Pflanzen, Macht und Mythen – Eine Hommage an die Natur von der Gotik bis zur GegenwartWarum hält die Jungfrau Maria eine Lilie in der Hand? Warum greift Eva nach einem Apfel? Und wie konnte eine einfache Tulpe im 17. Jahrhundert einen Börsencrash auslösen? Fragen wie diese bilden den Ausgangspunkt einer bildgewaltigen Ausstellung, die sich dem tief verwurzelten Symbolgehalt der Pflanzen widmet. Gezeigt werden Werke von der Gotik bis in die Gegenwart, in denen sich der Mensch in seinem Verhältnis zur Natur spiegelt – emotional, wirtschaftlich, kulturell und spirituell.
Pflanzen als Träger kultureller Bedeutung
Pflanzen versorgen uns mit Nahrung und Sauerstoff. Doch sie geben uns noch viel mehr: „Sie ermöglichen nicht nur unsere materielle Existenz, sie sind seit jeher auch Trägerinnen von Bedeutungen und Botschaften.“ In Religion, Kunst und Philosophie wurden Pflanzen über Jahrhunderte hinweg als Sinnbilder für Liebe, Leben, Tod oder Vergänglichkeit interpretiert.
Die Ausstellung macht sichtbar, wie stark Natur und Kultur miteinander verwoben sind. Anhand von 18 ausgewählten Speise-, Nutz- und Zierpflanzen wird ihre symbolische, historische und soziale Bedeutung beleuchtet. Werke bedeutender österreichischer und internationaler Künstler:innen treten in einen Dialog mit kulturgeschichtlichen Objekten und naturkundlichen Belegen.
Von der Apfelversuchung bis zur Kaiserkrone
Die ikonischen Beispiele reichen vom Apfel der biblischen Eva über die Lilie der Jungfrau Maria bis zur Kaiserkrone, die im Barock zum Emblem für Macht und Reichtum avancierte. „In den Gärten europäischer Adliger pflanzte man sie als Zeichen ihrer Stellung und ihres Einflusses.“ Ihre majestätische Erscheinung sowie ihre pflegeintensive Natur machten sie zum Statussymbol – ein Privileg für jene, die sich Schönheit und Anspruch leisten konnten.
Doch Pflanzen sind nicht nur Symbole. Ihre Verbreitung und Nutzung veränderten die Welt. Der Handel mit Tabak, Baumwolle oder Gewürzen führte zu Kolonialismus, Versklavung und Kriegen. Pflanzen sind Teil globaler Geschichte – als Ressource, als Handelsgut, als Projektionsfläche.
„Wenn die Pflanzen morgen von der Erde verschwinden würden, wäre in wenigen Wochen, allerhöchstens Monaten alles menschliche Leben erloschen, und in kürzester Zeit gäbe es keine höher entwickelten tierischen Lebensformen mehr auf unserem Planeten. Würde der Mensch dagegen von der Erde verschwinden, hätten die Pflanzen in nur wenigen Jahren alles zurückerobert, was wir ihnen entrissen haben, und sämtliche Spuren menschlicher Zivilisation wären in kaum hundert Jahren überwuchert. Das sollte eigentlich genügen, um das biologische Kräfteverhältnis zwischen Pflanze und Mensch zurechtzurücken.“ – Stefano Mancuso
Eine künstlerische Annäherung an die Natur
Kuratiert von Gerda Ridler und Martin Pfosser versteht sich die Schau als visuelle Hommage an die Pflanzenwelt. Ziel ist es, die Rolle der Pflanzen im kulturellen Gedächtnis der Menschheit sichtbar zu machen – und gleichzeitig zur Reflexion über ihre Bedeutung in der heutigen Zeit anzuregen.
Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von Künstler:innen wie Maria Lassnig, Andy Warhol, Andreas Gursky, Renate Bertlmann, Peter Candid, Carl Spitzweg, Michael Powolny, Ferdinand Georg Waldmüller, Elfriede Mejchar, Thomas Feuerstein, Gunter Damisch, Brigitte Corell, Anna Jermolaewa, Hans Kupelwieser, Joseph Karl Stieler, Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, Maja Vukoje, Dorothee Golz, Johanna Kandl, Peter Hauenschild, Edgar Lissel und vielen anderen mehr.
Die Schau verbindet auf beeindruckende Weise Kunst, Wissenschaft und Geschichte. Sie macht erfahrbar, wie tief Pflanzen in unserem kollektiven Bewusstsein verwurzelt sind – als Inspirationsquelle, als Sinnbild und als lebensnotwendige Grundlage unseres Daseins.
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