Als Feldherr und Diplomat erlangte der einstige Hausherr nachhaltigen Ruhm und Reichtum. Daher überrascht es nicht, dass er seine militärischen Erfolge im Stadtpalais durch einen Zyklus großformatiger Schlachtenbilder von Ignace-Jacques Parrocel präsent hielt. Zudem zählen unter anderem die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies aus dem Besitz des Prinzen, die zahlreichen Porträts von Familie und Zeitgenossen sowie kostbare japanische Lackschränke, die das Belvedere als Leihgabe aus Turin präsentiert, zu den ausgestellten Objekten. „Die museale Bespielung der Prunkräume durch das Belvedere ermöglicht nach Jahrhunderten eine Wiedervereinigung von Prinz Eugens Stadt- und Gartenpalais. Mit der Herbstausstellung in seiner ersten in Wien errichteten Residenz soll das Leben des Prinzen anhand ausgewählter Exponate greifbar werden. Da das Winterpalais kein klassisch- nüchterner Raum ist, erzeugt der Dialog zwischen Prunksälen und Exponaten eine besondere Spannung, die viel von der damaligen Zeit vermittelt“, erläutert Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere.
Ist die Himmelpfortgasse heute eine begehrte Adresse in der Wiener Innenstadt, galt das Viertel zu Zeiten des Prinzen als bürgerlich. Während alteingesessene Familien über Bauten in den besten Lagen nahe der Hofburg verfügten, benötigten Neuankömmlinge viel Glück und Geld, um sich in dieser Nachbarschaft ansiedeln zu können. „Gerade anhand des Winterpalais lässt sich aufgrund der Bau- und Ausstattungsgeschichte der Aufstieg des Prinzen Eugen auf eindrucksvolle Weise nachvollziehen. Ursprünglich als mittelloser Flüchtling 1683 an den Hof der Habsburger gekommen, starb er 1736 als Besitzer von mehreren Schlössern. Es ist die unglaubliche Erfolgsgeschichte eines Selfmademan“, führt die Direktorin weiter aus. 1694, elf Jahre nach seinem Eintritt in die kaiserlichen Dienste, verfügte der Prinz über die notwendigen Mittel für den Kauf eines Gebäudes in der Wiener Innenstadt, erwarb in der Folge auch das Nachbargebäude und beauftragte den Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach 1696 mit der Errichtung eines siebenachsigen Palais, das in zwei darauffolgenden Etappen um jeweils fünf Achsen auf beiden Seiten erweitert wurde. So entstand ein nach außen hin beeindruckendes Gebäude, dessen wahrer Reichtum sich jedoch in den folgenden Jahren im Inneren entfaltete. Wandbespannungen aus Seide, kostbare Steinarten auf den Konsoltischen, Luster, Deckengemälde und -fresken berühmter italienischer Meister, englisches Silber, chinesisches Porzellan und viele andere Kostbarkeiten schufen ein Ambiente, dessen Pracht heute kaum vorstellbar ist.
Nach dem Tod des Besitzers und dem Ankauf des Palais durch Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1752 erfolgten unter dem Hofarchitekten Nicolaus von Pacassi zahlreiche bauliche Veränderungen. „Dennoch ist es ein besonderer Schatz, der nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten erstmals der Öffentlichkeit zugänglich ist: Trotz der Umbauten sind wesentliche Teile der wandfesten Ausstattung erhalten geblieben. Ein Großteil davon – insbesondere die Deckenfresken im Audienz- wie im Paradeschlafzimmer, das Goldkabinett und die fabelhaften Groteskenmalereien auf vergoldetem Grund – vermag den heutigen Besucher nach wie vor zu beeindrucken“, bestätigt Georg Lechner, der Kurator der Ausstellung.
