Mit dieser Ausstellung widmet sich das Belvedere der russischen Kunst und den kulturellen Verbindungen zwischen Russland und Österreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Begriff „Silbernes Zeitalter“ bezeichnet die kulturelle Blüte in der russischen Literatur und bildenden Kunst nach 1900 und gilt als Äquivalent des deutschen Worts Jugendstil.Zwei von der Wiener Secession in den Jahren 1901 und 1908 organisierte Ausstellungen brachten damals dem Publikum die zeitgenössische russische Kunst näher. Während die erste Schau die Kunstproduktion der nordischen Länder thematisierte und Russland nur in einem Abschnitt, vor allem mit keramischen Arbeiten von Michail Wrubel, präsentierte, war die zweite Ausstellung vollständig der modernen russischen Kunst gewidmet. Gezeigt wurden insbesondere Werke bereits etablierter Künstler der Gruppe Mir Iskusstwa (Welt der Kunst) sowie Arbeiten von Vertretern der jungen Vereinigung Golubaja Roza (Blaue Rose), der letzten Generation des russischen Jugendstils. Drei Gemälde aus der Ausstellung des Jahres 1908 wurden für die Moderne Galerie – das heutige Belvedere – erworben, darunter das bedeutende Porträt der Familie Polenow von Boris Kustodijew, das zuvor vom konservativen russischen Kunstbetrieb abgelehnt worden war.
Die russische Kunst dieses Zeitabschnitts definiert sich in vielfacher Hinsicht auch über das von Sergei Djagilew 1909 ins Leben gerufene Tanzensemble Ballets Russes. Djagilew, der die russische Kunstzeitschrift Mir Iskusstwa ins Leben gerufen hatte, beauftragte u.a. Künstler wie Léon Bakst, Alexander Benois und Konstantin Korowin mit Kostümentwürfen und Bühnenbildern, die zu den prächtigsten Schöpfungen der internationalen Theaterkunst zählen.