MAK-Ausstellungsansicht, 2014  HOLLEIN MAK-Ausstellungshalle © Peter Kainz/MAK MAK-Ausstellungsansicht, 2014 HOLLEIN MAK-Ausstellungshalle © Peter Kainz/MAK - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse

Was: Ausstellung

Wann: 25.06.2014 - 05.10.2014

Stararchitekt, bis dato einziger österreichischer Pritzker-Preisträger, Designer, Künstler, Kurator, Ausstellungsmacher, Theoretiker, Lehrender, Autor, Medienvisio- när, Kulturanthropologe: Als Gestalter im umfassendsten Sinn hat Hans Hollein (1934–2014) der Architektur eine neue Note und dem Attribut Universalkünstler eine neue Dimension verliehen. Die Ausstellung HOLLEIN…
Stararchitekt, bis dato einziger österreichischer Pritzker-Preisträger, Designer, Künstler, Kurator, Ausstellungsmacher, Theoretiker, Lehrender, Autor, Medienvisio- när, Kulturanthropologe: Als Gestalter im umfassendsten Sinn hat Hans Hollein (1934–2014) der Architektur eine neue Note und dem Attribut Universalkünstler eine neue Dimension verliehen. Die Ausstellung HOLLEIN, die das MAK mit Unterstützung der Universität für angewandte Kunst Wien präsentiert, taucht in sein reiches Univer- sum ein und unternimmt anhand von großteils noch nie öffentlich gezeigten Materia- lien aus dem Archiv Hans Holleins eine umfassende Neubetrachtung seines Gesamt- werks. Eine speziell für die Ausstellung entstandene, neue Serie von Fotoarbeiten der KünstlerInnen Aglaia Konrad und Armin Linke eröffnet neue Perspektiven auf sein Werk.

„Form folgt nicht Funktion. Form entsteht nicht von selbst. Es ist die große Entschei- dung des Menschen“ schreibt Hollein 1963 im Beitrag Architektur. Damals noch keine dreißig Jahre alt, definiert er damit – wie nur wenige Jahre später mit seinem viel zitierten Manifest Alles ist Architektur (1967) – jene konsequente Haltung, die sein spartenübergreifendes Schaffen seit fünf Jahrzehnten prägt. Mit seiner Auffassung einer totalen Umwelt, die als dreidimensionaler Ausdruck des menschlichen Verhaltens die Erde in eine Kunst-Kammer transformiert, seiner Bereicherung der Architektur um Emotion und Sinnlichkeit und seinem Verständnis von Architektur als Medium der Kommunikation verfolgt Hollein eine progressive Haltung, die Architektur als wesent- liche Komponente sozialer Prozesse definiert.

Die von Wilfried Kuehn, Gastkurator, und Marlies Wirth, MAK-Kuratorin, erarbeitete Personale nähert sich Hollein nicht retrospektiv oder chronologisch, sondern anhand von Themenbereichen, die sich im Zuge der umfassenden Recherchen in Holleins Archiv und Werk herauskristallisierten. Hans Holleins Denkrichtung folgend nimmt die Ausstellung HOLLEIN keine Trennung in Architektur, Design und Kunst vor, sondern kontextualisiert sein komplexes Werk – Ausstellungen, Museumsgebäude und -entwürfe, mediale Objekte, Display-Architekturen, Stadtmodelle und utopische Um- welten anhand von Arbeitsmodellen, Originalzeichnungen, Objekten und Ausstellungs- relikten, Skizzen, Notizen, Konzeptpapieren, Fotografien, Filmen u. v. m. – entlang eines Ausstellungsparcours in Sinn- und Formanalogien.

Holleins visionäres architektonisches Konzept des „Kleeblattprinzips“, das er für das erste von ihm gebaute Museumsgebäude, das Museum Abteiberg (Mönchengladbach, 1982) entwickelte, wird in der Ausstellungsarchitektur modellhaft aufgegriffen. Diese spezielle Raumabfolge ermöglicht durch eine diagonale Anordnung quadratischer Räume völlig neue Blickachsen und inhaltliche Querverbindungen zwischen den ein- zelnen Räumen und den darin präsentierten Arbeiten. Die typische Symmetrie der MAK-Ausstellungshalle wird aufgehoben und vermittelt ein Ausstellungserleben, das Holleins Gestaltungsprinzipien spürbar werden lässt.