DAS BELVEDEREEinzigartiges Barockensemble und weltberühmte Kunstsammlung UNESCO-Weltkulturerbe und einzigartiges Barockensemble – die ehemalige Residenz des Prinzen Eugen von Savoyen gehört mit ihrem prachtvollen Garten zu den international schönsten Barockanlagen. Nachdem Prinz Eugen mit dem städtischen Winterpalais einen ersten Wohnsitz besaß, trachtete er danach, durch Grundstücksankäufe am Rennweg eine großzügige Gartenanlage mit entsprechend prunkvollen Bauwerken zu errichten. Während das zuerst erbaute Untere Belvedere als Wohnschloss samt Wirtschaftstrakten und Orangerien konzipiert wurde, diente das Obere Belvedere vor allem Repräsentationszwecken und wurde entsprechend reich ausgestattet. Von der ursprünglichen Pracht zeugen heute etwa der Marmorsaal, die Schlosskapelle, der Carlone-Saal sowie die Deckengemälde von Giacomo del Pò. Das Obere Belvedere beherbergt neben der weltgrößten Klimt- Gemäldesammlung, unter anderem mit den Jugendstilikonen Kuss und Judith, Meisterwerke von Schiele, Kokoschka, Waldmüller, Renoir, Monet und van Gogh sowie bedeutende Sammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts, des Barock und des Mittelalters. Im Unteren Belvedere und in der Orangerie werden nach umfangreichen Adaptierungen seit 2007 laufend Sonderausstellungen gezeigt. Im Herbst 2013 würdigt das Belvedere den Weltbürger und Jubilar Prinz Eugen von Savoyen mit zwei Ausstellungsprojekten – sowohl im neu eröffneten barocken Juwel in der Himmelpfortgasse, dem Winterpalais, als auch im Oberen Belvedere.
Zeitgenössische Kunst in barocker Pracht Bereits seit 2007 hat die Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstler mit der Geschichte des Hauses im Belvedere Tradition: Ganzjährig wird in der vom Barockarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt im Jahr 1723 fertiggestellten Sala terrena im Oberen Belvedere Gegenwartskunst präsentiert. Nach intensiver Forschungstätigkeit und zwei Bauphasen in den Jahren 2009 bis 2011 wurde der Gartensaal in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt restauriert bzw. in seinen Originalzustand rückgeführt. Hier ist seit Sommer 2010 Franz Wests Arbeit Endlich zwei gute Skulpturen (2002) zu sehen. Zudem werden regelmäßig nationale wie internationale Künstler eingeladen, ortsspezifische Arbeiten in einen eigenen Kontext zur Geschichte des Hauses zu stellen, etwa im Rahmen der Ausstellungsreihe Intervention. So waren bereits Werke von Gudrun Kampl, Brigitte Kowanz, Franz Kapfer, Tillman Kaiser, Lisa Oppenheim und Agnieszka Polska sowie Gerold Tusch zu sehen. Darüber hinaus entwickeln zeitgenössische Künstler für den alljährlichen Belvedere Weihnachtsbaum eigens für den Ort geschaffene Skulpturen. Nach Arbeiten von Gelatin (2010), Fabian Seiz (2011) und Eva Grubinger (2012) wird im Winter 2013 eine Installation von Constantin Luser präsentiert. Dieses traditionelle Zusammenspiel zwischen barocker Pracht und Gegenwartskunst findet nun im Winterpalais seine Fortführung – ab Frühling 2014 ist in den rund 850m² umfassenden Prunkräumen auch die Präsentation zeitgenössischer Werke geplant.
PRINZ EUGEN VON SAVOYENFeldherr, Philosoph und Kunstfreund Italienischer Abstammung, von Geburt ein Franzose, wurde Prinz Eugen von Savoyen (1663– 1736) nach seinem kometenhaften Aufstieg und seiner glanzvollen Karriere als Feldherr einer der einflussreichsten Österreicher, der das Geschick des Landes und auch dessen Kunst- und Kulturgeschichte nachhaltig prägte. Als Diplomat und Ratgeber der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. reiste er quer durch Europa von einem Kriegsschauplatz zum anderen und spielte eine maßgebliche Rolle für die Zukunft des Hauses Habsburg. Prinz Eugen, der einem italienischen Adelsgeschlecht entstammte, in Frankreich aufgewachsen war und später im Gebiet des heutigen Österreich lebte, ist als inter- oder sogar supranationale Persönlichkeit zu verstehen. Reisen und Kriegszüge führten ihn in viele Länder, wobei er den jeweiligen Kulturen gegenüber sehr aufgeschlossen war. In seinen Palästen verkehrten Diplomaten und andere Persönlichkeiten von Rang und Namen, was zu einem regen Austausch in politischer, kultureller, aber auch künstlerischer Hinsicht unter den Nationen führte. Seine Sammlungen spiegelten diese Intentionen deutlich wider: Gemälde holländischer, italienischer und französischer Meister fanden sich neben kostbaren Handschriften und Büchern, asiatischen Stoffen, chinesischem Porzellan sowie Tieren und Pflanzen aus mehreren Kontinenten. Ermöglicht wurde dem Prinzen der Erwerb dieser Kostbarkeiten durch ein internationales Netzwerk von Agenten und Freunden, die über seine Interessen bestens informiert waren.
