Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind nirgendwo…
Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind nirgendwo…
Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind nirgendwo deutlicher wahrnehmbar als in der Malerei. Ausgewählte Meisterwerke aus dem Sammlungsbestand der Residenzgalerie ermöglichen den Blick auf Lebens- und Arbeitsbedingungen der Maler und deren Position im gesellschaftspolitischen Gefüge.Es ist von wesentlicher Bedeutung für die Kunst, dass in katholischen und feudalistisch regierten Ländern wie Italien und Österreich Klerus und Adel die Auftraggeber sind, in der protestantischen Republik Holland jedoch bereits ein freier Kunstmarkt existiert.In den hochkarätigen Gemälden zeigen sich Einflüsse, Inspiration und wegweisende Entwicklungen ebenso wie die Freiheit der Kunst, die keine Grenzen kennt.
Abgerundet wird die Präsentation mit der Videoarbeit „Frankendael 2001“ desholländischen Künstlerduos Erwin Driessens & Maria Verstappen. Ihre subtile Videoarbeit zeigt Aufnahmen des historischen Parks von „Huize Frankendael“ (Haus Frankendael), dem einzige Landhaus aus dem 17. Jahrhundert, das innerhalb der Stadt Amsterdam erhalten geblieben ist. Im Laufe eines Jahres entstand eine Fotoserie, die zu einer Animation montiert wurde, die den Wechsel der Jahreszeiten auf faszinierende Art und Weise in neun Minuten sichtbar macht.
LEBENSWELTENBAROCKES EUROPAEnde des 16. Jahrhunderts stehen sich Spanien, England, Frankreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nation in wechselnden Allianzen gegenüber. Die Fürsten des -2- deutschen Reiches betreiben zusätzlich oft eine vom Kaiser unabhängige, eigenständige Politik.Bereits 1517 ist das Glaubensmonopol der römisch-katholischen Kirche mit den 95 Thesen Martin Luthers gefallen. Kirchliche Würdenträger versuchen, im Konzil von Trient ab 1545 der Reformation gegenzusteuern. Dieses religiös-politische Gemisch entlädt sich 1618 im Dreißigjährigen Krieg, der bis zum Westfälischen Frieden 1648 ganze Landstriche verwüstet, Millionen Menschen das Leben kostet und die Landkarte Europas verändert. Die Vereinigten Niederlande werden als eigenständiger Staat anerkannt, Frankreich und England vergrößern ihre Einflusssphären.
Italien hingegen ist seit der Spätantike eine politisch wie wirtschaftlich zersplitterte Landschaft. Die Päpste kämpfen Ende des 16. Jahrhunderts um Macht und Prestige.Daher ersinnen sie, dass Rom in neuem Glanz und neuer Pracht erstrahlen und selbst die Antike übertreffen soll. Sie forcieren eine geordnete Stadtplanung, legen neue Straßendurchbrüche als Sichtachsen und große Plätze an. Diese sollen, einer Theaterkulisse gleich, von Palästen, Kirchen und Villen gesäumt werden.
Und so erschaffen Maler, Bildhauer und Architekten, die sich als legitime Erben der Renaissance-Kunst verstehen, für ihre Mäzene einen neuen Stil: den Barock, der in verschiedenen Spielarten in weniger als zwei Jahrzehnten ganz Europa überzieht und bis 1750 das Kunstschaffen bestimmt. Der Jesuitenorden als Speerspitze der Gegenreformation wird mit seinen Gotteshäusern zu einem wichtigen Träger der Barockkunst.Verschwenderischer Prunk und eine leidenschaftliche Dramatik sollen die Macht Gottes preisen, die Gläubigen in Ehrfurcht und Erstaunen versetzen sowie den Ruhm der kirchlichen Würdenträger mehren.
Um 1650 ist die theatralische Ausdrucksweise des Barock voll ausgebildet. Als Auftraggeber treten nun vermehrt weltliche Herrscher auf. Der Stil wird Mittel der Repräsentation – von Inszenierung wie auch Selbstverherrlichung – und erfährt seinen Höhepunkt im französischen Absolutismus unter König Ludwig XIV., Bauherr von Versailles.Eine Sonderform findet sich dagegen in den nördlichen Niederlanden, wo anstelle der Kirche protestantische Bürger als Mäzene auftreten und Maler mit ihren Alltagsdarstellungen ein Gegenbild zum höfischen Europa schaffen.