Dass Ausstellen für Hollein nicht einfach das Zeigen von Objekten, sondern vor allem das Erzeugen von Bedeutungen durch Kontexte ist, manifestiert sich in besonderer Intensität in seinen wegweisenden Ausstellungsprojekten, wie der Ausstellungsbereich Mediale Objekte vor Augen führt. Exemplarisch dafür steht der von Hollein kuratierte und gestaltete Österreich-Beitrag Austriennale für die Triennale in Mailand im Jahr 1968. Hollein transformierte die Leistungsschau österreichischer Produkte in ein Ge- samtkunstwerk mit performativem Charakter, inszenierte Schnee als österreichisches Massen- und Kulturprodukt und Reihen von Bene-Büroordnern als Sinnbild der Büro- kratie. BesucherInnen wurden in das kuratorische Konzept eingebunden, etwa mit der Frustrationstür, an der nur eine der vielen Türklinken funktionierte, oder als Träger der Rot-Weiß-Rot-Österreich-Brille, die direkt vor Ort produziert wurde. In einer sei- ner wichtigsten Ausstellungen, MANtransFORMS (1976), der Eröffnungsausstellung des Cooper Hewitt National Museum of Design in New York, unternimmt Hollein eine bis heute aktuelle Analyse der „vom Menschen gestalteten Welt“ und setzt mit seinem anthropologischen Gestaltungsbegriff ein wegweisendes Statement zur grundlegenden Frage: „Was ist Design?“.

Auch in seinem Beitrag zur Design-Ausstellung Selection66 (MAK, 1966) oder in den Ausstellungen Papier (Design-Center, Wien, 1972) und Eternit (Internationaler Was- serwirtschaftskongress Hofburg, Wien, 1969), die in der Ausstellung HOLLEIN anhand von Originalobjekten, Entwurfszeichnungen und Skizzen präsentiert werden, bewies Hollein innovative Strategien im Umgang mit verschiedenen Themen und Materialien.

Zeichnungen, Collagen, Fotografien und Modelle thematisieren im Ausstellungsbereich Display-Architektur Hans Holleins immer wiederkehrendes Spiel mit archaischen Symbolen und Architektur-Metaphern. Türme und Säulen etwa gewinnen im Glas- und Keramikmuseum Teheran (1978) als Display ebenso Form und Funktion wie die zum Logo gewordene Palme des Österreichischen Verkehrsbüros (1978–1985) oder das Portal in der von Hollein als innovative Ausstellungsmaschinerie konzipierten Feigen Gallery (1969) in New York. Auch das derzeit in Shenzhen, China in Bau befindliche, skulptural anmutende und mit integrierten Gärten versehene Bürogebäude SBF Tower (Auftraggeber: Southern Asset Management Co. Ltd./Bosera Asset Management Co. Ltd) ist deutlich mehr als rationale Architektur und steht in auffallendem Gegensatz zu den Hochhäusern des Umfeldes.

Dominant in Holleins Schaffen ist sein Interesse für das nicht unmittelbar Funktionale, für scheinbar nebensächliche architektonische Elemente. Exemplarisch für diese mar- kante Note steht im Themenbereich Stadtmodelle Holleins ikonischer Beitrag für die erste Architektur-Biennale in Venedig (1980), für die unter dem Titel Strada Novissi- ma internationale ArchitektInnen eingeladen waren, einen hypothetischen Straßenzug im Arsenale mit prototypischen Fassaden zu bespielen. In der legendären von ihm ku- ratierten Ausstellung Traum und Wirklichkeit 1870–1930 (1985) des Wien Museums im Künstlerhaus definierte Hollein die kulturgeschichtliche Auseinandersetzung zur Wiener Moderne mit auffälligen Inszenierungen neu.

Dem Beitrag Hans Holleins für den österreichischen Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig 1972 Werk und Verhalten, Leben und Tod. Alltägliche Situationen wird in der Ausstellung im MAK ein eigener Raum gewidmet. Erhaltene Originalobjekte erlauben eine konzeptuelle Rekonstruktion der Situation im Pavillon. Das Projekt nimmt direkt Bezug auf seine Installation Alles ist Architektur. Eine Ausstellung zum Thema Tod (Mönchengladbach, 1970), ein archäologisches Feld, in dem Hollein die BesucherInnen nach Münzen und Golfschlägern graben ließ. Schließlich sollte dies zu seinem ersten Großprojekt, dem Museum Abteiberg Mönchengladbach (Baubeginn 1972; Eröffnung 1982), führen.

Holleins Entwurf des Museums Abteiberg Mönchengladbach, das die Debatte über Museumsarchitektur über Jahrzehnte beeinflusst hatte, bildet auch den Ausgangs- punkt für den Bereich Kunstwelten, der Hollein als Museumsarchitekt und Stadtplaner zeigt. Angelehnt an die Idee der archäologischen Grabung integrierte er den Museums- bau in die Flanke eines Hügels und vernetzte das Gebäude untrennbar mit der Umgebung. Eine diagonale Anordnung der Räume im Inneren („Kleeblattprinzip“) ermöglicht eine dialektische räumliche Erfahrung. Arbeitsmodelle, Zeichnungen, Schnitte und Pläne lassen die Entwicklung des Museumsbaus Revue passieren.