BIOGRAFIEPrinz Eugen von Savoyen
1663 Geburt von Prinz Eugen Franz von Savoyen-Carignan als fünftes von sieben Kindern des Eugen Moritz von Savoyen-Carignan und der Olympia Mancini am 18. Oktober in Paris.
1673 Tod des Vaters nach kurzer Erkrankung unter nie restlos geklärten Umstanden.
1678 Empfang der niederen Weihen durch den päpstlichen Nuntius in Turin.
1683 Nach der Ablehnung der Aufnahme in das Heer von Ludwig XIV. Flucht aus Frankreich und Eintritt in die Armee von Kaiser Leopold I. Erfolgreiche Teilnahme am Entsatz von Wien in der Schlacht am Kahlenberg (12. September). Carlo Emanuele d’Este, Marchese di Borgomanero, nimmt Eugen in sein Haus auf und führt ihn am Hof Leopolds I. ein.
1688 Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant. Prinz Eugen wird Laienabt von zwei Abteien in Savoyen, was hohe Einnahmen, aber auch die Verpflichtung zum Zölibat mit sich bringt.
1693 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall.
1694/95 Ankauf von ersten Gebäuden in der Himmelpfortgasse. Neben der nun einsetzenden regen Bautätigkeit legt Prinz Eugen im weiteren Verlauf seines Lebens bedeutende Sammlungen von Gemälden, Büchern, Kupferstichen, aber auch Pflanzen sowie einen Zoo an.
1697 Ernennung zum Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres in Ungarn (5. Juli). Die Schlacht bei Zenta am 11. September bringt Prinz Eugen seinen ersten großen Erfolg als Kommandierender. Zahlreiche weitere geglückte militärische Operationen sorgen in der Folge für seinen Ruhm als Feldherr. Erwerbung eines großen Grundstücks am Rennweg, das nach und nach durch mehrere Ankäufe erweitert wird.
1701 Mit der Schlacht bei Carpi am 9. Juli findet die erste größere militärische Operation im Spanischen Erbfolgekrieg statt. Am 1. September folgt die Schlacht bei Chiari.
1702 Schlacht bei Cremona (1. Februar) sowie Schlacht bei Luzzara (15. August). Baubeginn des Schlosses in Ráckeve auf der Donauinsel Csepel bei Budapest.
1703 Ernennung zum Präsidenten des Hofkriegsrates.
1704 Die Schlacht bei Höchstädt (13. August) führt zu einer Koalition mit den Engländern und in weiterer Folge zur Freundschaft zwischen deren Befehlshaber, dem Herzog von Marlborough, und Prinz Eugen. Terrassierungsarbeiten auf dem Areal des Belvedere.
1705 Schlacht bei Cassano (16. August), bei der nach einem harten Kampf ausnahmsweise die französische Seite einen Sieg verbuchen kann.
1706 Entsatz von Turin (7. September).
1708 Schlacht bei Oudenaarde (11. Juli) sowie Belagerung von Lille (10. August bis 22. Oktober, Zitadelle bis 10. Dezember). Baubeginn der Erweiterung des Palais in der Himmelpfortgasse um fünf Achsen Richtung Osten (Galerietrakt).
1709 Belagerung von Tournai (4. bis 28. Juli, Zitadelle bis 3. September) und Schlacht bei Malplaquet (11. September).
1712 Baubeginn Unteres Belvedere.
1714 Mit dem Frieden von Rastatt (6. März) findet der Spanische Erbfolgekrieg sein Ende.
1716 Ernennung zum Statthalter in den Österreichischen Niederlanden (bis 1724). Schlacht bei Peterwardein (5. August) im Rahmen des Venezianisch- Österreichischen Türkenkrieges.
1717 Schlacht von Belgrad mit einem Überraschungsangriff durch Prinz Eugen in der Nacht auf den 16. August. Fertigstellung des Unteren und Baubeginn des Oberen Belvedere.
1718 Mit dem Frieden von Passarowitz (21. Juli) endet nicht nur der Venezianisch- Österreichische Türkenkrieg, sondern durch dessen enormen sicherheitspolitischen Charakter die Bedrohung von osmanischer Seite überhaupt.
1724 Ernennung zum Generalvikar der österreichischen Besitzungen in Italien.
1723 Fertigstellung des Oberen Belvedere, Erweiterung des Palais in der Himmelpfortgasse um fünf Achsen Richtung Westen (Bibliothekstrakt).
