Mathias Braschler und Monika Fischer bereisen die ganze Welt und fotografieren Menschen in ihrer Umgebung und in besonderen Situationen, sind in der Lage, in inszenierter Fotografie die Personen in deren Identität wahrzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie wirklich so bildnerisch umgesetzt werden, wie sie sind. Man sieht ihren Gesichtern den Stolz an, mit dem sie sich präsentieren, wobei sie jegliche Angst vor dieser Entblößung verloren haben. Ob sie chinesische Bauern oder US-amerikanische Anwälte sind, oder die berühmtesten Fußballer der Welt verschwitzt direkt nach dem Spiel. Diese Abbildung der Individualität findet man sogar noch, wenn Braschler Menschen aller Hautfarben weiß bis auf die Augen anmalte.
Die neueste Portraitserie der heute im Haus der Künstler lebenden und tätigen Bewohner wurde im Jänner 2013 speziell für die Ausstellung im museum gugging gemacht. Sie zeigt diese unterschiedlichen Charaktere der Gugginger Künstler, deren Werke, weltweit bekannt, in unzähligen Museen und Galerien gezeigt werden.
Zum bildnerischen Werk der Fotografen Mathias Braschler und Monika Fischer Auszüge aus dem Katalogbeitrag der Kunsthistorikerin und Kulturpublizistin Margit Zuckriegl
Auszüge aus dem Katalogbeitrag der Kunsthistorikerin und Kulturpublizistin Margit Zuckriegl
"Das Künstlerduo Mathias Braschler und Monika Fischer sind „Menschenfänger". Sie agieren in ihrem persönlichen direkten Umfeld wie auch in den entlegensten Gegenden der Welt, sie zeigen uns Menschen, mit denen sie befreundet sind, die sie zu ihrem Umkreis zäh- len, aber auch Personen, die ihnen zufällig über den Weg laufen oder die sie gerade erst kennengelernt haben – berühmte Menschen und anonyme Passanten, urbane City-Stroller und Bewohner der Einsamkeit, heroische Uniformträger und nonchalante Couch-Potatoes – eine Bandbreite, die das Spektrum der menschlichen Befindlichkeiten und Bildlichkeiten auslotet. Ihre Netze sind engmaschig, sie werfen sie im Großstadtdschungel aus und in den Steppen Asiens, in Fußballstadien und Kasernen, in amerikanischen Vorstädten wie in der afrikanischen Savanne, und sie machen reiche Beute: ihre Menschbilder sind ein visuali- sierter Atlas der Ethnien und ein Koordinatensystem einer menschlichen Geographie über Erdteile, Nationen, Stadtgrenzen hinweg; ihr Blick fällt auf die engsten Spielräume eines Straßenzuges und auf die unendlichen Weiten eines unbegrenzten Horizonts, auf freies Grasland und stickige Werkstätten – immer gehört die Bühne und der Bild-Raum dem Auftritt der anvisierten Person."
"Die Gesichter sind wie Ausschnitte konzipiert, entstehen jedoch nicht als Teil einer größeren Aufnahme. Die Stabilität des Blickes, das Dulden des Gegenübers gehören zu den Konzentrationsübungen, die es dem Porträtierten nicht leicht machen, für eines der eindringlichen Fotos zur Verfügung zu stehen. Ein Moment des Zupackens, eine Zehntelsekunde des Auslösens – so entsteht ein Dokument der Anwesenheit zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dennoch sind die Gesichter keine flüchtigen Momentaufnahmen oder skizzierte Augenblicksbilder – (...) das Dauerhafte von großen malerischen Bildnissen der Kunstgeschichte, die Zeitlosigkeit von Porträts jenseits von modischen Trends oder Stilrichtungen."
"(...) Diesem monumentalen Potenzial, das in den drastischen Gesichtern zu fühlen ist, verdanken sie auch das Unmittelbare und Drastische ihres Ausdrucks: Sie lassen den Betrachter nicht unbeteiligt, sie involvieren ihn, er liest in den Gesichtszügen wie in einer Story über Ungesagtes und Ungezeigtes. Gesichter wie Head-Lines: schlagend, drastisch, verknappt, aber voll von Expressivität und Intensität."
Katalog:faces.! braschler / fischer. Johann Feilacher (Herausgeber), mit einem Beitrag von Margit Zuckriegl. 208 Seiten, Residenzverlag 2013. 60 Seiten. EUR 39,90. Erscheint am 26. März 2013
Biografische Notizen zu Mathias Braschler und Monika Fischer Mathias Braschler wurde 1969 im Aargau, Schweiz, geboren. Er studierte zwei Jahre Geographie und Moderne Geschichte an der Universität Zürich, bevor er 1994 seine Karriere in der Fotografie als Autodidakt begann. Er war für verschiedene Magazine und Zeitungen in der Schweiz tätig, als er 1998 nach New York zog, um sein erstes Buch „Madison Avenue“ zu realisieren. Für die nächsten Jahre lebte und arbeitete er in New York.
