Prinz Eugen war nicht ein bedeutender Feldherr und Kunstsammler, sondern auch eine naturverbundene Persönlichkeit. Das spiegelt vor allem seine Menagerie wider, die er auch von -Arco, Direktorin des Belvedere. Bereits 1716 erwarb Prinz Eugen ein Gelände für die Errichtung seiner Menagerie. Im darauffolgenden Jahr konnte der Bau in Angriff genommen werden, wobei die nach Plänen von Louis Le Vau 1663 errichtete Menagerie Ludwigs XIV. in Versailles als Vorbild diente. So entstand eine Wintermenagerie, deren Besuch zu Prinz Eugens Lebzeiten eine Attraktion war damals bevölkerten Pfauen, Schwäne, Kraniche und Löffelgänse den Hof, während in den Gehegen Damwild, Gämsen, Affen, tripolitanische und türkische Schafe, Luchse, ein Löwe, Strauße, Perlhühner und viele weitere Tierarten zu sehen waren. Laut einer Analyse des Zoologen Joseph Fitzinger aus dem Jahre 1853 befanden sich insgesamt 43 Arten von Säugetieren und 67 Vogelarten in der Menagerie des Prinzen, der sehr besorgt um deren Wohlergehen gewesen sein soll. Nach dem Tod des Naturfreunds wurde die Menagerie aufgelöst. Während Kaiser Karl VI. einige Tiere für seinen Zoo beim Schloss Neugebäude erwarb, sollen allen voran die Raubtiere an ein Hetztheater gelangt sein.
Neben den Beschreibungen von Johann Basilius Küchelbecker und Johann Georg Keyßler sind auch die bildlichen Dokumente für die heutige Aufarbeitung bedeutend, beispielsweise die 1734 erschienene Grafikfolge nach kolorierten Stecherzeichnungen von Salomon Kleiner, die Menageriewerk sind neben Pflanzenraritäten zahlreiche Tiere dargestellt, und es scheint, als wäre dieser Teil der Sammlungen besonders genau festgehalten worden, da man sich seiner Endlichkeit bewusst war. Der Prinz vertraute hier vor allem den Malern Ignaz Heinitz von Heinzenthal, Philipp Ferdinand de Hamilton und hier vor allem den Malern Ignaz Heinitz von Heinzenthal, Philipp Ferdina.
So sind in der Ausstellung Gemälde aus dem Besitz des Prinzen Eugen, einige weitere Tierdarstellungen aus dieser Zeit, ausgewählte aquarellierte Zeichnungen sowie Druckgrafiken von Salomon Kleiner zu sehen. Um den dokumentarischen Wert der Kunstwerke zu unterstreichen, werden diesen Tierpräparate gegenübergestellt, die dankenswerterweise vom Naturhistorischen Museum zur Verfügung gestellt wurden.
In der Ausstellung vertretene KünstlerPhilipp Ferdinand de HamiltonIgnaz Heinitz von HeinzenthalSalomon KleinerFranz Werner Tamm
PRINZ EUGEN VON SAVOYENFeldherr, Philosoph und Kunstfreund
Italienischer Abstammung, von Geburt ein Franzose, wurde Prinz Eugen von Savoyen (1663 1736) nach seinem kometenhaften Aufstieg und seiner glanzvollen Karriere als Feldherr einer der einflussreichsten Österreicher, der das Geschick des Landes und auch dessen Kunst- und Kulturgeschichte nachhaltig prägte. Als Diplomat und Ratgeber der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. reiste er quer durch Europa von einem Kriegsschauplatz zum anderen und spielte eine maßgebliche Rolle für die Zukunft des Hauses Habsburg. Prinz Eugen, der einem italienischen Adelsgeschlecht entstammte, in Frankreich aufgewachsen war und später im Gebiet des heutigen Österreich lebte, ist als inter- oder sogar supranationale Persönlichkeit zu verstehen. Reisen und Kriegszüge führten ihn in viele Länder, wobei er den jeweiligen Kulturen gegenüber sehr aufgeschlossen war. In seinen Palästen verkehrten Diplomaten und andere Persönlichkeiten von Rang und Namen, was zu einem regen Austausch in politischer, kultureller, aber auch künstlerischer Hinsicht unter den Nationen führte. Seine Sammlungen spiegelten diese Intentionen deutlich wider: Gemälde holländischer, italienischer und französischer Meister fanden sich neben kostbaren Handschriften und Büchern, asiatischen Stoffen, chinesischem Porzellan sowie Tieren und Pflanzen aus mehreren Kontinenten. Ermöglicht wurde dem Prinzen der Erwerb dieser Kostbarkeiten durch ein internationales Netzwerk von Agenten und Freunden, die über seine Interessen bestens informiert waren.