1725 Prinz Eugen erwirbt Schloss Hof, um es zu seinem tusculum rurale auszubauen.
1731 Ab diesem Jahr erscheint das zehnbändige Belvedere-Stichwerk nach Zeichnungen von Salomon Kleiner. Als ergänzender Band wird 1734 das sogenannte Menageriewerk veröffentlicht, eine Dokumentation der Tiere und auch Pflanzen im Garten des Belvedere.
1736 Prinz Eugen stirbt in der Nacht auf den 21. April in seinem Palais in der Himmelpfortgasse. Die prunkvollen Begräbnisfeierlichkeiten finden am 9. Juli im Stephansdom statt, wo Eugen in der sogenannten Savoyergruft beigesetzt ist.
DIE PRUNKRÄUME DES WINTERPALAIS
In Prinz Eugens offizieller Antichambre, deren Wände mit Spalieren aus rotem Samt versehen waren, wurden zwischen 1724 und 1729 die Tapisserien der sogenannten Kriegskunstserie aus der Werkstatt des Jodocus de Vos präsentiert. Die ursprüngliche Deckengestaltung ist leider nicht bekannt.
Der Blaue SalonZu Prinz Eugens Zeiten galt das sogenannte Paradeschlafzimmer als bedeutendster Raum der Enfilade. Das Spalier aus grünem Samt an den Wänden wurde von breiten, mit Grotesken bestickten Borten unterbrochen. In diesem größten historischen Prunkraum befand sich auch das Paradebett, das nicht als Schlafstätte diente, sondern zeremoniell genutzt wurde. Das zentrale Deckenfresko von Louis Dorigny zeigt die Vermählung von Hercules mit Hebe und wird durch eine von Marcantonio Chiarini geschaffene Scheinarchitektur umrahmt.
Der Rote SalonDer einst als Audienzzimmer genutzte Prunkraum war mit Spalieren aus rotem Samt ausgestattet. Als bemerkenswertes Detail galt ein den Kampf zwischen Hercules und dem Hesperidendrachen Ladon darstellender Heißluftofen, der sich heute in Schloss Schönbrunn befindet. Das vollständig erhaltene, von Andrea Lanzani geschaffene Deckenfresko zeigt die Aufnahme des Hercules in den Olymp.
Der Gelbe SalonDer Gelbe Salon und der folgende Raum bildeten ursprünglich die Galerie des Prinzen. In dem langgezogenen Saal mit fünf Fensterachsen befanden sich einst Gemälde von Künstlern wie Anthonis van Dyck, Peter Paul Rubens und Guido Reni sowie zwei Lackkabinette. Bei der Abteilung des Raumes im Zuge der Umbauten ab 1752 wurde eine Zwischendecke eingezogen, hinter der sich nach wie vor das den Raub der Oreithyia durch Boreas von Louis Dorigny darstellende Deckenfresko verbirgt.
Das KonferenzzimmerDie Ausstattung des Konferenzzimmers mit einem Kamin und einem Kachelofen weist auf dessen tatsächliche Verwendung als Besprechungsraum hin. Die Wände waren mit aus dem Brüsseler Atelier von Jodocus de Vos stammenden Tapisserien mit Groteskenmotiven behangen. Unklar ist, ob das den Sieg der Gerechtigkeit über den ungerechten Herrscher darstellende Deckengemälde von Paul Strudel zur ursprünglichen Ausstattung zählte.
Das GoldkabinettBis heute ist im prachtvollen Goldkabinett die originale geschnitzte Decke erhalten geblieben. Dem damaligen Geschmack entsprechend befanden sich an den Wänden neben Spiegeln auch Konsolen, auf denen asiatisches Porzellan präsentiert wurde. Teile der Ausstattung wurden in das Untere Belvedere transferiert und zu dem dortigen Goldkabinett zusammengefügt. Die dadurch frei gewordenen Flächen wurden mit eigens dafür geschaffenen Gemälden von Franz Caspar Sambach und Franz Zogelmann bestückt.
Die BibliothekssäleInsgesamt drei Bibliotheksräume, darunter der sogenannte Schlachtenbildersaal, in dem sieben Ölgemälde siegreiche Schlachten des Feldherrn zeigen, beherbergten wesentliche Teile von Prinz Eugens umfangreicher Büchersammlung. Nach dem Tod des Prinzen erwarb Kaiser Karl VI. die Bücher, Handschriften und Druckgrafiken für die Hofbibliothek.