Monika Fischer wurde 1971 im St. Galler Rheintal, Schweiz, geboren. Bereits während ihres Studiums der Romanistik und Germanistik an der Universität Zürich nahm sie ihre Tätigkeit als Dramaturgie- und Regieassistentin am Opernhaus Zürich auf. Während mehrerer Jahre arbeitete sie mit verschiedenen bedeutenden Regisseuren zusammen. Neben der erfolgreichen Kollaboration mit Mathias Braschler hat Monika Fischer von 2003 bis 2005 ein Nachdiplomstudium in Szenografie an der Hochschule für Kunst in Zürich absolviert.
2003 begann die enge Zusammenarbeit von Mathias Braschler und Monika Fischer als Fotografenteam anlässlich des Projektes „About Americans“. Als Fotografenduo haben sie sich spezialisiert auf aufwendige Grossprojekte, in denen es immer um den Menschen geht.
Zu ihren wichtigsten Arbeiten gehören „Faces of Football“, eine Portraitserie der bekann- testen Fußballer im Zusammenhang mit der WM in Deutschland, "China", eine Kollektion von Portraits aus allen sozialen Schichten und den verschiedensten Regionen Chinas, „The Human Face of Climate Change“, Portraits von Menschen aus der ganzen Welt, die schon heute vom Klimawandel betroffen sind und „Guantanamo“, intime Aufnahmen von ehemaligen Insassen des gleichnamigen Gefangenenlagers.
Braschler & Fischer’s Arbeiten sind mehrfach preisgekrönt und wurden unter anderem mit einem World Press Photo Award ausgezeichnet. Ihre Fotoprojekte wurden in unzäh- ligen internationalen Magazinen publiziert, erscheinen als Photobücher und werden in Galerien und Museen in Europa, Asien und den USA ausgestellt. Heute leben und arbeiten Mathias Braschler und Monika Fischer in Zürich und in New York, wo sie von Vaughan Hannigan repräsentiert werden.
Die italienische Künstlerin Adria Sartore malt junge Mädchen – in altmeisterlicher Manier. Ihr besonderes Augenmerk gilt deren Gesichtsausdruck. Sie hält verschiedenste Gemütsäußerungen fest, die von der Körpersprache der Mädchen verstärkt werden. Adria Sartore stellt das Gesicht als Spiegel der Seele und als Spiegel unserer Fantasien dar. Ihre Bilder geben der Interpretation viel Raum und sind von einer beeindruckenden Ausdruckskraft, die sich den derzeitigen Strömungen der Gegenwartskunst bewusst widersetzt.
"...Auf feinem Kreidegrund alter Schule entstanden über einige Jahre junge Mädchen in subtil erotisch anmutenden Posen, eigentlich Lolitas, die unschuldig wirken. Unschuldig, aber leidend. Es ist ihnen keine Freude abzugewinnen. Es beginnt die Phantasie des Missbrauchs dieser Mädchen aufzutauchen, ein von anderen verursachtes Leiden. (...) Diese sich aufdrängende Phantasie und deren sie hervorrufende Gestaltung erscheinen aber nicht als bewußt eingesetzte Methode der Künstlerin. Es ist ihr nichts Demonstratives abzugewinnen (...) sondern Passives - fast Mitleiden - ist der entstehende Eindruck. Wie arbeitet hier das Unbewußte der Künstlerin? Ist es gesellschaftskritisch, ein Anklage oder steckt sublimiertes eigenes Erleben dahinter, würde sich der Analytiker fragen. Woher kommt die all zu leicht empfundene Resignation in den Gesichtern der Mädchen, die sich ihrem Schicksal ergeben haben?..." Johann Feilacher, Kurator, über Adria Sartore, Vollständiger Text abgedruckt im Katalog, sh. unten.
"...Die Tatsache, dass ich oft gegen mein Leben arbeitete, ist klar. Ich habe mich nicht zerstört, ich habe nur nicht gehandelt, ich habe durch meine Untätigkeit zugelassen, dass die Zerstörung stattfand. Wie gelähmt, hängen gelassen. Ich denke, die Mädchen, die ich male, sind ebenso hängen gelassen. Aber durch meine eigene Reflexion in den Malereien fühle ich mich am Leben..." Adria Sartore, Gedanken über mich. Vollständiger Text abgedruckt im Katalog, sh. unten.
Katalog:adria.! sartore, Johann Feilacher (Herausgeber), Residenzverlag 2013. 60 Seiten. EUR 15,90. Erscheint am 26. März 2013
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