1996 erschien Harry Webers Fotoband „Heute in Wien“ anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum Wien. Sein Ziel war es damals, das jüdische Leben mit der Kamera festzuhalten. Die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bilder, die bei Webers fotografischen Streifzügen durch die Wiener jüdische Gemeinde in den 1990er Jahren entstanden sind und seine subjektive Sichtweise auf das jüdische Leben in Wien widerspiegeln, haben Fotogeschichte geschrieben. 15 Jahre später folgte der Wiener Fotograf Josef Polleross den Spuren Harry Webers und hat das heutige Leben der jüdischen Gemeinde – vor allem in der Leopoldstadt – fotografisch festgehalten. Polleross‘ Bilder wollen sowohl an Harry Webers damalige Bilderreise anknüpfen, als auch die Veränderungen innerhalb der jüdischen Gemeinde und ihren Zuwachs während der letzten eineinhalb Jahrzehnte zeigen. Sie geben Einblick in das vielfältige jüdische Leben in der Gegenwart. Polleross folgt religiösen Juden mit ihren traditionellen Ritualen, seine Bilder zeigen aber auch das weltliche jüdische Leben in seinen vielen Spielarten. Über Monate hinweg begleitete Polleross Feiern, Feiertage, jüdische Organisationen, Schulen, Kinder- und Jugendclubs, Seniorenclubs, Veranstaltungen sowie kulturelle Ereignisse und hat diese fotografisch dokumentiert. Er präsentiert damit eine selbstbewusste jüdische Gemeinde, die vor allem aus Juden erster, zweiter und mittlerweile auch dritter und vierter Generation besteht. Die Mehrheit der heutigen Wiener Juden hat bedingt durch die Shoah ihre Wurzeln nicht in Wien. Es sind vielmehr Menschen, die ursprünglich aus Galizien, Ungarn, Polen oder Rumänien stammen und als Überlebende nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zufall nach Wien kamen und die Stadt zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt machten. Josef Polleross zeigt außerdem eine neue Generation an Zuwanderern, vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, die er bei seinen Spaziergängen durch das „Jüdische Wien heute“ fotografisch eingefangen hat.Josef Polleross, der 1963 in Österreich geboren wurde, begann seine fotografische Karriere Ende der 80er. Seine Arbeit als Fotojournalist führte ihn auf fast alle Kontinente und seine Fotos wurden u.a. in der New York Times, Washington Post, Life, Newsweek, Time, Geo, Stern, Spiegel und weiteren renommierten Zeitschriften und Zeitungen publiziert.
„Heute in Wien 2012. Fotografien zur jüdischen Gegenwart von Josef Polleross“ wird von Astrid Peterle kuratiert und ist vom 7. November 2012 bis 12. Mai 2013 im Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien zu sehen. Das zu den Kulturbetrieben der Wien Holding zählende Museum am Judenplatz ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, am Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Für beide Museen (Dorotheergasse & Judenplatz) gibt es ein gemeinsames Ticket zum Preis von € 10, ermäßigt € 8, Gruppen € 7, Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr frei, SchülerInnen (ab 15 Jahren), Lehrlinge, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener € 5. Freier Eintritt für Schulklassen, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von € 20 zu leisten. Weitere Informationen unter www.jmw.at.