Wachs in seinen Händen. Daniel Neubergers Kunst der Täuschung zeigt die Virtuosität des Meisters im plastischen Formen mit Wachs und dem Imitieren verschiedenster Materialien und Oberflächen. Seine oft nur wenige Zentimeter großen Kunstwerke waren in ganz Europa begehrt und überzeugen auch heute noch durch ihren augentäuschenden Illusionismus.Ein Genie der IllusionNeuberger war einer der bedeutendsten und vielseitigsten Künstler am Wiener Kaiserhof. Besonders berühmt war er jedoch für seine Fähigkeit, mit Wachs andere Naturmaterialien wie Elfenbein, Eisen, Edelstein oder Holz nachzuahmen oder sogar zu übertrumpfen.
Zwischen 1650 und 1663 war Neuberger am Kaiserhof als Wachsbossierer und Porträtist für die Kaiser Ferdinand III. und dessen Söhne Ferdinand IV. und Leopold I. tätig. Hier entstanden auch seine Hauptwerke, die sich heute im Kunsthistorischen Museum befinden. Zwei seiner herausragendsten Arbeiten wurden in den letzten Jahren in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums umfassend restauriert und stehen nun im Zentrum dieser Restaurierung Daniel Neubergers Allegorie auf den Tod Kaiser Ferdinands III.
Der KaiserautomatMit seiner innovativen Technik, für die ihm Leopold I. ein Privileg verlieh, knüpfte Neuberger an das im 17. Jahrhundert in der Malerei außerordentliche beliebte Trompe-l’Œil (frz. „Täusche das Auge“) an und übertrug diese Grundidee auf die Bildhauerei. Legendär war seine lebensgroße Wachsfigur des Kaisers, die er für die Wiener Schatzkammer angefertigt haben soll und die – mit einem verborgenen Mechanismus versehen – den Eindruck erweckte, den leibhaftigen Kaiser vor sich zu haben.