»FOTO – KUNST – FOTO« lädt dazu ein, den bedeutenden Einflüssen der Kunst des Symbolismus und der Präraffaeliten auf die Geschichte der Fotografie nachzuspüren. Zugleich öffnen zeitgenössische Positionen den Blick auf malerische Tendenzen in der Fotografie von heute.In der Ausstellung werden von Thomas Wrede mehrere Arbeiten aus seiner Werkreihe Wrapped Landscapes (2003–2005) zu sehen sein. Gemeinsam mit den Werken von Julia Margaret Cameron, Alfred Stieglitz, Edward Steichen, Gertrude Käsebier, Thomas Ruff, Elger Esser und Eleanor Antin bieten sie einen überraschenden und frischen Blick auf die Geschichte der (Kunst-) Fotografie.
Die Fotografie revolutionierte im 19. Jahrhundert die visuelle Wahrnehmung und wurde von namhaften Protagonisten und Protagonistinnen wie Julia Margaret Cameron (1815–1879) nicht nur als technisches Hilfsmittel, sondern vielmehr als neue Kunstform erkannt. Cameron, die als eine der innovativsten Künstlerinnen der Fotogeschichte gilt, brach mit den starren Regeln der viktorianischen Fotografie und experimentierte mit Kratzern, Flecken und sogar Fingerabdrücken. Besonders die Unschärfe, die sie bewusst als Stilmittel einsetzte, wurde zum Markenzeichen des Piktorialismus, der um die Jahrhundertwende als erste internationale Bewegung der Kunstfotografie eine poetische Bildsprache prägte – eine Ästhetik, die bis heute unsere visuelle Kultur beeinflusst.
Mit bewusster Unschärfe, Lichtreflexen und Farbschwankungen spielt auch Thomas Wrede in der Serie „Wrapped Landscapes“ (2003–2005). Für diese Arbeiten nutzt er originalverpackte Plastikbäumchen, die eigentlich für die Landschaften von Modelleisenbahnen vorgesehen sind. Durch die Verpackungsfolie werden die Mini-Bäumchen mit minimaler Schärfe fotografiert, sodass sie mit dem Landschaftsfoto auf der Verpackung zu einem atmosphärischen Panorama verschmelzen. Durch ihre verschwommene, traumhafte Ästhetik werden sie zu „Miniaturen der Künstlichkeit“ (Christoph Schaden) und reflektieren zugleich kritisch das Sehnsuchtspotenzial unserer Zeit.