Aufgrund der großen, positiven Resonanz der Besucher wird „Lichtspiele im Museum Biedermann“ bis zum 18. Januar 2015 verlängert. Licht ist vor allem auch in der dunklen Jahreszeit für alle Menschen von großer Bedeutung. Anhand unterschiedlicher Exponate aus der Sammlung Biedermann wird gezeigt, wie fünf internationale, zeitgenössische Künstler das Thema Licht in den Fokus rücken – und zwar sowohl Natur- wie Kunstlicht, in Installationen, Skulpturen oder Malerei. Ein Ausstellungswechsel zum Winter steht im Leseraum des Museum Biedermann an. Am 9. November wird dort eine neue Ausstellung mit malerischen Raumobjekten von Paul Schwer eröffnet, in dessen Arbeiten das Licht ebenfalls eine wesentliche Rolle spielt. Donaueschingen. Vom 16. März bis 2. November ist die Ausstellung "Lichtspiele im Museum Biedermann" zu sehen. Das Wort "Lichtspiele" bezieht sich dabei einerseits auf die Geschichte des Gebäudes, das vor der Nutzung als privates Kunsthaus zuletzt ein Kino, ein sogenanntes Lichtspielhaus beherbergte. Vor allem meint der Begriff jedoch den künstlerischen Umgang mit Licht. Anhand unterschiedlicher Exponate der Sammlung Biedermann wird gezeigt, wie Künstler das Thema Licht in den Fokus rücken, sei es in Installationen, Skulpturen oder Gemälden.
Zu sehen sind unter anderem großformatige Gemälde des Italieners Pizzi Cannella, der in vielen Schichtungen und atmosphärisch einzigartiger Weise das Licht von Kronleuchtern auf Leinwand bannt und damit eine scheinbar verborgene Welt dahinter andeutet. Zwei dieser Gemälde waren bereits in der Eröffnungsausstellung "Selection" (2009) zu sehen. Dieses Mal wird den stimmungsvollen Gemälden ein kompletter Raum gewidmet. Cannella, 1955 in Rocca geboren, lebt und arbeitet in Rom. In seinen Gemälden setzt er Licht beinahe sehnsuchtsvoll, melancholisch ein, wie auch in dem dreiteiligen mit Öl und Wachs auf Leinwand gearbeiteten Werk "Le Stelle di Roma", das ebenfalls gezeigt wird. Seine Kronleuchter oder Lichtpunkte tauchen nur schemenhaft aus den monochromen, meist dunkel gehaltenen Farbgründen auf und verbreiten eine suggestive Aura.
Neu zu entdecken sind raumgreifende Lichtobjekte von Annette Sauermann. Die Künstlerin wurde 1957 in Essen geboren, hat in Aachen Visuelle Kommunikation studiert und wurde bekannt mit Skulpturen aus Beton, Papier, Lichtfiltern und Plexiglas, den sogenannten Lichtfallen. Sie macht das Licht selbst zum Material der Kunst. Im Anbau ist ihr 2,45 Meter hoher "Lichtspeicher, kreuzförmig" zu sehen, eine Verbindung aus Beton und dünnem Seidenpapier. In einem anderen Raum werden ihre "Lichttrommeln" gezeigt. Hier spannt sie dünne Lichtfilterfolien, die in der Filmbranche verwendet werden, um diffuses Licht zu erzeugen, zwischen rund geformten Beton. Daneben sind für die Ausstellung zwei Wandarbeiten entstanden aus schwarzem Schmirgelpapier, nachleuchtenden Pigmenten und Lichtfilterfolien.
Außerdem werden Arbeiten des französischen Lichtkünstlers François Morellet ausgestellt. Morellet, 1926 in Cholet geboren, zählt zu den Hauptvertretern der konkreten Kunst und zu den Begründern der Lichtkunst. Seine Arbeiten zeichnen sich durch klare geometrische Formen aus. In einem Interview sagte Morellet: "Ich liebe die Strenge der Geometrie, aber noch lieber werfe ich sie über den Haufen." Von ihm wird eine etwa zwei Meter große Wandarbeit gezeigt, eine spielerisch wirkende Komposition Weiß in Weiß mit dem Titel "Grand Lunatique n°1", in der er halbkreisförmig gebogene Neonröhren mit weiß lackiertem Aluminium verbindet. Das französische Adjektiv lunatique bedeutet launisch, zickig. Der Titel lässt aber ebenso an la lune (der Mond) denken. Hier darf der Betrachter seiner Fantasie freien Lauf lassen. In der Serie "Negatif", die seit 2008 entstand, bezieht er sich auf sein eigenes Frühwerk. So dienen ihm frühe schwarz-weiße Werke als Vorlage für eine Umkehrung: was früher schwarz war, wird jetzt weiß und umgekehrt.