ITALIEN – Raum I. + II.Die europäische Barockkunst beginnt in Italien – in Rom. Auftraggeber sind die Päpste, ihre Familien und kirchliche Würdenträger. Der Realismus Caravaggios und der Akademismus der Carracci mit ihrem Streben nach Schönheit und Ausgewogenheit bestimmt um 1600 die malerische Entwicklung. Die 1593 gegründete „Accademia di San Luca“ ist Künstlervereinigung und Ausbildungsstätte.
Nahezu alle bedeutenden italienischen und ausländischen Künstler halten sich während des 17. und 18. Jahrhunderts zu Studienzwecke in der Stadt am Tiber auf. Rom, Neapel, Genua, Bologna und Venedig sind Zentren des neuen Stils. In Neapel, mit 450.000 Einwohnern nach Paris zweitgrößte Stadt Europas, beauftragen der spanische Vizekönig und zahlreiche Adelige die Künstler; in Venedig sind es der Doge, wohlhabende Kaufleute ebenso wie Bürger und in Bologna vor allem kirchliche Würdenträger.Folgt der Süden Italiens der realistischen Helldunkelmalerei Caravaggios, ist der Norden mehr dem klassischen Ideal der Carracci verpflichtet. Venedig erlangt erst wieder im 18. Jahrhundert mit Landschaften, Genreszenen und Veduten eine künstlerische Blüte.
Künstler: Giovanni Francesco Barbieri, gen. Guercino, Federico Barroci, Francesco Casanova, Luca Giordano, Giovanni Battista Piazzetta, Giacomo del Pò, Camillo Procaccini, Sebastiano Ricci, Francesco Solimena, Bernardo Strozzi, Giovanni Domenico Tiepolo, Francesco Villamena, Francesco Zuccarelli
SÜDLICHE NIEDERLANDE – Raum III.Gegenreformation und absolutistischer Feudalismus der Habsburger bestimmen Kunst und Kultur der reichen Provinz Flandern mit seiner Hauptstadt Antwerpen.Der Verlust der Selbstständigkeit geht einher mit einer enormen Förderung der Künste durch den spanischen Hof. Kostspielige Machtentfaltung und die Festigung des katholischen Glaubens sind künstlerisches Programm. Die Vorbildwirkung des spanischen Mäzenatentums durch Karl V. (1500–1558) und Philipp II. (1527–1598) auf ihre Nachfolger hat starken Einfluss auf die Kunst. Deren bedeutendster Vertreter ist Peter Paul Rubens.Unter seinem selbstbewussten Wirken entfaltet die flämische Barockmalerei den ihr eigenen überbordenden Stil ebenso wie ihre eigene Tradition.
Darstellungen von Szenen der antiken Mythologie, eingebettet in Waldlandschaften spiegeln Jagdleidenschaft und Unterhaltungssucht ihrer adeligen Auftraggeber.Viele der namhaften Maler beginnen ihre künstlerische Laufbahn in Italien. Künstler wie Cornelis de Heem verdichten in ihren Darstellungen holländische und flämische Eigenheiten zu einer besonderen Bildschöpfung.
Künstler: Jacques d`Arthois, Hendrik van Balen, Jan Brueghel d. Ä., Caspar de Crayer, FransFrancken II., Frans Francken III., Hieronymus Francken II., Jakob Grimmer, Cornelis de Heem, Frans Pourbus d. Ä., Peter Paul Rubens, Cornelis de Vos, Frans Wouters
HOLLAND – Raum IV.In einer Zeit, die in dem von Absolutismus und Religionskriegen aufgeriebenen Europa als Krisenzeit gilt, erleben die nördlichen Niederlande den beispiellosen Aufschwung eines „Goldenen Zeitalters“. Im Unterschied zu den feudalistischen Nachbarländern tragen Ständeparteien und die wohlhabende Mittelschicht politische Verantwortung.Freiheit, religiöse Toleranz sowie eine beeindruckende gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Konstellation bereiten den fruchtbaren Boden für die glanzvolle Blüte der holländischen Malerei des 17. Jhs.
