Detail an St. Michael in Saarbrücken © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Bolz Detail an St. Michael in Saarbrücken © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Bolz - Mit freundlicher Genehmigung von: denkmalschutz

Was: Buchtipp

Wann: 30.12.2019

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellt dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär sie ist, 50.000 Euro für die Restaurierung der Orgel in der St. Michaelskirche in Saarbrücken zur Verfügung. Der dazugehörige Fördervertrag erreicht Pfarrer Eugen Vogt in diesen Tagen. Die katholische St. Michaelskirche im Saarbrücker Stadtteil St. Johann in parkartiger…
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellt dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär sie ist, 50.000 Euro für die Restaurierung der Orgel in der St. Michaelskirche in Saarbrücken zur Verfügung. Der dazugehörige Fördervertrag erreicht Pfarrer Eugen Vogt in diesen Tagen. Die katholische St. Michaelskirche im Saarbrücker Stadtteil St. Johann in parkartiger Umgebung am Rand eines Wohngebiets ist eines der über 50 Denkmale, die die private DSD durch Spenden ihrer rund 200.000 Förderer und dank der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, mit mehr als 110 Verträgen im Saarland gefördert hat.

1912 gewann der damals erst 26-jährige Stuttgarter Architekt Hans Herkommer, ein Schüler von Theodor Fischer und Paul Bonatz, den Wettbewerb zur Erbauung der St. Michaelskirche. Der Erste Weltkrieg verzögerte den Baubeginn, erst 1923 wurde der Grundstein gelegt. Eingeweiht wurde der "Saarbrücker Dom", der nahezu 1.000 Gläubige fasst, ein Jahr später. Der riesige expressionistische Bau verweist mit seinen monumentalen Rundbogenportalen und eingestellten Lisenen deutlich auf den Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz. Über einer langen Freitreppe erhebt sich die mächtige Doppelturmfassade mit ihren charakteristischen Betonbekrönungen im Zackenstil. Das mächtige Langhaus kreuzt ein Querhaus, ein eingezogener Chor schließt sich an. Das Innere überspannt eine gewaltige, kassettierte Tonne, seitlich erweitern Abseiten den Kirchenraum. Den gleichfalls von einer Tonne überfangenen Chor charakterisieren Säulen mit Würfelkapitellen.

Die Orgel aus der Werkstatt der Gebrüder Späth aus dem Jahr 1925 hat man passend zum Außenbau auf der westlichen Empore in die Doppelturmfassade eingeschoben. Der Prospekt greift den Zackenstil auf. Die Pfeifen stehen gewissermaßen in einem Raum, der vom Spieltisch über Lamellen im Prospekt geschlossen werden kann, dadurch wird ein gedämpftes Orgelspiel möglich. Außergewöhnlicher ist jedoch das – zurzeit nicht spielbare – Fernwerk. Fernwerke sind seltene Besonderheiten im Orgelbau, die elektrische oder pneumatische Trakturen erst Anfang des 20. Jahrhunderts möglich machten. In der Kirchenmitte über dem Tonnengewölbe befindet sich ein Raum mit Orgelpfeifen, die vom Spieltisch aus gespielt werden konnten. Ihr Klang wird durch Öffnungen im Gewölbe hörbar, das Ganze hat einen gewissen Überraschungseffekt. Erhalten sind Windladen und einzelne Pfeifen sowie ein Manual, das es ermöglichte, im Fernwerkraum die Pfeifen zu spielen. Das Fernwerk soll auf Grundlage dieser Reste wieder spielbar gemacht werden. Die Maßnahme wird optisch nur bei Orgelführungen erkennbar sein, akustisch jedoch wird sie umso intensiver zu erleben sein.

Tags: Denkmalpflege, denkmalschutz, Fördervertrag, Kirchen, Orgel, Restaurierungen

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