Abb.: aus ORF-Archiv Abb.: aus ORF-Archiv - Mit freundlicher Genehmigung von: galerie-lisihaemmerle.at

Wann: 16.05.2025 - 13.06.2025

Meine Eltern – von Lucas WehrmannSie kamen vor 65 Jahren aus Frankfurt am Main nach Bregenz am Bodensee, weil Hasso Gehrmann (geb. 1924) als Designer von der großen AEG zur kleinen, aber innovationsfreudigeren Elektra Bregenz wechselte. Für Signe Gehrmann (geb. 1926), Malerin und Goldschmiedin aus Heidelberg mit norwegischen Wurzeln, war es damals schon selbstverständlich, nach Ortswechseln ihr neues Zuhause gemeinsam mit Hasso künstlerisch auszugestalten. Alle Wände wurden bemalt, die Möbel selbst entworfen und gebaut, und es sollte Austausch geben mit Menschen, die mehr Freude am Selbstdenken und -tun haben als an Anpassung an bestehende Normen. Seit 1960 zogen sie fünf Mal um, von der Bregenzer Ache über das Villenviertel „Im Dorf“ bis in die zentrale Kaiserstraße. Signes Goldschmiede-Werktisch, ihr Emailbrennofen und Hassos Staffelei zogen immer mit, und die dort elaborierten Produkte wurden vorzugs- weise in Doppelausstellungen im Bodenseeraum und manchmal auch darüber hinaus präsentiert.

Signe liebte die Sonne und daher den Süden fast noch mehr als den oft verhangenen See, sodass beide mehrere Wochen im Jahr in Forío d’Ischia bei Neapel verbrachten – am Meer wie auch in einer griechisch-römisch-sarazenisch geprägten Kulturlandschaft, die sie seit Anfang der 1950er Jahre – stets mit Zeichenblock und Kamera bewehrt – erkundet hatten. Hasso tüftelte unter dem insularen Sternenhimmel an seiner „Sub- jektiven Geometrie“, während Signe ihre Eindrücke des Tages in ihre Zeichenblöcke übertrug, um sie zuhause in farbintensive Seidenmalereien und Emailbilder zu ver- wandeln.

Von diesen und anderen Reisen in fernere Länder brachte sie auch ihr „Outfit“ mit, indische Saris oder marokkanische Djellabas, in das sie sich nicht nur auf ihren Vernissagen, sondern auch beim Einkauf etwa im Bregenzer GWL zu kleiden pflegte. So mögen sich noch manche BregenzerInnen an Signe als eine recht außergewöhn- liche Erscheinung im Stadtbild erinnern, während ihnen Hasso nicht nur als Künstler, Erfinder und Designer (z.B. der „Ersten vollautomatischen Küche Elektra Technovision“ von 1970), sondern auch als eher schwer verständlicher, weil stets unorthodox philo- sophierender Redner im Gedächtnis geblieben sein dürfte.

Für die Ausstellung „Remember Hasso & Signe Gehrmann“ hat Lisi Hämmerle Zeich- nungen aus Signes Reise-Blöcken ausgesucht, die bis dato nie öffentlich gezeigt wur- den. Dazu sind daraus entstandene Seiden- und Emailbilder aus ihrem noch kaum pubilizierten Nachlass zu sehen. Hasso Gehrmann ist mit einigen frühen Arbeiten seiner abstrakten Phase ebenso vertreten wie mit späteren, figurativ-metaphysischen Zeichnungen und Bildern sowie mit bisher im Archiv verborgen gebliebenen fotorealistischen Tempera-Malereien einiger Design Entwürfe von 1965-70.

Und weil beide gerne Fest-Dekorationen gestaltet haben, sind hier auch zwei Reflexionen von Hasso Gehrmann auf Signes indische Skizzenblöcke in Form von Entwurfszeichnungen für ein fernöstliches Fest zu sehen.

Ihren letzten gemeinsamen Kunst-Auftritt hatten Signe und Hasso 2007 im Bregenzer „Magazin 4“, wo ihnen die Ehrenmitgliedschaft von „Design Austria“ verliehen und ein kurz zuvor vom Wiener „Institut für kulturresistente Güter“ gedrehtes Videoporträt uraufgeführt wurde.

Noch mehr von und zu Hasso Gehrmann (und seiner Zusammenarbeit mit Signe) erfahren Sie bis 17. August im vorarlberg museum in der Ausstellung sowie im dazu erschienenen Katalogbuch (Verlag für moderne Kunst, Wien 2025).

Tags: Design, Goldschmied, Hasso Gehrmann, Malerei, Objekt, Signe Gehrmann, Zeichnungen
Hasso Gehrmann, Schnellboot Zisch für Felix Wankel, 1970, Tempera, 43 x 71,1 cm Hasso Gehrmann, Schnellboot Zisch für Felix Wankel, 1970, Tempera, 43 x 71,1 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: galerie-lisihaemmerle.at /

Wer: Galerie Lisi Hämmerle

Hasso Gehrmann, O.T. (Brahma), um 1990, Acrylmarker, 103 x 100 cm Hasso Gehrmann, O.T. (Brahma), um 1990, Acrylmarker, 103 x 100 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: galerie-lisihaemmerle.at /

Wer: Galerie Lisi Hämmerle

Mi bis Sa von 15–19 Uhr und nach tel. Vereinbarung