Während Yi Lian bekannt ist dafür, der von ihm vorgefundenen Realität eine persönliche Note zu verleihen und diese in einen, wie auch immer gearteten, abgewandelten Zustand zu bringen, spaziert Zhang Wuyun auf seinem Weg ins Atelier jedes Mal an denselben Stellen von urbaner Natur vorbei. Er beobachtet die Spiegelungen von wild wachsenden Ästen in einem künstlich rund um seinen Wohnkomplex angelegten Bach, die in seinen Bildern den Flair von lauschig-sinnlichen Landschaften bekommen.. Das Rohmaterial, das beiden Künstlern für deren Arbeiten dient hat seinen Ursprung in Großstädten und beide zelebrieren diesen Aspekt einer wilden, angestaubten und künstlich angelegten „Landschaft“. Yi Lian greift bewusst ein, arbeitet mit aufwändigen Beleuchtungskörpern, mit denen normalerweise ganze Straßenzüge für Filmdrehs ausgeleuchtet werden. Er leitet den Blick an gewisse Stellen, an denen er nicht selten etwas inszeniert oder fügt seinen Fotografien eine, die Konturen hervorhebende Computerzeichnung hinzu.
In der frühen Videoarbeit „Rearward“ (2014), die sich heute in der BMCA Sammlung befindet, filmt er die Baustelle von Tianmulin, einem für die Kulturszene in Hangzhou wichtigen Kulturdistrikt und modifiziert den Baustellenlärm in footage Material als wären es die Geräusche von Panzern und Kriegsgeschütz. Die Arbeiter mit ihren Schutzhelmen werden auf einmal verwechselnd ähnlich mit Soldaten - oder hat der Künstler als Soldaten verkleidete Statisten eingesetzt? Das Resultat ist eine wahrhaftige Täuschung des Publikums, da man tatsächlich nicht mehr weiß, ob es sich um einen Kriegsschauplatz oder um eine ganz gewöhnliche Baustelle handelt.
Zhang Wuyun „verschönert“ die ihn umgebende Landschaft und schafft durch seine Interpretation eine Aussage, wie sie nicht unbedingt typisch ist für die Malereitradition in Hangzhou. Der aus dem Nordosten Chinas stammende Maler hat an der Lumei Akademie die Klasse für Malerei abgeschlossen und zeigt in seinen Werken einen interessanten Stil, der sich weder in der nördlichen Tradition noch im Süden einordnen lässt. Wichtig für ihn sind alltägliche Situationen: das Gewöhnliche, dem er in seinen Bildern jeweils etwas ganz Besonderes abgewinnen kann. Seine Malerei strahlt allem voran eine ganz besondere Ruhe aus – das Gefühl ausgedehnter Zeit, in der jeder Moment zu ausführlicher Besinnung reicht.
Was beiden Künstlern gemeinsam ist, ist ein gewisser romantisierender Unterton, in dem sie ihrer Umwelt begegnen. Eine gewisse melancholische Haltung ist ebenso zu beobachten, in der sie der Musik von Tom Waits nahe kommen.
Two, one, two, three, four
Well I stumbled in the darkness I'm lost and alone Though I said I'd go before us And show the way back home Is there a light up ahead? I can't hold on very long
Forgive me pretty baby but I always take the long way homeDas Umherschweifen ermöglicht einen anderen Blick, als wenn man aufmerksam beobachtet. Genau dieser „halb-wachsame Zustand“ und die mögliche Täuschung, in der man im Dunkeln Konturen nicht ganz erkennt, umschreiben die Werke dieser Ausstellung. „The Long Way Home“ von Tom Waits (2002 geschrieben von Tom Waits und Kathleen Brennan) versetzt den Betrachter genau in den richtigen Geisteszustand dazu.
Money's just something you throwOff the back of a train Got a handful of lightening A hatful of rain And I know that I said I'd never do it again And I love you pretty baby but I always take the long way home
I put food on the table And a roof overhead But I'd trade it all tomorrow For the highway instead Watch your back if I should tell you Loves the only thing I've ever known One thing for sure pretty baby I always take the long way home
You know I love you baby More than the whole wide world You are my woman I know you are my pearl Let's go out past the party lights We can finally be alone Come with me and we can take the long way home Come with me, together we can take the long way home Come with me, together we can take the long way home
Das Medium von Zhang Wuyun ist die Malerei. Es gab Ausstellungen, in denen er seine Bilder mit Teilen aus der Großstadtnatur inszeniert hat, spannend, aber meistens unter Verschluß gehalten, sind seine Kohlezeichnungen.Bei Yi Lian findet sich ein breites Spektrum an Medien, in denen er seine Sprache die letzten Jahre formuliert hat: Bekannt wurde er durch seine Videos, die auch an zahlreichen Festivals gezeigt wurden (wie zuletzt im April 2023 bei den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen), Die zum Objekt erweiterte Fotografie kommt in seinem Werk genauso regelmäßig vor, wie einem Konzept dienliche Zeichnungen. Daneben gibt es eine Serie von Glas- und Porzellanobjekten, die er mit Siebdruck bearbeitet hat.
„The Long Way Home“ in der Loft 8 Galerie soll neugierig machen und zwei weitere chinesische Künstlerpositionen in Österreich auf den Plan rufen. Danke für Ihre Wahrnehmung!
Öffnungszeiten
Di-Fr 13.00 – 18.00, Samstag 11.00-15.00
Copyright © 2024 findART.cc - All rights reserved