Die Sommerausstellung des Leopold Museum zeigt die erste umfassende Präsentation zum expressiven Werk von Rudolf Kalvach (1883 – 1932), einem Künstler am Schnitt- punkt von Jugendstil und Expressionismus. Die Retrospektive rekonstruiert den Wer- degang eines hoch talentierten Künstlers, dessen Biografie eng mit der Epoche »Wien 1900« und dem frühen Schaffen der Expressionisten Oskar Kokoschka (1886-1980) und Egon Schiele (1890-1918) verbunden ist.Kurator der Ausstellung ist der Trientiner Architekt und Ausstellungsgestalter Roberto Festi, ein ausgewiesenen Kenner der Wiener Kunst um 1900. Bereits 2009 hatte er für das Leopold Museum die Schau über den Secessionisten Josef Maria Auchentaller kura- tiert. Die Ausstellung erfolgt auch in enger Zusammenarbeit mit den Nachkommen des Künstlers, die erstmals den Großteil des Kalvach-Nachlasses für die wissenschaftliche Aufarbeitung und Präsentation zur Verfügung stellen.
WIEN UND TRIEST1901 übersiedelte Kalvachs Familie nach Triest, Kalvach studierte aber weiterhin in Wien. Ge- gen Ende seiner Studienzeit entstanden die ersten Entwürfe für Postkarten der Wiener Werkstätte sowie exotisch-mystische Figuren- darstellungen, die deutlich auf die berühmten »Träumenden Knaben« von Oskar Kokoschka Bezug nehmen.
KUNSTSCHAU 1908 – »NEUKÜNSTLER« UND WERKBUNDKalvach war auch in der legendären Kunstschau Wien von 1908 vertreten und liefer- te dafür sogar einen Plakatentwurf, der – wie jener Kokoschkas - in der Ausstellung zu sehen war. 1909 wurde Rudolf Kalvach Mitglied von Egon Schieles »Neukunstgruppe«, einige Jahre später trat er dem Österreichischen Werkbund bei. Rudolf Kalvach lebte und arbeitete abwechselnd in Wien und in Triest.
LABILE PSYCHESchon ab 1912 zwang ihn eine psychische Erkrankung zu wiederholten längeren Aufent- halten in diversen Krankenanstalten. 1932 verstarb Rudolf Kalvach mit erst 49 Jahren in einem Sanatorium im tschechischen Kosmonosy.
HOLZSCHNITT UM 1900Die Ausstellung im Leopold Museum beschäf- tigt sich ausführlich mit Rudolf Kalvachs in der Technik des Holzschnittes ausgeführten Sze- nen aus dem Triestiner Hafenleben. Passend zu diesen Motiven werden auch historische Fotografien dieses pittoresken Hafens ein reizvolles Stimmungsbild erwecken. Der Ha- fen Triest an der Oberen Adria war um 1900 ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum der k. u. k. Monarchie darstellte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte die Technik des Holzschnittes eine wichtige Rolle. Ein eigener Schwerpunkt der Schau widmet sich deshalb dem Farbholzschnitt um 1900.
Kuratoren der Ausstellung: Roberto Festi und Franz Smola