BIOGRAFIEPrinz Eugen von Savoyen1663 Geburt von Prinz Eugen Franz von Savoyen-Carignan als fünftes von sieben Kindern des Eugen Moritz von Savoyen-Carignan und der Olympia Mancini am 18. Oktober in Paris.1673 Tod des Vaters nach kurzer Erkrankung unter nie restlos geklärten Umstanden. 1678 Empfang der niederen Weihen durch den päpstlichen Nuntius in Turin.1683 Nach der Ablehnung der Aufnahme in das Heer von Ludwig XIV. Flucht aus Frankreich und Eintritt in die Armee von Kaiser Leopold I. Erfolgreiche Teilnahme am Entsatz von Wien in der Schlacht am Kahlenberg (12. Sep Marchese di Borgomanero, nimmt Eugen in sein Haus auf und führt ihn am Hof Leopolds I. ein.1688 Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant. Prinz Eugen wird Laienabt von zwei Abteien in Savoyen, was hohe Einnahmen, aber auch die Verpflichtung zum Zölibat mit sich bringt.1693 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall. 1694/95 Ankauf von ersten Gebäuden in der Himmelpfortgasse. Neben der nun einsetzenden regen Bautätigkeit legt Prinz Eugen im weiteren Verlauf seines Lebens bedeutende Sammlungen von Gemälden, Büchern, Kupferstichen, aber auch Pflanzen sowie einen Zoo an.1697 Ernennung zum Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres in Ungarn (5. Juli). Die Schlacht bei Zenta am 11. September bringt Prinz Eugen seinen ersten großen Erfolg als Kommandierender. Zahlreiche weitere geglückte militärische Operationen sorgen in der Folge für seinen Ruhm als Feldherr. Erwerbung eines großen Grundstücks am Rennweg, das nach und nach durch mehrere Ankäufe erweitert wird.1701 Mit der Schlacht bei Carpi am 9. Juli findet die erste größere militärische Operation im Spanischen Erbfolgekrieg statt. Am 1. September folgt die Schlacht bei Chiari.1702 Schlacht bei Cremona (1. Februar) sowie Schlacht bei Luzzara (15. August). Baubeginn des Schlosses in Ráckeve auf der Donauinsel Csepel bei Budapest.1703 Ernennung zum Präsidenten des Hofkriegsrates.1704 Die Schlacht bei Höchstädt (13. August) führt zu einer Koalition mit den Engländern und in weiterer Folge zur Freundschaft zwischen deren Befehlshaber, dem Herzog von Marlborough, und Prinz Eugen. Terrassierungsarbeiten auf dem Areal des Belvedere.1705 Schlacht bei Cassano (16. August), bei der nach einem harten Kampf ausnahmsweise die französische Seite einen Sieg verbuchen kann.1706 Entsatz von Turin (7. September).1708 Schlacht bei Oudenaarde (11. Juli) sowie Belagerung von Lille (10. August bis 22. Oktober, Zitadelle bis 10. Dezember). Baubeginn der Erweiterung des Palais in der Himmelpfortgasse um fünf Achsen Richtung Osten (Galerietrakt).1709 Belagerung von Tournai (4. bis 28. Juli, Zitadelle bis 3. September) und Schlacht bei Malplaquet (11. September). 1712 Baubeginn Unteres Belvedere.1714 Mit dem Frieden von Rastatt (6. März) findet der Spanische Erbfolgekrieg sein Ende.1716 Ernennung zum Statthalter in den Österreichischen Niederlanden (bis 1724). Schlacht bei Peterwardein (5. August) im Rahmen des Venezianisch- Österreichischen Türkenkrieges.1717 Schlacht von Belgrad mit einem Überraschungsangriff durch Prinz Eugen in der Nacht auf den 16. August. Fertigstellung des Unteren und Baubeginn des Oberen Belvedere.1718 Mit dem Frieden von Passarowitz (21. Juli) endet nicht nur der Venezianisch- Österreichische Türkenkrieg, sondern durch dessen enormen sicherheitspolitischen Charakter die Bedrohung von osmanischer Seite überhaupt.1724 Ernennung zum Generalvikar der österreichischen Besitzungen in Italien.1723 Fertigstellung des Oberen Belvedere, Erweiterung des Palais in der Himmelpfortgasse um fünf Achsen Richtung Westen (Bibliothekstrakt).1725 Prinz Eugen erwirbt Schloss Hof, um es zu seinem tusculum rurale auszubauen. 1731 Ab diesem Jahr erscheint das zehnbändige Belvedere-Stichwerk nach Zeichnungen von Salomon Kleiner. Als ergänzender Band wird 1734 das sogenannte Menageriewerk veröffentlicht, eine Dokumentation der Tiere und auch Pflanzen im Garten des Belvedere.1734 Der 70-jährige Feldherr übernimmt im Frühjahr auf Drängen von Kaiser Karl VI. den Oberbefehl über die Rheinarmee im Polnischen Erbfolgekrieg. 1736 Prinz Eugen stirbt in der Nacht auf den 21. April in seinem Palais in der Himmelpfortgasse. Die prunkvollen Begräbnisfeierlichkeiten finden am 9. Juli im Stephansdom statt, wo Eugen in der sogenannten Savoyergruft beigesetzt ist.
ÖffnungszeitenOberes BelvedereTäglich 10 bis 18 Uhr
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