Viele Künstler, die vor der spanischen Herrschaft in den Norden flüchten, finden hier eine völlig neue Situation vor. Neben dem Adel fällt nach den Bilderstürmen der Calvinisten auch die Kirche als wichtiger Auftraggeber aus. Da jedoch der allgemeine Wohlstand die Nachfrage nach Malerei in allen Gesellschaftsschichten rasant ansteigen lässt, arbeiten viele Künstler für den freien Markt. Kunst, die im übrigen Europa als Luxusobjekt gehandelt wird, findet sich in nahezu jedem Haushalt.
Angebot, Nachfrage und Säkularisierung lassen neu Bildgattungen wie Stillleben, Genrebild, Marinedarstellung, Architektur- oder Nachtstück entstehen.Ein besonderer Sinn für das undramatisch Alltägliche kennzeichnet die Bilder der Holländer.Das Bild wird zu einer besonderen Form der Weltaneignung. Es ist nicht mehr Teil eines barocken Gesamtkunstwerks. Es rechtfertigt sich allein durch sich selbst.
Künstler: Jan Direksz. Both, Elias van den Broeck, Bartholomeus Breenbergh, Gerrit Adriaensz. Berckheyde, Jacob Gerritsz. Cupy, Barent Graat, Jan van Goyen, Jan Davidsz. de Heem, Charles Cornelisz. De Hooch, Aert van der Neer, Gabriel Metsu, Willem van Mieris, Jan Miense Molenaer, Paulus Potter, Salomon van Ruysdael, Hermann Saftleven, Godfried Schalken, Jan Steen, Jan Weenix d. J.
Videopräsentation – Raum V./StudioDie subtile Videoarbeit „Frankdendael 2001“ des holländischen Künstlerduos Erwin Driessens & Maria Verstappen zeigt Aufnahmen des historischen Parks von „Huize Frankendael“ (Haus Frankendael), dem einzige Landhaus aus dem 17. Jahrhundert, das innerhalb der Stadt Amsterdam erhalten geblieben ist. Im Laufe eines Jahres entstand eine Fotoserie, die zu einer Animation montiert wurde, die den Wechsel der Jahreszeiten auf faszinierende Art und Weise in neun Minuten sichtbar macht.
Künstlerinnen und Künstler: Erwin Driessens & Maria Verstappen
ÖSTERREICH – Raum VI.Tonangebend für die österreichische Barockmalerei ist die Kunst Italiens. Bereits um 1600 prägen die Salzburger Fürsterzbischöfe den Ruf Salzburgs als „Rom des Nordens“.Die durch Kaiser Leopold I. gebannte Türkengefahr ermöglicht Ende des 17. Jh.s eine Blüte des Kunstschaffens in allen Sparten. Der Ideenreichtum vieler heimischer Künstler geht auf deren Ausbildung in Italien zurück.Zu nennen sind der in Neapel geborene und in Rom ausgebildete Martino Altomonte und Johann Michael Rottmayr – ein Schüler des in Venedig ansässigen Johann Carl Loth. Neben Rottmayr etabliert sich der vom Haus Schwarzenberg geförderte und in Venedig und Neapel studierte Daniel Gran als bedeutender Maler. Bei Paul Troger steigert sich der malerische Ausdruck und gipfelt schließlich in der expressiven Formensprache Franz Anton Maulbertschs.Wichtigste Auftraggeber der Künstler sind Hochadel und Klerus, der seine Stifte im Sinne eines umfassenden Gesamtkunstwerkes zu barocken Klosterresidenzen ausbaut.
Mitte des 18. Jh.s geht der Barock in das Rokoko über. Johann Georg Platzer hält nun Gesellschaftsstücke, mythologische und biblische Szenen mit Vorliebe auf Kupfer fest.
