Jahrhundertelang hat er Künstler zu großen Kunstwerken angeregt – der alte Kultur- und Landschaftsraums im deutsch-niederländischen Grenzgebiet, der von Rhein, Waal und Nederrijn durchzogene Landstrich mit weitem Himmel und flachem Horizont. Das Museum Schloss Moyland präsentiert die Beson- derheiten dieser Landschaft in einem bisher einmaligen Ausstellungsprojekt: Der Himmel so weit – Landschaftsdarstellungen der Niederrheinlande, zu sehen vom 18. Mai bis 24. August 2014. Anhand bedeutender Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Fotografien geleitet das Museum den Besucher auf eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert und wieder zurück in die Gegenwart – stets auf den Spuren der künstlerischen Darstellungen der Niederrheinlande.Darüber hinaus verknüpft das Ausstellungskonzept den Kunstgenuss auf einzigartige Weise mit dem Natur- und Landschaftserlebnis. Mittels einer eigens entwickelten Radroute erleben Besucher den Niederrhein nicht nur im Museum. Sie können auch – unterstützt durch eine App und Informationsma- terial – genau die Orte aufsuchen, an denen die Künstler sich zu ihren Moti- ven anregen ließen.
AusstellungskonzeptDie von den Höhenzügen der Endmoränen geprägte Region zwischen Düs- seldorf und Rhenen, zwischen Niederrhein und Gelderland, hat damals wie heute Künstler, Kulturreisende und Urlauber fasziniert und inspiriert. Das Museum Schloss Moyland, in der niederrheinischen Landschaft und Ge- schichte verwurzelt und gewachsen, beleuchtet erstmals anhand von künst- lerischen Arbeiten vom 17. Jahrhundert bis heute die Besonderheiten der sogenannten „Niederrheinlande“.
Anhand der Thematik der Niederrheinlande zeichnet die Ausstellung in ei- nem großen Bogen die Entwicklung der Landschaftsmalerei durch die Jahr- hunderte nach. Im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter der niederländi- schen Landschaftsmalerei, wurden Darstellungen von Landschaften als ei- genes Sujet entdeckt und entwickelt. Einige der wichtigsten Protagonisten dieser Epoche sind Jan van Goyen (1596–1656) und Salomon van Ruysdael (1600/03–1670). Sie haben in ihren Gemälden und Zeichnungen das Kom- positionsschema des flachen Horizonts und des weiten Himmels angelegt, das letztlich bis heute wirkt.
Werke der Klever Romantik um den niederländischen Maler Barend Cornelis Koekkoek (1803–1862) sind vertreten, ebenso wie die von der Schule von Barbizon angeregten Oosterbeeker Landschaftsmaler aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Düsseldorfer Malerschule mit u. a. Helmuth Liesegang (1858–1945) oder Max Clarenbach (1880–1952) entdeckte den stillen Nie- derrhein als Gegenbild zur Industrialisierung in den Städten.
Landschaftsfotografien von August Sander (1876–1964) oder Ruth Hallens- leben (1898–1977) stehen beispielhaft dafür, wie die Fotografie – zunächst auch in den gleichen Kompositionsmustern – viele Themen der Malerei übernahm. Im 20. Jahrhundert spielt für die Künstler des rheinischen Expres- sionismus die Landschaft weiterhin eine zentrale Rolle und zwar die heimi- sche (Fluss)-Landschaft der unmittelbaren Umgebung, sei sie bäuerlich- ländlich oder industriell geprägt. Joseph Beuys, der die niederrheinische Landschaft als für seine Arbeit prägend bezeichnete, ist mit frühen Land- schaftsdarstellungen in der Ausstellung zu sehen.
Die aktuelle Kunst ist beispielhaft vertreten durch Gerhard Richter (geb. 1932), Andreas Gursky (geb. 1955) und Ulrich Erben (geb. 1940). In ihren Arbeiten wird das Fortwirken von Grundschemata der Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts deutlich: Ein niedriger Horizont und ein hoher Himmel kennzeichnen auch Werke der zeitgenössischen Kunst.
Insgesamt ca. 120 Werke von 62 Künstlern werden sowohl in der Ausstel- lungshalle als auch im Schlossgebäude gezeigt. Neben Arbeiten aus dem eigenen Bestand kommen hochrangige Leihgaben u. a. aus dem Rijksmuse- um Amsterdam, dem Museum Arnheim, der Gemäldegalerie und dem Kup- ferstichkabinett Berlin, dem LVR LandesMuseum Bonn und dem Museum Het Valkhof Nimwegen.
KatalogZur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (Deutsch/ Niederlän- disch), mit 288 Seiten, zahlreichen (Farb-)Abbildungen und Texten von Alexander Grönert, Stefanie Heckmann, Franz Ossing, Nicole Roth, Jan G. Smit, Barbara Strieder und Guido de Werd, zum Preis von 29 €.