Das häufig als Tortenstück bezeichnete Museum für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt (1991), das spektakuläre, größtenteils unterirdisch angelegte Museum für Vulkanismus Vulcania (2002) in Saint-Ours-Les-Roches, Auvergne, Frankreich, sowie der trotz Wettbewerbsgewinn nie realisierte, bahnbrechende Entwurf eines Museums im Mönchsberg in Salzburg (1989) skizzieren Hollein im Bereich Kunstwelten ebenso als Grenzgänger wie die Papier gebliebene Studie zu einem Guggenheim Museum in Wien (1990) oder Entwürfe für ein Experimentalmuseum in St. Louis (1960er Jahre).

Wie ein roter Faden zieht sich die Beziehung zwischen Objekt, Raum und Landschaft durch Holleins Werk. Der Themenbereich Gebaute Landschaften thematisiert diese „Schwellenräume“ anhand von zahlreichen Zeichnungen hervorragender künstleri- scher Qualität, die Entwürfe für Kulträume und Kirchen, für die legendären Wiener Geschäfte Retti oder Schullin oder für künstliche Landschaften zeigen. Schwarz-Weiß- Fotografien, die Hollein in den 1960er Jahren in St. Margareten im Burgenland aufge- nommen und in der Ausstellung sites (Richard Feigen Gallery, Chicago, 1969) ausge- stellt hatte, sind ebenso zu sehen wie seine bekannten Collagen mit Flugzeugträgern und seine legendäre Architekturpille (non-physical Environments, 1967).

Ein begehbares Archiv – basierend auf Originalmaterialien aus Hans Holleins Archiv – vertieft in der Ausstellung im MAK den Einblick in seine Denk- und Arbeitsprozesse. Zu sehen sind hier auch Fotografien und ausgewählte filmische Beiträge wie das be- rühmte Österreichische Porträt für den ORF (1969) sowie Filme zu seinem Werk des bekannten österreichischen Regisseurs und Hollein-Freunds Paulus Manker.

Als wesentliches Element der Ausstellung ermöglichen neue fotografische Arbeiten der zeitgenössischen KünstlerInnen Aglaia Konrad und Armin Linke eine visuelle Neube- trachtung von Holleins Architektur. Auf Einladung des MAK fotografierten sie wegwei- sende Hollein-Bauten der vergangenen fünf Jahrzehnte neu. Schlüsselwerke seiner Museumsbauten wie das Museum Abteiberg in Mönchengladbach (1982), das MMK Frankfurt (1991), das Museum für Glas und Keramik in Teheran (1978) oder Vulcania (2002) sind dabei ebenso zu sehen wie das anlässlich der olympischen Spiele entstan- dene Orientierungs- und Kommunikationssystem Medialinien in München (1972), oder bekannte Projekte Holleins in der Wiener Innenstadt, darunter das ehemalige Kerzengeschäft Retti (heute Juwelen Y. GADNER; 1965), die Boutique CM (1967) oder das ehemalige Juweliergeschäft Schullin am Graben (1974). Die Fotografien der beiden KünstlerInnen in unterschiedlichen Formaten und Sequenzen ergänzen einander zu einer konzeptuellen Raumcollage.

Die Ausstellung HOLLEIN (25. Juni – 5. Oktober 2014) wurde in Zusammenarbeit mit dem Museum Abteiberg Mönchengladbach vorbereitet, wo mit Hans Hollein: Alles ist Architektur (13. April – 28. September 2014) eine weitere Neubetrachtung von Hol- leins Werk stattfindet. Zur Ausstellung im MAK erscheint im Juli 2014 eine Publikation in Kooperation mit dem Museum Abteiberg, in der die aktuellen Fotoarbeiten von Aglaia Konrad und Armin Linke im Fokus stehen.

Kooperationspartner:Universität für angewandte Kunst Wien

Hauptsponsoren:BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH WED Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum

Förderung:Kulturabteilung der Stadt WienMAK ART SOCIETY (MARS)Bildmaterial zur Ausstellung und Biografien zu Hans Hollein, Aglaia Konrad und Armin Linke stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

MAK-Ausstellungsansicht, 2014  HOLLEIN MAK-Ausstellungshalle © Peter Kainz/MAK MAK-Ausstellungsansicht, 2014 HOLLEIN MAK-Ausstellungshalle © Peter Kainz/MAK - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse / MAK Wien
Tags: Architekten, Architektur, Bildhauerkunst, Design, Hans Hollein, Objektkünstler

ÖffnungszeitenDi 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 UhrJeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Eintritt€ 7,90 / ermäßigt € 5,50 Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Familienkarte € 11 (2 Erwachsene + mind. 1 Kind bis zum 14. Lebensjahr)