Künstler: Bartolomeo Altomonte, Martino Altomonte, Daniel Gran, Franz Christoph Janneck, Martin Knoller, Johann Carl Loth, Franz Anton Maulbertsch, Kaspar Memberger d. Ä., Johann Georg Platzer, Johann Michael Rottmayr, Johann Martin Schmidt, gen. Kremserschmidt, Paul Troger
FRANKREICH – Raum VII.Um 1600 prägen noch italienische, flämische und holländische Maler die französische Kunstlandschaft. Mit dem Aufstieg Frankreichs zu einer europäischen Großmacht unter den absolutistisch regierenden Königen Ludwig XIII. und Ludwig XIV., Bauherr von Versailles, rücken heimische Künstler in den Mittelpunkt. Beide Monarchen stellen die französische Barockkunst in den Dienst des Staates und des gesteigerten Repräsentationsanspruches.Zur Ausbildung der Maler wird 1648 die Pariser Académie Royale gegründet, deren künstlerischer Leiter Charles Le Brun ist. Stipendien und Aufnahme finden jene Künstler, die sich dem Kunstdiktat des Staates und dessen Herrscher beugen. Nur wer sich den strikten Regeln unterwirft, erhält königliche Aufträge oder einen Ausbildungsplatz.Anfang des 18. Jahrhunderts befreit sich die französische Malerei von den akademischen Vorgaben. Genre- und Landschaftsmalerei finden großen Anklang. Die „Fêtes galantes“, die galanten Feste Jean-Antoine Watteaus werden richtungsweisend. Seine Schüler Jean- Baptiste Pater, François Boucher und dessen Schüler Honorè Fragonard erweitern die unbeschwerten Darstellungen, die unter König Ludwig XV. und seiner Mätresse Madame de Pompadour ihren malerischen Höhepunkt erreichen.
Künstler: Franҫois Boucher, Nicolas Colombel, Michel Franҫois Dandré-Bardon, Gaspard Dughet, Charles Le Brun, Eustache Le Sueur, Nicolas Pierre Loir, Jacques Philipp de Loutherbourg, Jean Baptiste Monnoyer, Jean Baptiste Pater, Hubert Robert, Pierre Antoine Quillard, Claude Joseph Vernet, Claude Vignon
Neben der Präsentation „Lebenswelten. Barockes Europa“ gibt die Residenzgalerie Salzburg Einblick in ihre Sammlung des 19. Jahrhunderts. Ein Raum ist dabei dem in der Residenz geborenen Hans Makart gewidmet. – Raum VIII. bis XI.
Künstler: Friedrich von Amerling, Thomas Ender, Johann Fischbach, Anton Hansch, Friedrich Loos, Johann Baptist Reiter, Anton Romako, Robert Russ, Ferdinand Georg Waldmüller
MAKART UND SEINE ZEIT – Raum XI.Industrialisierung, neue Technologie und verkehrstechnische Erschließung führen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. in Europa und Nordamerika zu wirtschaftlicher Blüte. Die „Belle Époque“ und der Historismus werden vom Bildungsbürgertum europaweit gefeiert. Die neu entstehende feudal-bürgerliche Gesellschaft zelebriert ihr steigendes Selbstbewusstsein in repräsentativen Darstellungen, die ehemals dem Adel vorbehalten waren.Wiens künstlerischer Leitstern dieser Zeit kommt aus Salzburg: Hans Makart feiert in München erste Erfolge, ehe er dem Ruf des Kaiserhauses in die Donaumetropole folgt.Der „Makart-Stil“ bestimmt die Kultur einer ganzen Epoche. Makarts riesige theaterhafte Inszenierungen prächtiger Wunschwelten treffen den Nerv der Zeit. Sein Anliegen ist das Zusammenwirken aller Künste zu einem Gesamtkunstwerk. Dieses große Ideal des 19.
Jhs. kann der gefeierte Porträtist als Organisator und Mittelpunkt legendärer Feste glanzvoll verwirklichen.
Künstler: Hans Makart, Johann Baptist Alois Makart d. Ä.
Sonderführung: ♦ Mi, 14.05., 15:30 Uhr, Makart und seine Zeit
Öffnungszeiten: Täglich: 10 – 17 Uhr; Schließzeiten: 04. – 29.11.2013; 24.12.2013
Ausstellungsbegleitprogramm:♦ Öffentliche Führungen, LEBENSWELTEN. Barockes Europa. Jeweils Sa, 10:30 Uhr: 08.03., 05.04.,10.05.,14.06.,05.07.,09.08.,13.09.,18.10.,22.11.,13.12.2014 und 24.01.2015
♦ Sonderführungen: BAROCK IM FOKUS. Jeweils Mi, 15:30 – 16:30 Uhr (Ausnahme 12.03.): 12.03. Barock: kurz & bündig (15:30 – 17:00 Uhr); 26.03. Italien – Mekka der Malerei; 09.04. Niederländer – Goldenes Zeitalter; 23.04. Österreich – Lebensfreude & Frömmigkeit; 07.05. Frankreich – Verträumt, Amourös, Ideal
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