In einer Metropole wie Berlin begegnen sich verschiedene Kulturen und bringen besondere Eigenarten und Gewohnheiten mit. Eine Vielzahl sowohl tradierter, über lange Zeit gewachsener als auch moderner Einflüsse konkurrieren miteinander, ergänzen und verbinden sich zu neuen Trends und Formen. Diese lebendige Interkulturalität wird besonders deutlich am Beispiel der vielfältigen internationalen Essgewohnheiten und Speiserituale. Für die vielgestaltigen Esskulturen entwarfen Studierende der Weißensee Kunsthochschule Berlin und der Universität der Künste Berlin passende Tisch-Utensilien aus Porzellan. Die entstandenen Arbeiten sind im Rahmen der Jubiläumsausstellung „Lust auf Dekor. KPM-Porzellane zwischen Jugendstil und Art Deco“ im Bröhan-Museum als Sonderschau zu sehen.Porzellan ist seit jeher ein faszinierendes Material. Die „Königsgattung“ der Keramik zeichnet sich durch ihren weißen, durchscheinenden Scherben aus, der zugleich ungemein hart und fein ist. In China ist das Porzellan bereits seit dem 7. Jahrhundert bekannt, in Europa wurde das Geheimnis um dessen Zusammensetzung erst 1708 in Meißen gelüftet. Die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin wurde 1763 gegründet, so dass sie in diesem Jahr ihr 250. Jubiläum feiern kann.
Die Zeiten, in denen Porzellan wie Gold gehandelt wurde, sind lange vorbei. Vorbei auch die Zeiten, da ein mehrteiliges, bemaltes Porzellanservice zur Aussteuer einer Tochter aus gut situierten Kreisen gehörte und ein gesellschaftliches Statussymbol darstellte. Mit den Gesellschaftsformen haben sich die Tischgewohnheiten geändert: Patchworkfamilien, Singlehaushalte, Mobilität und unregelmäßige Mahlzeiten bestimmen den Alltag. Auch ist das Leben in einer Metropole wie Berlin interkulturell geprägt. Essgewohnheiten aus Asien, dem Orient, aus Amerika und Afrika werden mit europäischen Gebräuchen kombiniert. Das Projekt „Geschmackssachen. Internationale Esskulturen in Berlin“ der Universität der Künste Berlin und der Weißensee Kunsthochschule Berlin reflektiert diese Phänomene und sucht nach zeitgemäßen Ausdrucksformen dafür. Unter Leitung von Claudia Zachow und Barbara Schmidt haben Studierende aus China, Finnland, Israel, Italien, Polen und Deutschland Tischgerät aus Porzellan entworfen.
Durch die studentische Intervention entsteht ein spannungsreicher Dialog zwischen den dekorfreudigen Porzellanen, die vor etwa einhundert Jahren in der KPM gefertigt wurden, und den experimentellen Tischkreationen von heute. Das Bröhan-Museum begibt sich aus gutem Grund in diesen Dialog, ging es doch gerade in der Epoche des Jugendstils um künstlerische Fragen, die noch heute Gültigkeit haben: Wie kann man Porzellan zeitgemäß gestalten? In welchem Verhältnis sollten Form und Dekor zueinander stehen? Wie lässt sich das Material am besten zur Geltung bringen? Wie wird man der Funktion eines Gegenstands gerecht? Und nicht zuletzt: Was ist Schönheit? Vor einhundert Jahren, an der Schwelle vom Jugendstil zum Art Deco, gelang der KPM die Gratwanderung zwischen Experiment und Markttauglichkeit, zwischen Tradition und Moderne. Sie brachte Modelle heraus, die auch im heutigen Design Nachklänge finden. Die Ausstellung „Geschmackssachen. Internationale Esskulturen in Berlin“ soll Dialoge zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzeigen.
Eine Podiumsdiskussion wird die Schau abschließen. Mit Vertretern unterschiedlicher Disziplinen werden Standpunkte aktueller und zukünftiger Porzellangestaltung diskutiert.
Die Ausstellung „Geschmackssachen. Internationale Esskulturen in Berlin“ ist ein Gemeinschaftsprojekt zwische