Roberto Matta: 1911–2002 – Ausstellung in der Ca' Pesaro, VenedigBis 23. März 2025Die Ca' Pesaro – Galleria Internazionale d'Arte Moderna in Venedig präsentiert die erste institutionelle Ausstellung in Italien, die dem chilenischen Künstler Roberto Matta gewidmet ist. Unter dem Titel „Roberto Matta: 1911–2002“ beleuchtet die Schau die außergewöhnliche Persönlichkeit des vielseitigen Künstlers, dessen Werke eine breite Palette von Ideen und Wissensbereichen – von Wissenschaft über Kultur bis hin zur Philosophie – umfassen. Matta (Santiago de Chile, 1911 – Civitavecchia, 2002) war Maler, Zeichner, Architekt, Bildhauer und eine politisch engagierte Persönlichkeit. Die Ausstellung würdigt ihn als eine der einflussreichsten, jedoch in Italien bislang wenig vertretenen Künstlerfiguren des 20. Jahrhunderts.
Roberto Matta, ein „offizieller“ Vertreter des Surrealismus, schuf eine faszinierende Bildsprache, die sich nicht eindeutig einer einzigen Stilrichtung zuordnen lässt. Seine Werke vereinen Elemente von Irrationalität, Unbewusstem und surrealistischen Automatismen mit architektonischen und geometrischen Konstruktionen, die er während seiner Zusammenarbeit mit Le Corbusier in Paris entwickelte. Diese ungewöhnliche Mischung prägt seine Arbeiten, die oft zwischen Abstraktion und Figuration changieren und gleichzeitig den Einfluss der Literatur und Poesie seiner Zeit widerspiegeln.
Matta inspirierte in den 1940er-Jahren die abstrakten Expressionisten in den USA. Seine Kunst bewegt sich an der Grenze zur Science-Fiction und gilt als Vorläufer einer Ästhetik, die Elemente von Videospielen und Street Art verbindet.
Die Ausstellung beginnt mit dem monumentalen Werk Coïgitum aus dem Jahr 1972, einer über 10 Meter langen Leinwand, die die surrealistische Bildwelt mit architektonischen Konstruktionen und der Durchbrechung des euklidischen Raumes verbindet. Dieses Werk demonstriert Matta als unermüdlichen Experimentator und Visionär, der gerne von einer Ästhetik „von Leonardo da Vinci bis NASA“ sprach.
Die Ausstellung folgt einer strengen, aber nicht starren Chronologie und zeigt eine breite Palette von Werken, darunter monumentale Gemälde, Skulpturen und Designobjekte. Zu den ausgestellten Werken gehören:
Alba sulla terra (1952): Ein Schlüsselwerk, das als Teil der Sammlung der Ca’ Pesaro die Verbindung zwischen Matta und Venedig erneuert.La Question (1958): Thematisiert die Gräuel des Algerienkriegs.La Chasse aux adolescents (1968): Eine Hommage an die französische Mai-Revolution 1968.El Burundu Burunda ha muerto (1975): Behandelt den kolumbianischen Bürgerkrieg.
Diese Werke zeugen von Mattas politischem Engagement, das in der Erinnerung an die Opfer des Franco-Regimes und in seiner intensiven Auseinandersetzung mit der kubanischen Revolution Ausdruck fand.
Neben seinen Gemälden zeigt die Ausstellung Mattas innovative Arbeiten im Bereich Skulptur und Design. Eine besondere Installation ist das Malitte Seating System, ein modulares Sitzmöbel, das heute von Paradisoterrestre produziert wird. Ergänzt wird die Schau durch Glasobjekte, die während Mattas Zusammenarbeit mit der venezianischen Fucina degli Angeli entstanden sind.Matta war ein Vorreiter ökologischen Denkens, das sich sowohl in seinen Themen als auch in der praktischen Umsetzung seiner Werke widerspiegelt. Viele seiner Installationen wurden aus recycelten Materialien gefertigt und ohne Rahmen präsentiert – ein Ansatz, der heute als nachhaltig gilt.Die Ausstellung erneuert die besondere Beziehung zwischen Matta und Venedig. Seine Werke wurden erstmals 1948 im Rahmen der Peggy Guggenheim Collection im Griechischen Pavillon präsentiert. 1953 folgte die Ausstellung „Matta 1949–1953“ im Museo Correr, bei der das Werk Alba sulla terra von der Stadt Venedig erworben wurde und in die Sammlung der Ca’ Pesaro überging.Matta bleibt ein einflussreicher Künstler, dessen Werke Themen wie Menschlichkeit, Gesellschaft und Wissenschaft in einer unvergleichlichen Bildsprache vereinen. Die Ausstellung in der Ca’ Pesaro würdigt ihn als einen Visionär, der künstlerische Grenzen überschritt und dabei zeitlose Werke schuf.Kuratoren und Quellen
Die Ausstellung wurde von Dawn Ades, Elisabetta Barisoni und Norman Rosenthal in Zusammenarbeit mit dem Archivio Matta kuratiert. Sie ist Teil der Forschung und Wiederentdeckung bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts durch die Galleria Internazionale d’Arte Moderna in Venedig.
Weitere Informationen:
Offizielle Webseite der Ca’ Pesaro: capesaro.visitmuve.it/deAusstellungskatalog: „Roberto Matta: 1911–2002“
Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, in das visionäre Universum von Roberto Matta einzutauchen und seine unvergleichliche Bedeutung für die Kunst des 20. Jahrhunderts zu entdecken.