Die KapelleDie kleine Kapelle ist eine Ergänzung aus der Zeit des Umbaus ab 1752. Die Wandmalereien sind künstlerisch interessant, da sie von einem noch nicht identifizierten Maler aus dem Kreis der Wiener Akademie stammen dürften. Prinz Eugen hatte eine kleine Kapelle neben seinem Schlafzimmer im rückwärtigen Teil des Paradeappartements, die jedoch nicht erhalten ist. Aus dieser sollen sowohl der Altar als auch der Parkettboden stammen.
DIE GESCHICHTE DES WINTERPALAISDas Winterpalais wurde in der damaligen Wiener Trabothen-Gasse, der heutigen Himmelpfortgasse, auf insgesamt vier Grundstücken erbaut.
Erste Bauperiode (1696–1698)Der erste Grundstückskauf durch Prinz Eugen erfolgte im Jahre 1694. Unter Einbeziehung des benachbarten Grundstücks – des sogenannten Stadels, der erst 1702 erworben wurde – begann 1696 die erste Bauperiode, in welcher nach Plänen des barocken Baumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach ein Portal und sieben Fensterachsen entstanden. Dieser Bereich bildet heute den mittleren Teil des Winterpalais und die Prunkstiege.
Zweite Bauperiode (1708–1711)Im Jahre 1703 erwarb Prinz Eugen ein weiteres Nachbargrundstück, das Ballhaus. In den Jahren 1708 bis 1711 ließ er das Palais durch Johann Lucas von Hildebrandt von sieben auf zwölf Fensterachsen erweitern sowie ein zweites Portal errichten, das heute das linke Tor bildet.
Dritte Bauperiode (1723–1724)Nach dem vierten Grundstückskauf 1719 folgte in den Jahren 1723 bis 1724 die dritte Bauperiode. Das Winterpalais wurde von zwölf auf 17 Fensterachsen um den Bibliothekstrakt erweitert, und ein drittes Portal, das heutige rechte Tor, wurde errichtet. Im Jahre 1736 verstarb Prinz Eugen in der Nacht zum 21. April. Die Alleinerbin, seine Nichte Anna Victoria von Savoyen, verkaufte sukzessive das bewegliche Vermögen, und so wurde das Palais durch Trennmauern geteilt. Während der neuere Teil, das sogenannte kleine Haus, vermietet wurde, stand der ältere 18 Jahre lang leer.
Das Winterpalais seit 1752Im Jahre 1752 erwarb Kaiserin Maria Theresia das Winterpalais sowie das Belvedere, Schloss Hof und Schloss Niederweiden. Das Winterpalais wurde nach einigen Umbauten und Adaptierungen Sitz der Münz- und Bergbehörde, der Obersten Justizbehörde und schließlich der Hofkammer, der Vorgängerin des Finanzministeriums. Nach einer längeren Umbauphase ab 1841 wurde im Jahre 1848 das k. k. Finanzministerium eingerichtet. Zwischen 1888 und 1890 erfolgten größere Restaurierungen, kleinere Adaptierungen wurden in den Jahren 1913 und 1928 durchgeführt. 1945 bis 1947 wurden die Schäden des Zweiten Weltkriegs behoben, und zwischen 1967 und 1973 erfolgte eine Generalsanierung der Prunkräume.
Bereits im Jahr 2004 fiel unter der Führung der zuständigen Burghauptmannschaft Österreich die Entscheidung zur Generalsanierung des Gebäudes. Nach rund fünf Jahren wurden die Renovierungs- und Umbauarbeiten heuer beendet. Mit großer Umsicht ist es im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt und unter der Schirmherrschaft der Burghauptmannschaft gelungen, die historische Bausubstanz von Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt zu erhalten und zeitgemäß weiterzuentwickeln, wobei sowohl der Einzigartigkeit und der historischen Bedeutung des Gebäudes als auch den Anforderungen einer modernen und zukunftsorientierten Verwaltung Rechnung getragen wurde.
Mit der Eröffnung des neuen und vierten Ausstellungsortes des Belvedere werden die bedeutendsten Säle des Paradeappartements des Prinzen Eugen von Savoyen ab 18. Oktober 2013 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
ÖffnungszeitenTäglich 10 bis 18 UhrRegulärer Eintritt€ 9,- (Winterpalais)€ 25,- (Winterpalais, Oberes und Unteres Belvedere)
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