Des Weiteren werden großformatige Installationen der 1987 in Moskau geborenen und in London lebenden Künstlerin Nika Neelova präsentiert. Ihre Kindheit verbrachte sie an ständig wechselnden Orten, ohne heimisch werden zu können. Sie studierte Kunst zunächst in den Niederlanden, bevor sie 2008 nach London zog. Das Thema der individuellen und kollektiven Erinnerung beschäftigt sie besonders. Ihre Installationen füllen oft den ganzen Raum und haben eine starke, physische Aura. "The Night Also Falls" lautet der Titel eines dieser Werke, die zu sehen sind: ein scheinbar abgestürzter Kronleuchter, der komplett aus Holzkohlestücken zusammengesetzt wurde. Neelova verwendet von der Geschichte gezeichnete Fragmente und Materialien und überführt sie in ihren Arbeiten in neue Sinnzusammenhänge. Vorherrschende Farbe: Schwarz, für sie die Farbe für das Ende jeden Materials.
Werke des 1974 in Pretoria geborenen Künstlers Wim Botha ergänzen diese Schau. In seinen Skulpturen finden sich viele Verweise auf kunsthistorische oder religiöse Motive sowie soziologische Aspekte. In seiner Jugend erlebte er Korruption und Apartheid in Südafrika, eine Gesellschaft in der nichts ist, wie es scheint. Das Thema Täuschung beschäftigt ihn daher in seinen Arbeiten. Seine jüngsten Installationen bestehen aus weißem Polystyrol, Holz und Neonröhren und heißen "Solipsis", ein Begriff aus der Philosophie, der meint, dass nur das eigene Ich als existierend anerkannt wird und alles andere allein dessen Vorstellung entspringe. Botha schafft elegant geschwungene Skulpturen, die den Flügeln von Vögeln ähneln, umkreist von gebündelten Leuchtstoffröhren, die ein gleißendes Licht erzeugen.
Daneben werden vom 16. März bis 29. Juni im Leseraum Bilder von Martin Kasper gezeigt. Der 1962 in Schramberg geborene Künstler, hat in Karlsruhe an der Kunstakademie studiert, ist Gastdozent in Straßburg und lebt in Freiburg. Treppenaufgänge, Leuchter und vor allem leere Innenräume von besonderen Gebäuden aus bestimmten Perspektiven haben es diesem Maler angetan. In großartigen, visuellen Kompositionen erzählt er die Geschichte dieser Häuser. Kasper hat auch die Räume des ehemaligen Kinos gemalt, kurz bevor es zum Museum Biedermann umgebaut wurde.
Homo universalis – Willkommen im Museum Biedermann!Ein performatives Fotoprojekt von Wolf Nkole Helzle Schon bei der Eröffnung der Ausstellung "Lichtspiele im Museum Biedermann" sowie an bestimmten Tagen und Events in deren weiteren Verlauf, sind die Besucher eingeladen, Teil des weltweiten, performativen Fotoprojektes "Homo universalis" von dem social media artist Wolf Nkole Helzle zu werden. Ein zentrales Thema in dessen künstlerischer Auseinandersetzung ist die Frage nach der Beziehung zwischen Individuum und Kollektiv. Dazu fotografiert er seit den 1990er Jahren weltweit Gesichter (mittlerweile über 35.000 Portraits aus verschiedenen Ländern) und führt deren Abbilder zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen. Dabei sucht Wolf Nkole Helzle stets den persönlichen Kontakt. "Ich möchte die Leute miteinbinden, damit sie nah an der Kunst sind. (…) Letztlich ist der Mensch selbst das größte Kunstwerk", erläutert er.
Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Museum Biedermann ist der Künstler eingeladen ein wachsendes, gemeinsames Portrait der Freunde, Besucher, Gäste, Kooperationspartner und Mitwirkenden des Museum Biedermann zu entwickeln. Ab Juli werden die ersten Einzel- und Gruppenportraits im Leseraum präsentiert, die sich in einem Work in Progress bis zum Ende der Jubiläumsausstellung durch weitere Gruppen zunehmend verdichten und in einem gemeinsamen multiplen Portrait zusammengeführt werden, das am Ende das einzigartige "Gesicht" des Museum Biedermann repräsentiert.
Dienstag - Sonntag: 11 Uhr - 17 Uhr
Montag (außer an Feiertagen): geschlossen
An den folgenden Tagen ist das Museum Biedermann geschlossen:Heiligabend und 1. WeihnachtstagSilvester und Neujahr
Eintrittspreise:Erwachsene: € 5,00SeniorInnen, Menschen mit Behinderung (eingetragende Begleitperson Eintritt frei), Jugendliche, Auszubildende u. StudentInnen: € 3,00Kinder und Jugendliche bis 12 Jahre Eintritt frei
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