Elfie Semotan (*1941), die Grande Dame der österreichischen Fotografie, arbeitete nach ihrer Ausbildung als Modedesignerin jahrelang als Modell, bevor sie Ende der 1960er-Jahre hinter die Kamera wechselte und mit ihren lyrischen Modefotografien internationalen Ruhm erlangte.Ihre fotografischen Inszenierungen resultieren aus dem durchdachten Spiel mit Schärfegraden, Formen, Farben und originellen Perspektiven. Die Mode selbst steht nie im Vordergrund dieser artifiziellen Kompositionen, die über den Bruch mit gewohnten Sehweisen essenzielle Stimmungen sowie die Psychologie der Dargestellten einfangen. Auch in den für ihr Œuvre bedeutenden Porträts berühmter Weggefährten, wie Helmut Lang, Franz West, Marina Abramovic, Louise Bourgeois oder Maria Lassnig, wird jegliche Fassade der Selbstdarstellung zugunsten intimer Charakteristiken durchstoßen. Stets offenbaren Semotans Fotografien ihre Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und dem sie umgebenden Kunstgeschehen. Die Grenzen zwischen Werbefotografie und künstlerischer Fotografie sind in ihrer Arbeit, die Künstler(innen) wie Martin Kippenberger inspirierte, fließend. Dass von Elfie Semotan daher nicht als Modefotografin im klassischen Sinne gesprochen werden kann, führt die Schau eindrucksvoll vor Augen, da sie neben zahlreichen bekannten Werkserien den Fokus auf Arbeiten legt, die abseits der Werbefotografie entstanden. Semotans Aktfotografien oder ihre Straßenszenen von New York werden ebenso gewürdigt wie die „Wegwerffotos“, die beinahe abstrakte Qualitäten annehmen.
Kurator(inn)en: Stephanie Damianitsch, Hans-Peter Wipplinger