Chan-Hyo Bae, Existing in Costume 1b, 2006, © Chan-Hyo Bae, Courtesy Aando Fine Art, Berlin Chan-Hyo Bae, Existing in Costume 1b, 2006, © Chan-Hyo Bae, Courtesy Aando Fine Art, Berlin - Mit freundlicher Genehmigung von: KunsthalleWien

Was: Ausstellung

Wann: 10.11.2011 - 22.01.2012

Im Rahmen des Herbstschwerpunktes zu Fotografie und Mode stellt die Ausstellung No fashion, please! anhand von 19 Einzelpräsentationen die zeitgenössische internationale Fotografieszene vor. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Arbeiten, die die fundamentale Beziehung zwischen Körper und (Be)Kleidung thematisieren und die sich direkt oder indirekt mit den unterschiedlichen…
Im Rahmen des Herbstschwerpunktes zu Fotografie und Mode stellt die Ausstellung No fashion, please! anhand von 19 Einzelpräsentationen die zeitgenössische internationale Fotografieszene vor. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Arbeiten, die die fundamentale Beziehung zwischen Körper und (Be)Kleidung thematisieren und die sich direkt oder indirekt mit den unterschiedlichen Strategien der Modefotografie auseinandersetzen. Dabei grenzt sich die anthologische Ausstellung bewusst vom angewandten Charakter der klassisch, funktionalen Modefotografie ab und geht stattdessen den Wunschvorstellungen und Idealen einer sich veränderten Körperästhetik innerhalb der letzten zwei Dekaden nach.

Exemplarisch für die Radikalität des ausgehenden 20. Jahrhunderts sind die schrillen Modekreationen des Fashion- Designers, Models und Performancekünstlers Leigh Bowery die der britische Fotograf Fergus Greer Bowery, dokumentarisch festhielt. Bowerys in mehrfacher Hinsicht grenzüberschreitende Arbeiten inspirierten zahlreiche Modedesigner und machten ihn zur Ikone der Londoner Subkultur. Auf diese wechselseitig anregende Beziehung zwischen Mode und Fotografie verweisen neben den Arbeiten von Philip- Lorca diCorcia oder Erwin Olaf auch die Philip- Arbeiten von Matthias Herrmann der in Zitaten von Modeschöpferinnen wiederum eine Inspiration für seine Herrmann, charakteristischen, der „offensiven Körperlichkeit“ verschriebenen Fotografien sah. Zahlreiche künstlerische Beiträge, wie zum Beispiel jene von Tracey Baran Luigi & Luca Hanna Putz oder Viviane Baran, Luca, Sassen beziehen sich auf die Dialektik zwischen der Form und der Erscheinung des Körpers sowie die Wirkung der Verwandlung unabhängig von den mit Kleidung verbundenen Konventionen. Oftmals geht es dabei um Akte der Verweigerung und Grenzüberschreitungen der Disziplinen, die die Künstlerinnen und Künstler oft mutig und mutwillig erproben. In der Tradition der Körperkunst schlagen sie Modelle und Situationen vor, die sich mit den „Modellen“ der Mode überschneiden, jedoch auch Querverweise zu Installationen – wie etwa bei Steven Cohen und Marianne Greber oder Sandra Mann – oder Zeremonien und Ritualen erlauben. Überraschend sind in diesem Zusammenhang auch die eigenwilligen fotografischen Serien von Iz ima Kaoru der die Mode als Allegorie auf die „schönen Leich’“ Izima Kaoru, inszeniert. Die Arbeiten des amerikanischen Künstlers Jeff Bark verweisen wiederum am deutlichsten auf die skeptische Verweigerungshaltung, die viele Künstlerinnen und Künstler der Mode gegenüber einnehmen, denn seine grotesken und surrealen Körperbilder und Stillleben können als Antithese zu den gängigen und permanent suggerierten Schönheitsidealen der Modewelt bezeichnet werden.

Dass sich soziale Zugehörigkeiten durch Codes der Kleidung manifestieren und sich Identitäten durch diese konstruieren und verfestigen, belegen die Fotoserien von Chan- Hyo Bae und Lea Golda Holterman Auf gänzlich Chan- Holterman. unterschiedliche Weise thematisieren Brigitte Niedermair und Sophia Wallace die Repräsentation von Weiblichkeit und Männlichkeit innerhalb des Genres. Neben den Porträtfotografien präsentiert Sophia Wallace zudem auch ihren ersten Kurzfilm, in dem sie mit einer großen poetischen und zugleich psychologischen Feinfühligkeit die stereotypen Geschlechtszuschreibungen konterkariert und die vorherrschenden geschlechtsspezifischen Codes der visuellen Künste dekonstruiert.

Die in der Ausstellung zur Geltung kommenden medialen Strategien sind vielfältig und reichen von inszenierter Fotografie über Projektionen, Körperskulpturen, Video und Film bis hin zu einer Live-Performance, die Martin & The evil eyes of Nur im Rahmen der Eröffnung realisieren werden. Die herausragenden Arbeiten dieser Ausstellung lassen im Angesicht eines sich zunehmend künstlerisch präsentierenden Modemarktes und dessen visuellen Erscheinungen sowie eines in den letzten Jahren immer offener kommerziell agierenden Kunstmarktes Abgrenzungen zwischen künstlerischer Fotografie und reiner „Modefotografie“ zunehmend obsolet erscheinen. Was im Zeitalter digitaler Bilderinflation wohl allein zählt, ist Qualität und nichts als Qualität.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Chan-Hyo Bae, Tracey Baran, Jeff Bark, Leigh Bowery/Fergus Greer, Steven Cohen/Marianne Greber, Philip-Lorca diCorcia, Matthias Herrmann, Lea Golda Holterman, Izima Kaoru, Luigi & Luca, Sandra Mann, Martin & The evil eyes of Nur, Brigitte Niedermair, Erwin Olaf, Alex Prager, Hanna Putz, Viviane Sassen, Sophia Wallace, Bruce Weber

Kurator: Kurator Peter Weiermair

Ausstellungskatalog: No fashion, please! Fotografie zwischen Gender und Lifestyle. Hg.: Kunsthalle Wien, Gerald A. Matt, Peter Weiermair. Mit Textbeiträgen der Künstler sowie von Peter Weiermair und Eugenio Viola. Ca. 160 Seiten, Deutsch/Englisch. Verlag für moderne Kunst, Nürnberg

Tags: Kleidung, Körper, Kunst, Mode, Wien