Matton, Kurator Andrés Fredes und Architekt Gregor Eichinger streiften am Eröffnungsfreitag über die blickfang, um unter allen Ausstellern die besten zu küren. In der Diskussion ging es nicht nur um Entwurfsqualität, Zeitgeist und Fertigung – sondern vor allem auch um die Frage, welchen Wert Designhaltung und Limitierung in der Zeit der Massenware einnehmen. Gleich zwei Designpreis-Entwürfen ist gemein, dass sie limitiert sind, während der dritte Preisträger sich durch das Erhalten uralten Handwerkswissens profiliert.
blickfang Designpreis „Mode & Schmuck“: MiyagiWeicher als Seide, besser Feuchtigkeit aufnehmend als Baumwolle und kühler auf der Haut als Leinen: Das sind die Eigenschaften des Tencel-Gewebes, das aus Eukalyptus gewonnen und in Oberösterreich gesponnen wird. Das junge Wiener Duo Veronika Bäck und Maria Neffe macht es zum Ausgangsmaterial seiner Unterwäschekollektionen. Jurorin Ulrike Tschabitzer-Handler zeigt sich beeindruckt von der Konsequenz des Labels: „Obwohl es Miyagi erst seit Mai gibt, ist die Handschrift der beiden von den Entwürfen über das Branding bis zum Lookbook sichtbar. Das ist kein lautes Statement, sondern ein leises Label, das sich durch Detailreichheit auszeichnet.“ Ton Matton wiederum beeindruckte der bewusste Umgang mit der Endlichkeit des Tencel-Materials: „Mich haben die beiden überzeugt, weil sie ihre Entwürfe nicht in endlosen Stückzahlen fertigen. Wenn ein Stoff aufgebraucht ist, ist er aufgebraucht, und dann ist es auch gut. Alle ist alle! Das ist eine Haltung, die heute viel zu selten geworden ist.“ Und davon will die Jury mehr sehen – darum geht der blickfang Designpreis „Mode & Schmuck“ einstimmig an Miyagi. www.studiomiyagi.co blickfang Designpreis „Möbel & Produkt“: Spolia und Zerunianandweisz for MBQ
Normalerweise vergibt die blickfang Designpreis Jury je einen Preis in der Kategorie „Mode & Schmuck“ sowie „Möbel & Produkt“ – doch nicht in diesem Jahr. Denn die beiden Aussteller Spolia und Zerunianandweisz for MBQ sind mit unterschiedlichen Herangehensweisen zu jeweils hervorragenden Entwürfen gelangt, sodass die Jury letztlich entschied, den Preis zu splitten. Spolia beispielsweise hat 150 Jahre altes Eichen-, Ahorn- und Mahagoni- Parkett aus Bologna zum Ausgangspunkt ihrer Entwürfe gemacht. Das Wiener Label gibt dem warmen, geschichtsreichen Holz ein sanftes Update und verwandelt es in zeitgemäße, geometrische Beistelltische. Zerunianandweisz wiederum beleben nicht alte Materialien, sondern alte Handwerkskultur: Für MBQ entwickelten sie eine Serie Kupfer- Accessoires, die von Roma-Handwerkern in Rumänien gefertigt werden. Die Entwurfsserie beschert den Handwerkern ein zuverlässiges Einkommen und hilft so, jahrhundertealte Handwerkstradition zu wahren. Auf der blickfang Wien waren die Entwürfe Teil des „Buy Social Design“-Kollektivs, dem beispielsweise auch der blickfang Wien Designpreisträger des Vorjahres, Goodgoods, angehört. Und so zeigt sich quer über die Messe-Editionen: Das Wiener Publikum hat Lust auf gutes Design, das ohne erhobenen Zeigefinger dazu beiträgt, die Welt im Kleinen zu verbessern. www.spolia.at, www.zerunianandweisz.com
blickfang Wien geht in die Verlängerung mit dem Dutch Design Pop Up StoreDie blickfang Wien lockte also einmal mehr mit Entwürfen, die mehr als einen Funktionswert besitzen. Im Gespräch mit den Machern zeigte sich das besonders deutlich – doch selbstverständlich sprechen manche blickfang-Entwürfe natürlich auch ohne die persönlichen Statements der Macher, wie der erste blickfang Pop Up Store im 7. Bezirk zeigt: Hier lassen sich noch bis zum 31. Jänner wechselnde Entwürfe niederländischer Designer entdecken. Einen Vorgeschmack gab die bunte Dutch Design Show, die das Obergeschoss der blickfang Wien
prägte: Gleich beim Treppenaufgang nahmen den Besucher Entwürfe in Empfang, die lebensbejahend fröhlich und um die Ecke gedacht waren, wie etwa die Melonen-Schaukelpferde von Maison Deux oder die handschmeichelnden Lederaccessoires von Renske Versluijs. Auch wenn die Designer abreisen, finden sich ihre Entwürfe weiterhin in der Bandgasse 14/Ecke Westbahnstraße im blickfang Pop Up Store, der sich an das Ladenatelier des Modelabels Roee andockt. Zudem versammelt der blickfang Designshop unter www.blickfang-onlineshop.com die besten Entwürfe aus der Welt der blickfang, bis es vom 26. bis 28. Oktober 2018 wieder heißt: Auf zum Schlendern, Staunen und Shoppen ins MAK!
ÖFFNUNGSZEITENFR 26.Oktober 2018 | 12 - 22 UhrSA 27.Oktober 2018 | 11 - 20 UhrSO 28.Oktober 2018 | 11 - 18 Uhr
/// DUTCH DESIGN POP UP STOREBandgasse 14/Ecke Westbahnstraße | 1070 Wien | MO-FR: 11-19.00 Uhr | SA: 10-18.00 Uhr
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