Gerhard Richter hat sein Maleratelier aufgelassen, der Schaffensprozess seiner Gemälde ist abgeschlossen. In der weltlichen Abgeschiedenheit seines Studiolo entstehen nun Zeichnungen, die seiner eigenen künstlerischen Maxime folgen müssen: „Das Eigentliche, das Schwierigste ist aber, etwas zu machen, das gut ist.“Gerade in der Zeichnung zeigt sich dieser Anspruch in besonderer Schärfe, denn jedes Pentimento, jede Unsicherheit und jede Inkonsequenz hinterlässt unauslöschliche Spuren auf dem Papier. In diesem geschützten Freiraum jenseits überbordender Diskurse ist der Moment gekommen, über Gerhard Richters zeichnerisches Gesamtwerk nachzudenken – über seine intensive und eindrucksvolle Zeichenkunst.
Im Mittelpunkt der aktuellen Präsentation steht eine Auswahl seiner jüngsten grafischen Arbeiten, die speziell für das Münchner Ausstellungsprojekt entstanden sind. Die Fülle und Virtuosität dieses Werkblocks überrascht im Vergleich zu seinem bisherigen zeichnerischen Schaffen und offenbart die enorme Kraft der Zeichnung als eigenständige künstlerische Ausdrucksform.
Gerhard Richter inszeniert seine aktuellen Zeichnungen in einer seriellen Hängung von asketischer Strenge. Dem gegenüber steht ein neu geschaffenes Strip-Painting, das den gesamten Ausstellungsraum dominiert und mit seiner Strahlkraft einen spannungsvollen Kontrast bildet.
Den Auftakt der Ausstellung markiert die Edition Schädel, 2017, die in einer der zwölf sonst unbestückten Schauvitrinen für Graphik ruht. Sie wirkt zugleich als provozierender und rätselhafter Vorbote und eröffnet dem Betrachter einen ersten Zugang zu Richters aktueller künstlerischer Auseinandersetzung. Doch der scheinbar nüchterne Eindruck täuscht.
Mit dem Projekt „81 Zeichnungen ∙ 1 Strip-Bild ∙ 1 Edition“ gelingt Gerhard Richter eine radikale und konzentrierte Präsentation seiner aktuellen Zeichnungen im Museumsraum. Dieses Projekt öffnet den Blick für die zeichnerische Präzision und die stille Kraft, die seinen Arbeiten innewohnt.
Die Staatliche Graphische Sammlung München nutzt diese Ausstellung, um einmal mehr die zentrale Frage nach der Bedeutung der Zeichenkunst im 21. Jahrhundert zu stellen. Sie begreift das Zeichnen als wesentlichen Impulsgeber innerhalb der bildenden Künste und als existenzielle Ausdrucksform menschlichen Intellekts und schöpferischer Kraft.
KATALOGZur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache: „Gerhard Richter · 81 Zeichnungen · 1 Strip-Bild · 1 Edition“. Herausgeber: Michael Hering, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, ISBN 978-3-7533-0836-4
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